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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Krankenhaus gefahren, hatte an seinem Bett gesessen, neben dem die Beatmungsmaschine keuchte und ein Monitor ständig piepte und Kurven anzeigte, die bewiesen, dass Fabian noch lebte, auch wenn es nicht danach aussah.
    Komm zurück, hatte sie gefleht, lass mich nicht allein! Und Fabian war zurückgekehrt.
    Aber es war ein anderer Fabian als der, den sie gekannt hatte.

10
    „Der Jakob ist zurück!“ Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile in St. Gertraud, kaum dass Jacobs Wagen im Ultental gesichtet worden war. Einige wussten sogar schon mehr und fügten noch zusätzliche Informationen hinzu. So ergänzte zum Beispiel der Besitzer des Ultnerhofs: „Der Jakob ist zurück. Er hat beide Kinder dabei.“ Moretti, der Feuerwehrhauptmann, meinte hingegen dumpf: „Er ist gekommen, um sich zu rächen“, und die alte Josefa, die in einem kleinen Häuschen unterhalb der Kirche wohnte, prophezeite: „Er wird die ganze Sache wiederaufrollen. Die Presse wird sich erneut auf den Fall stürzen, und im Fernsehen werden Berichte gesendet werden. Das gibt Unruhe – womöglich greifen sie auch den Mord an der Platzgrummer wieder auf. Das verunsichert die Menschen, und die Weihnachtsgäste werden ausbleiben.“
    Notfallmäßig kam man in einem Hinterzimmer des Ultnerhofs zusammen, um die neue Lage und die daraus sich ergebenden Folgen zu diskutieren.
    „Wir werden nicht dulden, dass dieser Mörder mit seiner Brut wieder ins Dorf zurückkehrt!“, schrie Matti, ein stämmiger, wettergegerbter Bauer.
    „Wir haben schon genug Leid gesehen! Warum sollten wir zulassen, dass dieser Frauenmörder sich hier wieder einnistet? Der hat doch Blut geleckt! Womöglich bringt ernoch mehr Frauen um!“, mahnte Sepp, ein magerer Mann um die vierzig, der gerade erst geheiratet hatte.
    „Ich stell mich doch beim Bäcker nicht in der Schlange hinter einem Mörder an!“, kreischte Mattis Frau Annemarie.
    „Und die Kinder können wir nicht mehr draußen spielen lassen! Man kennt das ja!“ Lina war mit ihrem sechsten Kind schwanger und schob demonstrativ ihren Bauch vor, um ihre Worte zu unterstreichen.
    „Was will er überhaupt hier? Es muss doch einen Grund dafür geben, dass er ausgerechnet jetzt zurückkommt!“, mischte sich Stefano als Stimme der Vernunft in das Geschrei ein. Der dunkelhaarige Lehrer mit den geheimnisvollen Augen war bei den Männern des Dorfes nicht gerade beliebt. Denn seit er in St. Gertraud wohnte, hatte sich eine, wie manche Ehegatten und Väter argwöhnten, hormonelle Unruhe unter den Frauen und jungen Mädchen breitgemacht.
    Jetzt wurde es still in der Gaststube.
    „Sein Bruder ist krank“, wusste Liese, eine Kellnerin.
    „Meine Cousine arbeitet bei einem mobilen Pflegedienst. Der Anton Gumper liegt im Sterben, sagt sie. Hirntumor.“
    „Nach dem Tod der Maria ist der Jakob weggezogen, und für die nächste Leiche kommt er zurück!“ Matti schlug einen unheimlichen Ton an, der seine Wirkung nicht verfehlte.
    „Warum bleibt er dann nicht im Haus seines Bruders? Ich sag euch: Der Jakob will uns nur die Urlauber vergraulen! Er weiß, dass wir alle viel Geld in das Tourismusgeschäft investiert haben. Er ist gekommen, um uns zu ruinieren!“ Ulrikes Stimme klang unangenehm schrill. Ihre kleine Pension unten im Dorf war erst vor wenigen Monateneröffnet worden. „Er wird behaupten, im Dorf liefe ein Frauenmörder frei herum, der nur auf sein nächstes Opfer wartet. Dann kommt hier keiner mehr her!“
    „Das kann er nicht! Es hat doch schon damals alles gegen ihn gesprochen, weshalb ich auch bis heute nicht verstehe, wie die Polizei so blind und verbohrt sein konnte! Es gäbe keine Beweise gegen ihn! Das haben die doch tatsächlich behauptet! Und Jakob war schlau – oh ja! Weil er die Maria hatte einäschern lassen, gab es keine Leiche mehr, die man hätte untersuchen können. Schlau! Sehr geschickt, wirklich! Aber das Dreisteste war, dass er auch noch behauptet hat, die Maria hätte das alles so gewollt!“ Matti ließ seiner Empörung freien Lauf. Dann fixierte sein kalter, schneidender Blick eine kleine Gestalt mit weißen Haaren, rundem, freundlichem Gesicht und hellblauen Augen hinter einer randlosen Brille.
    „Ich begreife ohnehin nicht, wie ,natürliche Todesursache‘ auf dem Totenschein stehen konnte“, fauchte Matti den Mann an.
    „Na, ich habe mich schon gefragt, wie lange es wohl noch dauern würde, bis du endlich auf dein Lieblingsthema kommen würdest, Matti“, antwortete Dr. Franz Gneis

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