Steinhauer, Franziska
ein.“
„Nun, Kevin.“ Nocturnus sah den jungen Mann durchdringend an. „Es wird deine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, nicht wahr? Die Vorbereitungen sind abgeschlossen?“
„Ja. Es ist alles geregelt.“
„Du hast dem Dorf unsere Unterstützung bei der Suche nach dem Mörder angeboten?“
„Oh ja. Sie sind sich aber noch uneins, ob sie annehmen sollen oder nicht!
„Wunderbar!“, freute sich Nocturnus. „Je mehr sie mit sich selbst beschäftigt sind, desto weniger werden sie sich um uns kümmern. Mario und Julian kommen gut voran? Du bist ihr Pate.“
Kevin brach der Schweiß aus.
„Die beiden machen sich so gut, als wären sie bereits von Geburt an Mitglieder bei uns gewesen. Gierig saugen sie alle Regeln und Grundsätze auf. Es ist fantastisch. Selbst das Punktesystem ist ihnen wichtig – wo man doch davon ausgehen muss, dass ihnen bis zum Tod noch ziemlich viel Zeit bleibt und sie noch jede Menge Gelegenheit haben werden, ihren Kontostand zu verbessern. Du hättest sehen sollen, mit welchem Stolz sie registriert haben, dass sie nicht mehr ,unbeschrieben‘ sind“, beeilte sich Kevin klarzustellen.
Nocturnus sah Baumeister lange prüfend an.
„Du hast gute Arbeit geleistet!“
Kevin verbeugte sich und murmelte ein leises Dankeschön. Stolz durchströmte ihn. Nocturnus lobte nur selten.
„Es ist bedauerlich, dass gerade diese beiden Jungs noch nicht volljährig sind. Sie sind genau das, was uns noch gefehlthat. Deshalb werden wir sie auch nicht mehr aus der Hand geben. Haben sie Heimweh?“
„Nein. Jedenfalls nicht so, dass man es ihnen anmerkt. Sie sind glücklich.“
„Das heißt, wir müssen nur ihr Versteck geheim halten, alles andere wird sich von allein ergeben. Sorg dafür, dass sie Italienisch lernen.“
„Ja.“
„Klapproth!“ Nocturnus spie den Namen förmlich heraus, und Baumeister zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
„Ich denke, sie wird im Moment versuchen, uns zu erreichen. Vergeblich! Der Anschluss in Köln ist abgemeldet.“
Kevin war zufrieden mit sich.
Er hatte die Lage im Griff.
„Heute könnten wir uns doch mal was Besonderes gönnen!“ Robert, dicklich, rothaarig und das Gesicht voller Pickel, sah Julian und Mario verschwörerisch an.
„Und was sollte das deiner Meinung nach sein?“, fragte Mario ohne echtes Interesse. Jeder wusste, dass Robert bei den Satanisten nur geduldet wurde. Ein Außenseiter mit wenig Verstand und krankhafter Fantasie.
„Ich dachte an Grillen!“
„Grillen!“ Julian lachte. „Bei den Temperaturen!“
„Gerade!“ Robert senkte seinen Blick tief in Julians Augen. Der schüttelte sich unwillkürlich, als müsse er einen eisigen Eindringling in sein Denken abwehren.
„Was willst du überhaupt grillen? Ich glaube kaum, dass die Küche uns etwas zur Verfügung stellen wird.“ Mario blieb skeptisch.
„Nee, natürlich nicht. Ich dachte auch eher an etwas Extravagantes!“ Der Junge leckte sich über die Lippen, und ein lüsterner Ausdruck breitete sich von seinen Augen ausgehend über das gesamte Gesicht aus. „Fleisch!“
„Ach ja. Hund, Katze, Maus?“, höhnte Julian unvorsichtigerweise und fing sich einen vernichtenden Blick ein.
„Menschenfleisch!“, antwortete Robert und setzte leise hinzu. „Du Idiot!“
„Logisch! Andere Länder, andere Sitten. Beim Metzger heute frisch: Jungfrauenschnitzel, Satanistenflügel, Sexistenschlegel …“ Julian schlug sich kraftvoll auf die Schenkel und schüttelte sich vor Lachen.
Robert sah ihm mit unbewegtem Gesicht zu und wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte.
„Natürlich nicht! Das muss man sich schon selbst besorgen!“, stellte er klar.
„Jagen?“ Jetzt zeigte auch Mario Interesse.
„Quatsch! Das ist viel zu gefährlich. Und so ganz frisch schmeckt es auch nicht. Ihr scheint nicht zu wissen, dass Fleisch abgehangen sein muss. Bei euch stand es wahrscheinlich schon immer fertig zubereitet auf dem Tisch!“
„Abgehangen? Was soll das bedeuten?“
„Wenn ein Tier stirbt oder geschlachtet wird – zum Beispiel eine Kuh –, dann zerlegt der Metzger den Körper in viele unterschiedlich große Stücke“, begann Robert umständlich zu erläutern. „Die sind aber erst nach zwei bis drei Tagen gut, wenn die Verwesung eingesetzt hat. Die macht das Fleisch erst zart.“
„Willst du damit sagen, dass abgehangen ,in Verwesung übergegangen‘ bedeutet?“, staunte Mario und verzog angewidert das Gesicht, als Robert begeistert nickte.
„Und woher
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