Steinhauer, Franziska
um eine satanistische Organisation.“
„Dann sind diese Kinder Lucifers in Köln?“
„Nein. Bis vor ein paar Tagen waren sie noch hier, doch im Augenblick scheint das Haus verlassen zu sein.“
„Aha – es sieht nämlich ganz danach aus, als wären sie nun zu mir ins Ultental gezogen! Es ist ihnen gelungen, ein Bauerhaus in der Gemeinde St. Gertraud zu erwerben, weil die Menschen dort glaubten, es handle sich um eine Jugendhilfsorganisation. Tja, das hat sich nun als Irrtum herausgestellt, und das Entsetzen in der Gemeinde ist groß!“
„Das kann ich mir vorstellen. Die Kölner Nachbarn der Sekte waren auch nicht gerade begeistert.“
„Dann kann ich die Dorfbewohner beruhigen? Die Kinder Lucifers sind nicht gefährlich – nur eigenartig? Sehen Sie, man hat sie beobachtet, wie sie nachts über den Friedhof geschlichen sind. Das ist den Menschen hier natürlich unheimlich – man ist in St. Gertraud sehr religiös.“
„Nein, so einfach verhält es sich nicht. Ich kann nicht behaupten, sie seien ungefährlich. Wir vermissen zwei Jugendliche aus Köln, deren Eltern fest davon überzeugt sind, dass diese Sekte sie verschleppt hat.“
„Hm. Auf dem Anwesen der Satanisten in St. Gertraud leben in der Tat einige Jugendliche. Das hat man mir bereits berichtet“, bestätigte die warme Stimme.
„Ich könnte Ihnen Fotos der beiden faxen – oder noch besser mailen. Könnten Sie dann diskret für mich überprüfen, ob diese beiden zu den Bewohnern des Hauses gehören?“
„Aber natürlich. Das tue ich gerne. Ich melde mich dann umgehend bei Ihnen!“, versicherte der italienische Kollege.
Klapproth starrte den Hörer noch lange an, nachdem der Kollege das Gespräch bereits beendet hatte. Paulsen grinste. „Na, beeindruckt?“
Ertappt fuhr sie zusammen und legte ebenfalls auf.
„Ja, sehr sogar. Und wir wissen jetzt, wo Nocturnus mit seinen Anhängern untergetaucht ist. Sie wohnen im Ultental in Südtirol. Der Kollege war ziemlich beunruhigt.“
Paulsen lachte unfroh. „Da wird auch sicher noch einiges auf ihn zukommen. Und was tun wir, wenn dieser Commissario Mendetti die beiden Jungs tatsächlich dort findet?“
Maja Klapproths Augen verengten sich zu Schlitzen, und ihre Stimme bekam einen gefährlichen Unterton.
„Wenn dieser Manuel Müller, alias Nocturnus, glauben sollte, er kann unsere Ermittlungen behindern oder gar zum Erliegen bringen, indem er nach Italien verschwindet – wird er zu seinem Erstaunen feststellen, wie weit die Globalisierung fortgeschritten ist!“
„Was soll das heißen?“ Malte Paulsen dachte daran, dass Michaela kaum begeistert wäre, sollten Klapproths Worte tatsächlich das bedeuten, was er befürchtete. Schwangere Frauen, hatte er in den letzten Monaten bemerkt, forderten schon vor der Geburt die Aufmerksamkeit des Vaters für das Kind ein.
„Ich werde in diesem Fall ins Ultental reisen!“
Dr. Gneis versucht die Gemüter zu beruhigen.
„Leopold erzählt also eine Geschichte. Und? Der Junge weiß doch nicht einmal, was es bedeutet jemanden zu ermorden, er hat keine Ahnung vom Tod. Und da glaubst du, er wüsste, was er vom Fenster aus beobachtet hat?“
„Er hat es mir erzählt!“, beharrt Berta stur.
„Komm, Berta! Leopold kann gar nicht sprechen! Nicht einen sinnvollen Satz, nicht ein Wort. Jeder im Dorf weiß um seine schwere geistige Behinderung. Abgesehen davon hätte Jakob ja wohl auch nicht den geringsten Grund gehabt, Maria umzubringen!“
„Ach nein?“ Berta grinst süffisant. „Vielleicht wollte er nicht auf ewig an einen Krüppel gebunden bleiben? Wie die Männer eben so sind!“, setzt sie spitz hinzu. „Vergucken sich immer nur in perfekte Frauen. Die Brust war nun mal ab, und es wäre auch keine mehr nachgewachsen!“
„Berta! Denk besser erst einmal nach, bevor du solche Dinge sagst! Wegen der Operation! So ein Quatsch! Jakob hat Maria aufrichtig geliebt! Niemals hätte er ihr auch nur ein Haar gekrümmt.“
Doch trotz seiner heftigen Worte fühlt Dr. Gneis sich unbehaglich.
Mord aus Liebe?
Hatte Jakob die Nachricht von der leichten Besserung des Gesundheitszustandes seiner Frau womöglich nicht geglaubt und angenommen, der Hausarzt wolle ihm nur Mut machen?
Aber nun war es ohnehin zu spät, noch etwas zu ändern.
„Der Leopold kann jedenfalls nichts gesehen haben – weil es nichts zu sehen gab! Maria ist ihrer Krebserkrankung erlegen. Dabei bleibt’s, auch wenn das gesamte Dorf anderer Meinung ist!“
24
Jakob fuhr nach
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