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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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„ist was passiert?“
    „Der Jakob! Er verbrennt die Maria! Er tut es ein zweites Mal! Das ist der Beweis, der noch gefehlt hat! Das ist der Beweis! Dieser Schuft!“, heulte Berta auf und reichte ihrem Vater das Fernglas.
    „Was? Das kann doch nicht sein! Er verbrennt die Puppe?“ Der alte, gebeugte Mann bewegte sich ruckartig hin und her, um besser erkennen zu können, was dort drüben vor sich ging. „Zusammen mit diesem Quacksalber und Dummschwätzer Gneis! Das war ja klar, dass der zu Jakob halten würde, auf den können wir nicht zählen!“
    Es klopfte energisch, und Annemarie riss stürmisch die Tür auf und wirbelte in die Küche.
    „Kommt! Kommt! Wir versammeln uns unten! Es ist entsetzlich!“, stieß sie hervor und lehnte sich schwer atmend an den Türrahmen.
    „Ich mach dir erst mal einen Tee!“, verkündete Berta, trocknete ihre Tränen an ihrer Schürze und machte sich daran, Wasser aufzusetzen. Es schien ihr, als könne Annemarieeine Stärkung gut vertragen. „Was ist denn so entsetzlich?“
    „Lass das! Dazu ist jetzt keine Zeit! Kommt!“ Annemarie zerrte die beiden Pumpas förmlich hinter sich aus dem Haus hinaus und lief mit ihnen eilig ins Dorf hinunter.
    Im Hinterzimmer des Ultentaler Hofs hatte sich bereits eine große Anzahl Dorfbewohner versammelt. Der Raum war von einem aufgeregten Raunen und Brummen erfüllt, alle redeten durcheinander, gestikulierten wild, liefen Hände ringend umher, setzten sich, sprangen wieder auf, setzten sich erneut.
    „Was ist denn hier los?“, donnerte die Stimme Peter Pumpas durch den tumultartigen Lärm, und wie auf Kommando wurde es still im Raum.
    „Diese neuen Leute oben am Berg! Unsere neuen Nachbarn – das ist keine Jugendhilfsorganisation! Das sind Satanisten!“, kreischte Annemarie hysterisch.
    Hastig bekreuzigten sich die Versammelten, und eine zittrige Stimme begann das „Vater unser“ zu murmeln.
    „Was! Woher wisst ihr das?“
    „Oh“, höhnte Annemarie, „das war nun wirklich ganz leicht herauszufinden! Man musste nur den Vertrag gründlich lesen. Lindner hat mich heute Morgen angerufen. Vertragspartner ist eine Organisation, die sich Lucifers Kinder nennt!“
    „Lucifers Kinder? Lucifer? Warum wurde das nicht früher bemerkt?“, wetterte Pumpa empört. „Da muss wohl jemand eindeutig gepennt haben!“
    Der neue Ortsvorsteher, Michael Hofer, hüstelte.
    „Äh – … nun, ich habe mich auf das verlassen, was manmir erzählt hat! Das Haus würde von einer religiösen Jugendorganisation erworben werden, die es zu einem Schulungszentrum ausbauen würde. Ich dachte, es handle sich um Lilians Kinder, einen privaten Verein.“
    „Klar“, höhnte Matti, „Lilian und Lucifer kann man ja auch leicht miteinander verwechseln!“
    „Aber nun sind es Satanisten! Da muss man doch was tun können!“, schimpfte Frieder und drohte mit seinem knotigen Stock Richtung Berghang. „Den Verkauf kann man doch sicher rückgängig machen!“
    Wieder hüstelte Michael Hofer, bevor er erklärte: „Tja, so einfach ist das leider nicht. Dieser Verein hat eine großzügige Summe für den Ausbau und die Beschilderung des Wanderwegs und des Naturlehrpfads gespendet, der sowohl für Einheimische als auch für Touristen eine ganz besondere Attraktion sein wird. Der Auftrag ist bereits vergeben. Das Geld somit praktisch schon ausgegeben. Außerdem müsste die Gemeinde das Haus zurückkaufen – und ob diese Organisation damit einverstanden wäre, wage ich zu bezweifeln. Abgesehen davon muss nicht ich mich für den Verkauf rechtfertigen! Es ist schließlich nicht mein Haus!“
    Alle Blicke konzentrierten sich nun auf Justus, den Bruder des ehemaligen Hausbesitzers, der sich ganz offensichtlich unwohl in seiner Haut fühlte.
    Der alte Mann umklammerte mit seinen gichtigen Fingern den silbernen Knauf des Gehstocks.
    „Ja“, antwortete er auf den unausgesprochenen Vorwurf mit schwankender Fistelstimme, „mein Bruder hat sein Haus an diese Leute verkauft. Aber von Satanismus war dabei nie die Rede. Er hatte immer nur mit einem Anwalt aus Köln zu tun. Sehr integer – und der erzählte ihm, dasHaus würde eine Art Kinder-und Jugendheim werden. Woher hätte er wissen sollen, dass Satanisten einziehen! Er hatte nicht den geringsten Grund, an den Worten des Anwalts zu zweifeln.“
    „Ein Kinderheim?“
    „Ja! Er glaubte, er verkaufe sein Haus an eine private Organisation, die sich um Kinder und Jugendliche aus überforderten Elternhäusern kümmert. Das

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