Steinhauer, Franziska
ständig auf und ließ nicht locker. Vor ein paar Tagen brachte sie jedoch ihren Freund mit nach Hause. Das hat die Angelegenheit dann wohl endgültig geklärt, und Salvatore brachte sich um. Tragisch!“
„Meine Güte. Der klassische Stoff für Dramen! Wie alt war er?“
„Einundzwanzig. Kein Alter, um zu sterben.“
„Und St. Gertraud?“
„Nun, was soll ich sagen? Berta ist geständig. Sie hat ihre Schwester getötet, beinahe auch noch ihre Nichte. Den Schlag auf den Kopf bekam Jakob von ihr, und sie war es auch, die versuchte, Helene in den Wald zu locken, um sie dort zu töten. Diese Frau muss jeden Tag stundenlang mit dem Feldstecher am Fenster gestanden haben, um die richtige Gelegenheit nicht zu verpassen. Als sie Helene mit dem Hund über die Wiese gehen sah, hat sie nicht einen Moment gezögert. Weißt du, Maja, ich kann das alles immer noch nicht glauben! Es ist wie ein Albtraum! Ich kenne diese Menschen seit vielen Jahren und dachte immer, sie wären mir vertraut. Jetzt kommen sie mir vor wie Fremde.“ Er räusperte sich. „Rainer hat Amalia niedergestochen. Auch dafür ist Berta indirekt verantwortlich, wie überhaupt für alle Ausschreitungen in dieser Nacht.“
„Wer hat Nocturnus, Phobius und Dirk Stein getötet?“
„Das ist bei Weitem schwieriger zu klären. Matti und Sepp haben das Feuer im Haus der Sekte gelegt. Es muss jemand vorausgelaufen sein. Derjenige hat Phobius überrascht und erschlagen. Wir wissen durch die Aussagen der Sektenmitglieder, dass man die Unruhe im Dorf gespürt hatte und er während der Messe Wache halten sollte. Die Hacke, mit der Nocturnus erschlagen wurde, stammt aus den Beständen der Feuerwehr. Aber das Messer konnten wir eindeutig Matti zuordnen. Es stammt aus seiner Küche. Ein ausländisches Fabrikat, das nur er besaß.“
„Hoffentlich klärt sich alles. Die Menschen in St. Gertraud können kaum noch mehr Rätsel ertragen.“
„Ich bin zuversichtlich. Wir erstellen gerade Bewegungsprofile – es sieht nicht so aus, als könnten uns die Täter auf Dauer entkommen.“
„Wenn wir Mario und Julian morgen fassen, klären sich auch noch die anderen Fragen, zum Beispiel der Mord an diesem Pfarrer im Passeiertal.“ Sie seufzte bekümmert und dachte bei sich: Wenn wir sie fassen! Wenn …
„Maja, hast du schon einmal daran gedacht, dass es gar keinen Anschlag geben könnte?“
„Ja, natürlich. Dennoch müssen wir von einer ernsthaft gemeinten Ankündigung ausgehen. Unser Polizeipsychologe gibt auch keine Entwarnung – er hat uns nur im Bezug auf die Einhaltung des Ultimatums beruhigt. Er meint, wenn es eines gibt, halten sich die Täter meist auch daran. Wenn der Anschlag früher stattfindet, ist das in der Regel unbeabsichtigt – später kann dagegen bedeuten, dass sie sicher sein wollen, möglichst viele Menschen zu versammeln,die dann erleichtert glauben, alles sei überstanden. Es ist eine verfahrene Situation.“
Die Kaffeepause war vorbei, sie kehrte wieder an ihren Schreibtisch zurück.
„Wenn morgen alles vorbei ist, möchtest du dann vielleicht am Abend mit mir essen gehen?“
„Gerne, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich es pünktlich bis ins Ultental schaffen werde! Es ist ein bisschen weit, Nikola!“
„Aber so weit ist es doch gar nicht! Nur bis zum Hotel am Dom.“
41
Angespannte Erwartung.
Seit Stunden behielten zivile Kräfte der Kölner Polizei das Gebiet im Umkreis der Schule im Blick.
Doch nichts geschah.
„Ich glaube einfach nicht, dass er so etwas tut!“, schluchzte Yvonne, und Klapproth reichte ihr ein Taschentuch. „Mario ist nicht so!“
„Hast du wirklich sonst nichts weiter mehr von ihm gehört?“
„Nein!“
Klapproth öffnete die Datei.
„Heute ist es so weit. Der große Showdown! Wir werden unsterblich! Noch in hundert Jahren wird man respektvoll von unserer Tat sprechen, Geschichtsbücher werden darüber berichten und Vorträge uns würdigen! Berühmt wird man uns nennen – vielleicht auch Augenöffner, Erneuerer der Geschichte, Vordenker! Meine Liebe zu Dir ist unvergänglich! Mario“, stand da in kursiver Schrift.
„Er hat dich also nicht gebeten, zu Hause zu bleiben“, stellte Klapproth überrascht fest.
„Nein“, bestätigte Marios Freundin, und wieder liefen Tränen über ihre Wangen.
„Glaubst du, er wird auch deinen Tod riskieren?“
„Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll! Er liebt mich!“
„Wir bringen dich nach Hause. Sollte Mario sich bei dir melden, ruf
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