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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Uhrturms
direkt in Julius’Augen, die jene des jungen Brad Pitt inzwischen deutlich in den
Schatten stellten. Ganz zu schweigen von seiner verführerischen Stimme, von der
sie nicht genug hören konnte. Hoffentlich war er nicht so höflich, sich nun ebenfalls
aus dem Staub zu machen. Immerhin war es inzwischen halb zwölf. Dass die vergoldeten
Minutenzeiger auf den Ziffernblättern des Grazer Wahrzeichens kleiner als die Stundenzeiger
waren, änderte nichts daran. Julius schenkte Sandra ein weiteres Lächeln. »Ist dir
kalt?« Prompt ergriff er ihre Hände, um die Temperatur zu überprüfen, und umfasste
sie mit den seinen, die sich unerwartet weich und warm anfühlten.
    »Langsam wird’s ein bisschen kühl
hier«, bestätigte Sandra und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihr Julius
noch näher kam, um sie zu wärmen. Stattdessen wandte er sich um und fragte Andrea
nach einer Decke.
    Wenig später kuschelten sie sich
unter dieser eng aneinander, während Andrea und Reinhard, die ständig etwas zu lachen
hatten, in der warmen Wohnung verschwanden, um drinnen weiterzuplaudern. Sandra
und Julius redeten über Gott und die Welt, oder besser: Er erzählte, und sie lauschte
seiner sonoren Stimme, die so verdammt sexy klang. Irgendwann küssten sie sich endlich,
und Julius konnte auch in dieser Disziplin voll bei Sandra punkten. Dass die Scheinwerfer,
die den Uhrturm seit der Dämmerung so stimmungsvoll beleuchtet hatten, pünktlich
um Mitternacht erloschen waren, fiel ihr erst auf, als sich ihre Lippen wieder voneinander
lösten und sie die Augen öffnete.
    Julius sah sie an. Im Schein des
Windlichts erschienen ihr seine Gesichtszüge weicher, fast engelhaft. »Noch mal«,
hauchte er und fasste sie sanft am Kinn, um sie erneut zu küssen. Sandra hatte ihm
nicht schon am ersten Abend ein unmoralisches Angebot unterbreiten wollen, aber
sie begehrte diesen Mann in einem Ausmaß, das fast schon unerträglich war. Worauf
sollte sie also noch warten? Sie waren beide erwachsene Singles. Und da eine feste
Beziehung für sie ohnehin nicht infrage kam, hatte Sandra rein gar nichts zu verlieren.
Dass er ihr eine Abfuhr erteilen könnte, schloss sie aus. Dafür war er viel zu heiß
auf sie – das konnte sie unter der Decke deutlich spüren. Doch bei gefühlten zehn
Grad, noch dazu auf Andreas Lounge-Garnitur, wollte Sandra ihr Verlangen nicht unbedingt
stillen. Aus diesem Alter war sie längst raus. »Möchtest du noch mit zu mir kommen?«,
stellte sie Julius schließlich die entscheidende Frage.
    »Ich ruf uns ein Taxi.« Etwas an
seinem Grinsen überzeugte Sandra restlos, dass sie die Nacht mit diesem Mann verbringen
wollte. Und das tat sie dann auch. Hätte sie zu jenem Zeitpunkt schon gewusst, welch
weitreichende Folgen ihre Entscheidung haben würde, wäre sie auf alle Fälle ohne
Julius Czerny nach Hause gefahren.
     

Kapitel 7
     
    Montag, 5. September
     
    »Der Porsche, mit dem Valentina Trimmel zuletzt gefahren ist, steht
in Egon Hausners Garage«, verkündete Sandra, nachdem sich auch Miriam zur Lagebesprechung
im Büro eingefunden hatte. Sandra hatte den jungen Hausner gleich in der Früh kontaktiert,
weil der ihr den versprochenen Anruf bisher schuldig geblieben war. Bei dieser Gelegenheit
hatte sie ihn auch gefragt, wie die Beziehung zwischen seinem Vater und Valentina
Trimmel eigentlich gewesen war. Mehr als ein kurz angebundenes ›freundschaftlich‹
war ihm nicht zu entlocken gewesen. »Egon Hausner will ohne Anwalt nicht mehr aussagen«,
berichtete sie weiter.
    »Das ist doch voll typisch für so
einen reichen Pinkel«, meinte Miriam und verdrehte die Augen.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass
der alte Hausner hinter dieser Entscheidung steckt. Dabei würde mich brennend interessieren,
was der junge Mann wirklich weiß«, meinte Sandra. »Dass wir seinen Vater für einen
Mundhöhlenabstrich vorgeladen haben, hat er jedenfalls mit keiner Silbe erwähnt.«
    »Und? Wann dürfen wir mit ›Ferrari-Hausners‹
Speichelprobe rechnen?«, meldete sich Bergmann endlich auch zu Wort.
    Am Freitag hatte Engelbert Hausner
keine Zeit mehr gefunden, um für eine Speichelprobe ins LKA zu kommen.
    Sandra musste gähnen, bevor sie
antwortete. »Entschuldigung«, meinte sie lächelnd. »Er wird sich heute um 17 Uhr
in Begleitung seines Anwalts bei uns einfinden.«
    »Dann sollten wir ja bald schlauer
sein. Sehr gut …« Bergmanns
skeptischer Blick, der förmlich an Sandra klebte, widersprach seinen Worten.
    »Is’

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