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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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fliegen.
    „Aber Maria heiratete.“
    „Oh ja. So richtig mit allem Pomp. Einen Mann, der ihr nicht zustand. Und plötzlich war Haushalt für die zarte Maria gar kein Problem mehr! Sie konnte Wäschekörbe tragen, das Haus putzen und für den Mann kochen! Ich blieb an den alten Vater gefesselt! Ab und zu nahm er mich mit auf den Markt nach Bozen – ließ mich aber nicht aus denAugen! Männerbekanntschaften? Wie denn, mit Papa im Schlepptau? Die Meisten trauen sich dann nicht ran. Und was hätte Papa denn tun sollen, wenn ich auch noch aus dem Haus gegangen wäre? Er kann nicht kochen, und wie man Käse macht, weiß er bis heute nicht! Manchmal hat er mir beim Melken geholfen, als er nicht mehr Ortsvorsteher war. Aber die Kühe mögen den Geruch seiner Pfeife nicht und geben nicht richtig Milch, wenn er im Stall ist.“
    „Und dann wurde Maria schwanger.“
    „Ja. Ich habe mich gefreut, ich dachte, sie würde bei der Geburt bestimmt sterben, oder wenigstens kurz danach, und dann werden alle sehen, was für eine gesunde und belastbare Person ich bin. Die ideale Ehefrau und Mutter. Ich war nie in meinem Leben krank – nie! In meiner eigenen Familie war ich von jeher nur die Putz-und Arbeitskraft. Keiner hat mich als die Tochter des Hauses angesehen oder behandelt, wie es mir zugestanden hätte! Nein, sie haben mich sogar gezwungen, diese Natter von einer Schwester großzuziehen!“
    „Maria starb aber nicht!“
    „Bedauerlicherweise nicht. Auch nach der zweiten Geburt nicht. Und noch immer starrten alle nur auf Peter Pumpas Zweitgeborene! Als sie endlich krank wurde, keimte neue Hoffnung in mir auf! Und da höre ich doch, wie dieser Quacksalber von Besserung spricht. Aber irgendwann ist die Geduld jedes Menschen erschöpft! Ich habe nur getan, was zu tun war!“
    „Und Leopold? Wie kam er zu seiner Geschichte?“, wollte Mendetti wissen.
    „Diese Missgeburt stand vor dem Fenster. Es hat mich ein paar Tage harte Arbeit gekostet, ihm klarzumachen, er habe nicht mich, sondern Jakob gesehen. Dass die beidenKinder mich beobachtet hatten, wusste ich nicht. In diesem Moment hatte ich überhaupt nicht an die beiden Quälgeister gedacht. An dem Tag war ich vom Garten reingekommen, als ich dachte, die Gelegenheit wäre günstig.“
    „Helene?“
    Berta lachte, tief, dröhnend und zufrieden. Angewidert wandte Mendetti sich ab.
    „Na, die wäre doch die Nächste aus dieser Familie gewesen, die vor mit geheiratet und Kinder bekommen hätte. Das klappt ja nun nicht mehr!“
    Hämisch grinsend sah sie in die schockierten Gesichter der beiden Ermittler.
    „Erst seit die Maria tot und der Jakob mit den Kindern verschwunden war, hat mein Vater überhaupt wieder Notiz von mir genommen! Nicht, dass er gefragt hätte, wie es mir geht, was ich möchte, welche Pläne ich habe – nein, das nicht! Aber er hat sich zu mir an den Tisch gesetzt, wenn das Essen fertig war! Er hat sich über die Einnahmen gefreut, die wir mit meinem Käse erzielt haben! Immerhin! All das hat mir das Gefühl gegeben, wenigstens ein bisschen wichtig zu sein! Und nun taucht der Gumper wieder auf, und alles soll wieder so werden wie vorher? Sie verstehen doch, dass ich das nicht zulassen durfte!“
    „Sie haben nie daran gedacht, sich mit Marias Familie auszusöhnen?“
    „Warum hätte ich das tun sollen? Die sind eine richtige Familie, sitzen zusammen und unterhalten sich, unternehmen gemeinsam schöne Dinge. Einsamkeit erhält eine neue Dimension, wenn Sie als Frau fast zwei Meter groß sind und hundertachtzig Kilo wiegen! Die Gumpers waren ja zu dritt – die waren nicht einsam! Aber sie waren der Grund für meine Einsamkeit!“Mendetti war bleich geworden.
    Klapproth schüttelte bekümmert den Kopf.
    Die Szene im Hause Buchwald fiel ihr wieder ein. „Warum haben Sie nicht schon vor Jahren das Ultental verlassen? Vielleicht hätten Sie irgendwo anders den richtigen Mann kennen gelernt oder neue Freunde gefunden? Niemand hat Sie gezwungen, zu bleiben!“
    „Aber wo denken Sie hin? Wer hätte denn dann für meinen Vater sorgen sollen? Und die Käseproduktion?“
    Doch Maja Klapproth sah die Angst in den Augen der großen Frau aufflackern.
    Und verstand.
    „Ihr Lügengebäude konnte nur bestehen bleiben, solange Sie einsam blieben. Wäre auch in einem anderen Tal kein Mann in Ihr Leben getreten, hätte Maria nicht an Ihrer Ehelosigkeit schuld sein können, nicht wahr? Womöglich hätten Sie erkennen müssen, dass mögliche Bewerber gar nicht von Ihrer

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