Steirerherz
und der Zaunpfahl. Der ist aus Fichtenholz,
kesseldruckimprägniert, sechs Zentimeter im Durchmesser – wird vor allem gern für
die Einzäunung von Viehweiden verwendet«, informierte Sandra weiter.
»Irgendwelche Spuren auf den sichergestellten
Beweisstücken?«, fragte Bergmann.
»Moment mal …« Sandra klickte auf den geöffneten
Laborbericht auf ihrem Bildschirm. »Bis auf Blut- und Fäkalspuren von der Toten,
leider nichts.«
Bergmann seufzte.
»Die Erdspuren an den Füßen der
Leiche stammen eindeutig vom Leichenfundort. Es ist wohl so, wie wir es vermutet
hatten. Er hat das Mädchen vom Auto dorthin geschleift und ihr den Pfahl in den
Leib gerammt. Auf dessen Unterseite befinden sich die Einkerbungen eines Vorschlaghammers.«
»Und womit hat er die Leiche transportiert?«
»Vom Radstand her muss es ein Van
oder Kleintransporter gewesen sein. Die Reifen waren schon ziemlich abgefahren.
Eigentlich dürfte man mit denen gar kein Pickerl mehr bekommen.«
»Damit scheidet Engelbert Hausner
als Täter aus«, überlegte Bergmann laut.
»Stimmt. Der hätte die Leiche wahrscheinlich
in der Stretchlimousine transportiert«, gab Miriam ihm recht. Bergmann grinste bei
dieser skurrilen Vorstellung, während die junge Kollegin kicherte.
Sandra überging ihre Bemerkung.
»Es kann genauso gut sein, dass das Opfer im Fahrzeug oder am Leichenfundort erdrosselt
wurde.«
»Was haben wir noch?«, fragte Bergmann.
»Die Schuhabdrücke könnten interessant
sein«, fuhr Sandra fort. »Der Mörder hat Doc Martens getragen. Das spricht doch
eher für einen jüngeren Täter«, sprach sie ihre spontane Vermutung aus.
»Warum? Die ersten Doc Martens-Stiefel
hat es schon nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben«, entkräftete Miriam ihre Theorie.
»Und außerdem hat mein Vater auch welche.«
»Ich auch«, meinte Bergmann.
Glaubte er, damit bei Miriam punkten
zu können? Na warte, mein Freundchen, dachte Sandra. »Wie alt ist denn dein Vater?«,
fragte sie die Kollegin.
»41«, antwortete Miriam.
Bergmann hob die Augenbrauen. »Oh«,
meinte er knapp und verstummte jäh.
»Trägt dein Vater auch Schuhgröße
45?«, fragte Sandra weiter.
Miriam schüttelte ihre flachsblonden
Haare, die stufig geschnitten über die Schultern fielen. »Nein.«
»Dann scheidet er als Täter aus.«
»Und der Herr Chefinspektor?«, fragte
Miriam keck.
»Lebt auch nicht auf so großem Fuß,
wie er es gern täte«, kam Sandra Bergmanns Antwort zuvor und kassierte dafür einen
mürrischen Blick.
»Habt ihr die Alibis der WG-Bewohner
schon überprüft?«, fragte er.
»Volker Neidhardt fehlt uns noch.
Das machen wir, sobald Miriam mit Hausners Aussage fertig ist.«
2.
»Okay, baby! Now turn to your right!
Just a little bit … yes! That’s great! Look into the camera!«, brüllte Charly Kramer, um die
Beats aus den Studioboxen zu übertönen. Das Mädchen vor dem weißen Papierhintergrund
neigte sein Gesicht kaum wahrnehmbar zur Seite und blickte in die Kamera des Fotografen.
Dabei kniff es seine leuchtend blauen Augen katzenartig zusammen, schürzte die glänzenden
Lippen, um gleich darauf wieder zu lächeln, und seine Pose ein wenig zu verändern.
Was die junge Frau auch machte, für Sandra sah sie perfekt aus. Doch offenbar nicht
für den Fotografen.
»Shit! Stopp! Jasmin! Verdammt noch
mal! Siehst du nicht, dass ihre Nase glänzt wie eine Speckschwarte?«
Eine kleine Blonde tauchte aus dem
Dunkel des Studios auf und presste die Puderquaste ein paar Mal gegen Stirn und
Nase des Models, um anschließend mit einem großen Pinsel drüberzufahren. Währenddessen
zupfte eine andere Frau, die offenbar für die Haare zuständig war, mit dem Stielkamm
an der glänzenden Mähne des Models herum. Kaum war die Visagistin fertig, hielt
Volker dem Mädchen den Lichtmesser vor die Nase und drückte mehrmals hintereinander
ab, was jedes Mal die automatische Blitzlichtanlage und einen Piepston auslöste.
Sandra trat an den Fotografen heran
und hielt ihm ihren Dienstausweis entgegen. Er betrachtete diesen und seufzte tief.
»Muss das jetzt sein?«
»Es dauert nicht lange«, versprach
sie ihm.
»Okay. Volker! Lad schon mal die
Fotos auf den Laptop runter! Die sehen wir uns dann gleich an. Kommen Sie mit«,
meinte er, zu den Polizistinnen gewandt, und führte sie auf die Galerie des Fotostudios.
»Beeilen Sie sich, bitte. Das Model
kostet mich ein Vermögen, wenn ich in die Überstundenzeit gerate«, sagte er, kaum
dass sie auf der Ledergarnitur
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