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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Herr Baier lachte amüsiert.
    Dr. Glück atmete schwer. Es war sinnlos. Mit diesen Eltern konnte es keine Zusammenarbeit geben!
    Er konnte nur Ruhe bewahren und versuchen, so viele Informationen zu bekommen wie irgend möglich.
    „Es gibt Hinweise darauf, dass Julian und Mario in ein Kapitalverbrechen verwickelt sind, Herr Baier! Das ist kein Scherz mehr! Menschen sind gestorben, Ihr Sohn und sein Freund waren womöglich daran beteiligt! Wenn Julian in Köln ist und nicht bei Ihnen zu Hause wohnt, an wen könnte er sich dann gewandt haben?“
    „Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Er hat ja keinen Grund, sich zu verstecken. Ich verstehe ohnehin nicht,warum er nicht nach Hause gekommen ist.“ Der Vater lächelte nachsichtig, als habe er die Worte des Staatsanwalts nicht gehört.
    Dr. Glück trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. Diese Frage hätte er dem Vater beantworten können, ließ es aber bleiben.
    „Herr Baier! Wo könnte Ihr Sohn Unterschlupf finden?“
    „Woher soll ich denn das wissen?“, brauste der distinguierte Mann unerwartet auf. „Sie kriminalisieren meinen Sohn ohne jede Veranlassung!“
    „Hören Sie, wir nehmen Ankündigungen dieser Art grundsätzlich sehr ernst! Und Sie täten gut daran, mit uns statt gegen uns zu arbeiten! Sein Freund Mario ist ebenfalls nicht wieder aufgetaucht, dort kann er also nicht sein! Wen kennt er in Köln, der ihm ein Versteck anbieten würde?“
    Herr Baier sah den Staatsanwalt einen Moment verwirrt an, dann antwortete er ratlos: „Die Oma? Ein halsstarriges und streitlustiges Weib. Aber so weit würde sie wohl nicht gehen …“
    Dr. Glück seufzte.
    So kamen sie keinen Schritt weiter.
    Maja Klapproth führte ein ähnliches, wenig erhellendes Gespräch mit Frau Hilbrich.
    „Soll das ein Witz sein?“, fuhr die Frau die Ermittlerin an. „Die Polizei fragt mich, wo mein Sohn sein könnte? Sollten Sie den Taugenichts nicht suchen?“
    „Wir haben Grund zu der Annahme, dass Mario sich zurzeit wieder in Köln aufhält.“
    „Bei mir ist er jedenfalls nicht. Vielleicht fragen Sie mal bei seinem nichtsnutzigen Flittchen nach!“, riet die Mutter ihr gallig.
    „Dort ist er auch nicht.“
    Die beiden Frauen saßen sich auf wackligen Campingstühlen im Raucherzimmer gegenüber, wie die Arbeiterinnen das stinkende und fensterlose Loch euphemistisch nannten.
    „Hören Sie!“, stellte Frau Hilbrich klar. „Ich muss die Zeit, die ich hier für dieses sinnlose Gespräch vergeude, nacharbeiten! Unser Chef hasst Raucher und deshalb schikaniert er uns ,Süchtige‘, wo er nur kann. Ein Gesundheitsapostel eben. Und ich habe auch wirklich überhaupt keine Lust mehr, mich mit der Polizei über Mario zu unterhalten! Von mir aus kann der bleiben, wo der Pfeffer wächst! Sagen Sie ihm das, wenn Sie ihn finden!“
    Sie drückte mit ihren nikotinverfärbten Fingern den Zigarettenstummel am Rand der Blechdose aus, stand auf und verließ ohne Gruß den Raum.
    Bei der Sonderkommission liefen im Dreißigminutentakt alle Ermittlungsergebnisse zusammen.
    Eine Stellwand füllte sich mit angepinnten Fotos, Vorschlägen, Kommentaren und kurzen Statements zum Ermittlungsstand. Maja Klapproth und Malte Paulsen sortierten Berichte und filterten die wichtigsten Ergebnisse heraus.
    Vierundzwanzig Stunden vor Ablauf des Ultimatums war das Ergebnis nicht nur dürftig, es war kläglich.
    Sie wussten nun, dass beide Jungs den Angriff auf die Sekte überlebt hatten und dass es ihnen irgendwie gelungen war, nach Köln zu reisen. Dass sie Zugang zu einem Computer hatten, auf dem sie die Sites erstellt und ins Internet geladen hatten – anonym, keine Chance für die Ermittler.
    Interessant war auch, dass der verletzte Kevin Baumeister nicht ins Ultental zurückgekehrt war. Aber einen Zusammenhang mit Marios und Julians Verschwinden aus Südtirol zu vermuten war reine Spekulation.
    In allen Internetcafés der Stadt waren Beamte unterwegs, die nach den beiden fragten, Fotos vorlegten und auf die Gefährlichkeit der beiden hinwiesen. Bisher hatte niemand die Freunde erkannt.
    „Im ehemaligen Haus der Sekte sind sie jedenfalls nicht. Alle Räume wurden renoviert – es gibt nur noch weiße Wände! In einem der Zimmer haust Dolorus. Er schläft auf einer Matratze, neben sich einen Wecker, eine Tasse, einen Wasserkocher und ein Päckchen Pulverkaffee, eine Kerze. Es waren keine weiteren Schlafgelegenheit zu finden. Dort sind sie wirklich nicht“, erklärte Klapproth.
    „Wie

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