Steinhauer, Franziska
bist du denn ins Haus gekommen?“
„Äh, das Badezimmerfenster war nach dem Lüften nicht mehr geschlossen worden“, gab sie lächelnd zurück. Dr. Glück zog die Stirn in Falten, enthielt sich aber jeden Kommentars.
Dr. Ulf Mendes hatte nach dem Studium der Schülerakten eine Liste mit etwa dreißig Namen von Lehrern und Mitschülern erstellt, mit denen die Freunde in den letzten Jahren immer mal wieder aneinandergeraten waren, Menschen, die sie möglicherweise für Fehlentwicklungen in ihrem Leben oder ihrem schulischen Werdegang verantwortlich machten und an denen sie sich unter Umständen für Beleidigungen oder Herabsetzungen rächen wollten.
Einige Beamte, als Mitarbeiter einer Reinigungsfirma getarnt, hatten das Schulhaus und die Turnhalle sowie alle Nebengebäude gründlich durchsucht. Gefunden hatten sie allerdings nur einen goldenen Ohrring und mehrere benutzteund unbenutzte Kondome – keine Sprengvorrichtung, kein Waffendepot.
Sie traten auf der Stelle.
Ohne weitere Nachrichten von den mutmaßlichen Tätern steckten die Ermittlungen fest.
Maja Klapproth hatte im Internet nachgeforscht, welche Bedeutung die tausend Seelen haben konnten, und war dabei auf weitere satanistische Links gestoßen, was sie nicht überrascht hatte. Immerhin erfuhr sie auf den entsprechenden Seiten, dass die Zahl tausend eher symbolisch zu verstehen war, als Synonym für „so viel wie irgend möglich“. Das Ticket für den Übertritt ins höllische Reich Satans wurde in dieser Währung bezahlt.
Der Countdown tickte unerbittlich.
Als alle Zuversicht zu schwinden drohte, kam endlich der erlösende Funkspruch.
„Wir haben sie!“
Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile im gesamten Präsidium. Erleichterung machte sich breit.
„Wo wurden die beiden denn aufgegriffen?“, fragte Maja Klapproth und gestattete auch sich ein vorsichtiges Aufatmen. Nichts würde morgen passieren! Niemand musste bei einem Amoklauf sterben!
„Am Dom!“ Dr. Glück lief im Büro auf und ab. „Wir haben sie! Wir können auch die Schule informieren. Ab morgen ist wieder Unterricht nach Plan!“
„Dr. Glück, damit sollten wir vielleicht lieber noch warten. Wir können nicht ausschließen, dass es Mittäter aus dem Kreis der Sekte gibt. Ihre Botschaft muss nicht unbedingt bedeuten, dass es nur zwei sind!“, riet Klapproth.
„Ist es nicht seltsam, dass die beiden am Dom aufgegriffen wurden? Auf dem Weg zu Starbucks? Sie mussten dochdamit rechnen, dass die Polizei nach ihnen sucht. Die Ankündigung ist öffentlich!“, überlegte Paulsen laut.
„Ja, das verstehe ich auch nicht. Ich würde in dieser Situation jedenfalls nicht an einem so belebten Ort herumlaufen. Am Bahnhof ist die Polizei immer präsent“, bestätigte Klapproth.
„Ich bin nur neugierig zu erfahren, was sie da eigentlich wollten. Hunger? Durst?“, meinte Paulsen in entspanntem Ton.
„Wir müssen die Eltern herbitten. Schließlich sind die beiden noch minderjährig“, murmelte Dr. Glück und hastete mit rudernden Armen den Gang entlang.
„Mach nicht so ein miesepetriges Gesicht! Der Spuk ist vorbei!“, freute sich Paulsen, und Klapproth lächelte ein wenig.
Eine halbe Stunde später saßen die beiden Festgenommenen in Klapproths Büro.
Zwei Freunde, ziemlich aufgebracht.
Aber es waren nicht Mario und Julian!
Nach diesem erneuten Tiefschlag verordnete der Leitende Staatsanwalt seinen Ermittlern eine Verschnaufpause von einer Stunde.
Sie sollte ihnen Gelegenheit geben, ihre Gedanken zu ordnen, bevor sich alle wieder im Büro einzufinden hatten.
Paulsen begleitete Michaela zu einem Termin bei der Hebamme und dachte während der Atemübungen darüber nach, wie er wohl reagieren würde, wenn der kleine Paulsen sich einmal einer solchen Sekte anschließen sollte. Oder was er täte, wenn sein Sohn ein Attentat ankündigte. Wenn man nur sicher wüsste, was in den Familien schiefgelaufen war, könnte man versuchen, diese Fehler bei der Erziehungdes eigenen Kindes zu vermeiden. Aber ging das überhaupt? Machten nicht alle Eltern Fehler? Sorgenvoll betrachtete er Michaelas Bauch. Würden sie all den Herausforderungen, die mit dem Baby auf sie zukamen, gewachsen sein?
Klapproth radelte zu Fabian.
Wenn er erstaunt war, sie zu sehen, behielt er es ausnahmsweise taktvoll für sich.
„Meine Satanisten planen einen Anschlag, irgendwo in der Stadt. Uns bleiben noch etwa sechzehn Stunden, um ihn zu verhindern. Und wir wissen nichts!“
„Weißt du noch, was wir
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