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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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du verrückt? Die Kriminaltechnik kann auch nach x-mal waschen noch feststellen, dass die Flecken Blut sind. Das geht nicht. Nee, die Klamotten müssen weg. Kauf dir was Neues, Geld ist doch jetzt nicht mehr das Problem!“
    Mario lächelte vor sich hin. „Was grinst du?“
    „Oh – ich dachte nur gerade an den entsetzten Gesichtsausdruck meiner Eltern, wenn sie wüssten, was wir letzte Nacht gemacht haben. Es würde ihre Einstellung mir gegenüber komplett verändern.“
    „Das denke ich auch.“ Julian lächelte jetzt ebenfalls. „Ja, das denke ich wirklich!“

13
    Jakob Gumper kehrte allein nach St. Gertraud zurück.
    Es war ein seltsames Gefühl, wieder durch das weite Tal nach Hause zu fahren, auf der schmalen Straße, die in den Hang hineingepasst war und sich an ihm entlangschlängelte.
    Viel hatte sich seit damals verändert.
    Entlang der Strecke waren neue Hotels entstanden. Die Bauweise, der traditionellen angepasst, fügte sich harmonisch in die bestehende Bebauung ein. Schilder priesen besondere Wohlfühlangebote an, von normaler Massage und Physiotherapie über Ayurveda, Thaiwoche, Bade-und Saunavergnügen bis hin zu Hot Stone, Entspannungs-und Wellnesskur und Berglwiesendiät.
    „Fehlt nur noch ein McDonald’s“, grummelte Jakob misslaunig.
    Den Wanderweg um den Stausee herum hatte man neu angelegt, Findlinge luden im Sommer zum Verweilen ein. Selbst um diese Jahreszeit war der Parkplatz gut belegt.
    „Tja, Ultental. Mit deiner eigenbrötlerischen Ruhe ist es wohl vorbei. Hilfe! Die Fremden kommen“, lachte er kehlig und durchaus schadenfroh.
    Fremde waren hier von jeher unerwünscht gewesen und misstrauisch beäugt worden. Was für eine gewaltige Umstellung für die Ultentaler, die sich nun sogar über die Fremden freuen, ja sie gar hierher einladen mussten! Menschen,die womöglich weder Deutsch noch Italienisch sprachen – unvorstellbar!
    Gegenüber dem Feuerwehrhaus bog er in Richtung Naturdenkmal ab. Die schmale Straße führte über einen Bach und dann zu den drei Urlärchen, die der Legende nach mehr als zweitausend Jahre alt sein sollten. Vor einigen Jahren war ein Forschungsteam hier gewesen, das zu ganz anderen Ergebnissen gekommen war – knapp achthundertsiebzig Jahre seien die Bäume in Wirklichkeit alt – doch da das der Tourismuswerbung nicht dienlich war, hatte man es bei der Mär über ihr biblisches Alter belassen.
    In dem Moment, da er das Haus sah, wusste er, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, zurückzukehren.
    Heimzukommen.
    Auch für ihn käme nun die Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen, Maria an allen Ecken des Hauses wieder zu begegnen – und er spürte, wie sich eine tiefe Ruhe in ihm ausbreitete.
    Er war zu Hause.
    Doch als er die Auffahrt hochfuhr, entdeckte er es sofort. Das Transparent flatterte über dem Eingang im kalten Wind.
    „Mörderbrut – weckst alte Wut – sei auf der Hut – Mörderbrut“ stand in blutroten Lettern darauf. An manchen Stellen war die noch nasse Farbe nach unten gelaufen, was den Eindruck, hier habe ein schreckliches Verbrechen stattgefunden, zusätzlich verstärkte.
    St. Gertraud hieß ihn willkommen.
    Dr. Gneis steht betroffen vor dem Leichnam der jungen Mutter.
    Maria Gumper ist tot.
    Wie soll er das nur dem Ehemann beibringen? Und den Kindern?
    Er sieht in Marias Gesicht und überlegt, was nun zu tun ist. Überraschend ist sie gestorben – trotz ihrer schweren Erkrankung zum jetzigen Zeitpunkt völlig unerwartet!
    Er knetet sein Kinn, streicht sich das schon früh weiß gewordene Haar aus dem Gesicht.
    Dann rückt er seine Brille zurecht, beugt sich tiefer über das Gesicht der Toten und betrachtet es nachdenklich.
    Der arme Jakob, denkt er immer wieder, er hat seine Maria so geliebt, hätte alles für sie getan.
    Der Kugelschreiber schwebt über dem Totenschein.
    Und die beiden Kinder, Helene und Heiko – nun würden sie nur noch den Vater haben, ihre wunderbare Mutter, die immer fröhliche und unbeschwerte Freundin, war für sie verloren.
    Die Alternativen, die ihm durch den Kopf gehen, sind keine. Berta, die ewig zu kurz Gekommene, die gefühlskalte Tante, kommt für diese Aufgabe nicht in Betracht. Wenn er nur daran denkt, wie herzlos Berta mit dem Vieh umgeht – da möchte man ihr wirklich keine kleinen, zerbrechlichen Wesen anvertrauen! Der Großvater ist eine schwache Persönlichkeit. Kinder kann er nicht erziehen.
    Amalia!
    Nein, das geht auch nicht, fällt ihm ein. Amalia ist eine

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