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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Todesopfer darunter zu finden, nicht bewahrheiten würde.
    Eine einzelne, entschlossene Frau hatte das gesamte Dorf zur Umsetzung ihrer Pläne instrumentalisiert, Hass geschürt, Ängste verbreitet und dann nur noch auf eine günstige Gelegenheit gewartet.
    Wenn Klapproth die Augen schloss, sah sie Annas Gesicht vor sich, das nicht fassen konnte, dass ihre Welt untergegangen war, während sie im Kino Tränen gelacht hatte. Immer wieder hatte Anna „Meinetwegen? Das alles ist passiert, weil ich im Kino war?“ gefragt, und sie hatte ihr geantwortet: „Nein, es ist so gekommen, weil Berta es so wollte! Nur deshalb!“, gleichzeitig aber gewusst, wie verloren sich Anna vorkommen musste. Hoffentlich würde sich die Tante in Lana liebevoll um sie kümmern.
    Das Handy rutschte brummend über den Nachttisch. Klapproth checkte das Display.
    Eine SMS – von ihrer Mutter.
    Diese Frau wählte aber auch immer den falschen Zeitpunkt.
    Eine Einladung zum Abendessen.
    Sie seufzte.
    Der Ärger über die ungerechten Schuldzuweisungen ihrer Mutter schien unendlich weit zurückzuliegen – der Alltag auch. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee, sich mit ihr zu einer Aussprache zu treffen, überlegte sie.
    Schaden konnte es jedenfalls nicht!
    Im schlimmsten Fall würden sie übereinkommen, den Kontakt endgültig abzubrechen!
    Dieser Satanist, kehrten ihre Gedanken wieder zu den Ereignissen der Nacht zurück, den sie beim Braten der abgetrennten Hand beobachtet hatte, hatte einen sehr jungen Eindruck auf sie gemacht. Sobald sie seinen Namen und sein Alter ermittelt hatten, würden sie entscheiden, ob er in Köln einem Psychologen überantwortet werden würde oder in der Jugendpsychiatrie besser untergebracht wäre.
    Ob die Hand wirklich die von Nocturnus gewesen war? Sie schüttelte sich.
    Entschlossen stand sie wieder auf, griff nach Papier und Kugelschreiber und begann mit der Planung des nächsten Tages.

36
    Mario und sein Freund blieben verschwunden.
    Hubschrauber kreisten über dem Ultental, Suchmannschaften durchstreiften mit Hunden den Wald, Beamte befragten Passanten und Ladenbesitzer in den Nachbarorten – doch alle Nachforschungen blieben vergeblich.
    Nervös beobachtete Klapproth die Räumungsarbeiten. Quälend langsam wurden die einzelnen Teile des Dachstuhls angehoben und sanft zur Seite geschwenkt. Mehrmals stürzten Balken zurück auf den Boden und wirbelten dichte Aschewolken auf. Helfer in speziellen Anzügen mit Atemmasken suchten in den Resten nach Hinweisen auf weitere Opfer. Es würde noch Stunden dauern, bis der Schutt-und Ascheberg durchforstet war.
    Während die Arbeiten am Haus der Sekte voranschritten, begleitete die Kölner Hauptkommissarin Nikola Mendetti bei den weiter gehenden Ermittlungen.
    Besonders belastend war die Befragung der Familie Buchwald.
    Schweigend saßen die drei den Ermittlern gegenüber und vermieden es, einander anzusehen. Die Erleichterung über die gesunde Heimkehr ihrer Tochter konnte das Erschrecken über die eigenen Taten nicht vertreiben. Sofies Augen waren verschwollen und gerötet, Annas Blick kalt und voller Wut, während Günters Augen rastlos im Raum umherwanderten.
    „Und Berta hat Annas Anruf mit keinem Wort erwähnt?“
    „Nein! Glauben Sie denn, wir hätten die Polizei eingeschaltet, wenn wir gewusst hätten, dass unsere Tochter mit Carsten im Kino ist?“, fauchte Günter Buchwald.
    „Der Carsten ist ein sehr zuverlässiger junger Mann.“ Sofies Stimme war tränenschwer. „Aber so, ohne jede Nachricht – wir haben uns solche Sorgen gemacht!“
    „Berta Pumpa hat behauptet, keinen Anruf bekommen zu haben.“
    „Diese Hexe!“, schrie Anna, sprang auf und zerrte ihr Handy aus der Tasche. „Hier, sehen Sie, im Ordner ,Getätigte Anrufe‘ steht Bertas Nummer, mit Datum und Uhrzeit!“
    Mendetti nickte.
    Bertas kleine Tricks funktionierten nicht immer. „Trotzdem hattet ihr nicht das Recht, einen solchen Aufstand zu provozieren, nur weil ihr mich nicht erreichen konntet!“, schleuderte sie ihren Eltern entgegen. „Menschen sind gestorben, andere wurden verletzt! Erst dieses Theater mit dem Pfarrer und dem Exorzisten aus Rom – und nun das! Seht ihr nicht, wie sehr ihr euch verrannt habt?“
    „Aber du warst nicht im Bus!“, beharrte Günter. „Da dachten wir, es ist etwas Schreckliches passiert.“
    „Anna“, versuchte Mendetti zu vermitteln, „Berta hat die Angst deiner Eltern für ihre Zwecke benutzt!“
    Das Mädchen warf den Eltern einen

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