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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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verletzt hatte und nun befürchtete, dass mit der Rückkehr der Gumpers ihre Tat ans Licht käme. Aber dann hatte der feige Angriff auf Jakob eigentlich seiner Schwester gegolten und ihr Vater war nur stellvertretend verletzt worden.
    Wie groß war die Gefahr in St. Gertraud für Helene wirklich?
    „Du wirst dich intensiv um Julian und Mario kümmern, Dirk. Sie gehören, langfristig gesehen, zu deiner Gruppe. Kevin kann sich nicht unentwegt als Betreuer betätigen. Er wird seine geschätzten Qualitäten als Anwerber schon bald in Bozen und Meran zum Einsatz bringen“, legte Nocturnus fest, und Stein nickte eifrig.
    „Haben sie genug Biss?“, wollte er wissen.
    „Und ob! Das haben sie! Das haben sie wirklich! Du wirst mehr als überrascht sein. Allerdings wird auch Robertdeiner Gruppe angehören, dem du deine besondere Aufmerksamkeit schenken wirst.“
    Stein nickte.
    Und ärgerte sich im Geheimen.
    Robert!
    Was sollte er mit diesem kannibalistisch veranlagten, psychopathischen Spinner?
    Vor lauter Ärger hätte er beinahe nicht bemerkt, dass Nocturnus ihn entlassen hatte.
    Er beeilte sich, den Hof zu verlassen, blickte dabei aber immer wieder nervös über die Schulter zurück.
    Diana und die Kinder wohnten mittlerweile in Meran, und er hatte nicht die Absicht, Nocturnus dies wissen zu lassen. Mit quietschenden Reifen fuhr er davon und überlegte fieberhaft, wie er seine Ehe retten und dennoch weiter lukrative Geschäfte für die Sekte tätigen konnte. Diana musste sich erst einmal erholen, aber schließlich lebte sie ganz gut von seinen Einnahmen. Irgendwann würde sie das einsehen – ganz abgesehen davon, dass man die Kinder Lucifers nicht so einfach verlassen konnte. Es war ein Bund, den man fürs ganze Leben schloss!
    Der Hohepriester war mit seinen Gedanken bei der Einweihung des Tempels und dem Taufritual. Die heiligen Handlungen würden zuverlässig die Reihen der Mitglieder schließen und erneut das Gruppengefühl beschwören, das notwendig war, um allen den Halt zu geben, den sie brauchten. Nocturnus freute sich.
    Er rief nach seinem Kater und setzte sich in einen bequemen Stuhl.
    „Na, gefällt es dir hier?“
    Der große Kartäuser schnurrte gelassen.
    „Schade, dass die Menschen so wenig Ähnlichkeit mit Tieren haben. Katzen wären die besseren Menschen!“
    Die Augen des Katers folgten den Fingerbewegungen des Sektenführers.
    Nocturnus öffnete eine kleine Schachtel und schenkte seinem Liebling eine Maus.
    Während er zusah, wie Jeffrey Dahmer seine Beute erjagte und mit ihr spielte, dachte er über die schwarze Messe nach, die er im Widum abzuhalten gedachte.
    Ein Spektakel für das gesamte Dorf.
    Danach könnte keiner der St. Gertrauder mehr von sich behaupten, er sei ein guter Christ. Alle würden dem Ruf Satans folgen!
    Gedankenverloren strich er sich über die schmerzenden Narben an Kopf und Rücken.
    „Nicht mehr lang bis zur nächsten OP, Jeffrey. Bis Dolorus hier ist, kann ich noch warten – er wird sich dann um dich kümmern!“
    Sein Blick verfinsterte sich, während er die Narbenstränge entlangfuhr. „Wenigstens hat das Schwein dafür bezahlt!“, zischte er Jeffrey Dahmer ins Ohr und dachte voller Hass an den Mann, dem er seine Verunstaltung verdankte.
    „Er hat es einfach über mir ausgegossen!“, vertraute er dem Kater an. „Ohne Grund, ohne Warnung, ohne ein Wort. Und dann hat er gelacht!“
    Nocturnus schaltete den CD-Player ein und lauschte mit geschlossenen Augen den beruhigenden Klängen eines Klavierkonzerts.
    „Chopin!“, belehrte er den Kater, der damit beschäftigt war, sein Fell zu putzen.
    „Die Menschen im Dorf sind misstrauisch!“, hallten dieWorte Baumeisters in seinem Kopf nach. Worte, auf die Nocturnus relativ gelassen reagiert hatte.
    „Wir werden alles ins Lot bringen!“, murmelte er vor sich hin.
    Doch mit dieser Einschätzung sollte Nocturnus sich täuschen.
    St. Gertraud rüstete sich, um sowohl die Satanisten als auch die Gumpers wie lästige Flöhe aus seinem Pelz zu bürsten.
    „Sieh mal die beiden, so verliebt. Ist das nicht rührend?“ Ulrike sieht Andrea und Stefan nach, die händchenhaltend im Wald verschwinden.
    „Tja, die Jugend hat es heute leichter als wir damals.“ Frieder grinst. „Wir mussten immer gleich heiraten. Und oft genug hast du dann zu spät bemerkt, dass der Partner nicht zu dir passt. Auch sich scheiden zu lassen war früher nicht so einfach! Der Bund der Ehe war vor Gott geschlossen worden und damit unauflösbar.

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