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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Andrea beneidete – zumindest von Mai bis Oktober. Sandra liebte die eigene,
etwas kleinere, aber dafür umso gemütlichere Wohnung, doch gegen eine Dachterrasse
mit Blick auf den Schlossberg mit dem Uhrturm, dem Wahrzeichen der steirischen Landeshauptstadt,
hätte Sandra auch nichts einzuwenden gehabt. Wenngleich sie zugeben musste, dass
sich diese in ihren Händen nicht annähernd so üppig blühend und gepflegt präsentieren
würde wie in jenen der Freundin. Sandra fehlte sowohl die Zeit als auch die Liebe
zu den Pflanzen, die Andrea während der Gartensaison täglich in die Blütenpracht
investierte.
    Bevor sich die Freundinnen daranmachten,
den großen, überdachten Esstisch zu decken, gönnten sie sich einen Aperol-Spritzer,
den sie auf der Lounge-Garnitur im noch sonnigen Teil der Terrasse einnahmen. »Auf
einen schönen Abend«, prostete Sandra der Freundin zu.
    »Worauf du dich verlassen kannst … Auf unser Wohl, meine Liebe«,
erwiderte Andrea. Das seltsam dumpfe Geräusch, das die vollen Gläser beim Anstoßen
erzeugten, animierte die beiden Frauen zum Lachen. Nie war Sandra ausgelassener
als in den Stunden, die sie mit Andrea verbrachte. Alles an der Freundin war so
herrlich unkompliziert.
    Den Teakholztisch hatten sie rasch
gedeckt, die dekorativen Windlichter aus buntem Glas an die Balken der Überdachung
gehängt und die Sitzpolster auf den Stühlen platziert. Nun war es an der Zeit, die
Saucen vorzubereiten, was Sandra gern übernahm. So selten sie Lust hatte, für sich
allein zu kochen, so sehr genoss sie es, bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit
exotischen Zutaten zu experimentieren, bis sie das Ergebnis überzeugte. Diesmal
bereitete sie zusätzlich zur klassischen Schnittlauch- und einer Knoblauchrahmsauce
eine neue Curry-Joghurt-Variante sowie ein scharfes Mangochutney zu. Den Kartoffelsalat
machte Andrea schon mal an, damit die würzigen Aromen noch ein wenig einziehen konnten.
Zum Schluss rührte die Gastgeberin das Dressing für die Blattsalate an und füllte
die Hälfte der Baguettes mit Kräuterbutter und die andere mit feingehacktem Knoblauch
und Olivenöl. Das Grillfleisch, das Andrea schon in der Früh mariniert hatte, die
Würstel, das Gemüse und Sandras Spareribs warteten im Kühlschrank auf hungrige Gäste.
    Nelly und Martin waren die Ersten,
die überpünktlich mit zwei Flaschen Blauer Zweigelt erschienen. Sandra stieß mit
den Freunden an, während Andrea die vorbereiteten Speisen holte. Kaum brutzelten
die Spareribs, die die längste Garzeit benötigten, auf dem Edelstahl-Grill, klingelte
es erneut an der Tür.
    Andrea kehrte mit zwei Männern zurück,
die sie den anderen Gästen als Reinhard und Julius vorstellte. Mit seinen ein Meter
neunzig und der athletischen Figur entsprach Reinhard tatsächlich dem männlichen
Gustostückerl, das Andrea ihr mittags angekündigt hatte, musste Sandra insgeheim
zugeben. Doch das Beste an ihm war sein Freund. Julius war nur unwesentlich kleiner
als Reinhard, doch stählte er seine Muskeln offenbar nicht ganz so übertrieben oft
im Fitnesscenter wie dieser. Dafür sah Julius sie aus strahlend blauen Augen an.
Am außergewöhnlichsten aber fand sie seine samtige Stimme, die viel reifer klang,
als er es zu sein schien. Außerdem kam sie ihr merkwürdig vertraut vor. Als Julius
schließlich erzählte, dass er bei Reinhards Grazer Radiostation arbeitete, fiel
es Sandra wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Sie hatte diese Stimme schon öfter
im Radio gehört.
    Ab und zu werde er auch für Live-Veranstaltungen
wie Firmenfeste, Galaabende oder andere große Events gebucht, berichtete Julius
weiter und wirkte dabei bewundernswert locker. Vor allem Sandra gegenüber verhielt
er sich besonders zuvorkommend. Oder bildete sie sich das nur ein? Nach drei Aperol-Spritzern
und mindestens zwei Achteln Rotwein traute sie ihrem Urteilsvermögen nicht mehr
so ganz über den Weg. Dennoch fand sie sich nach dem Dessert mit Julius auf dem
Lounge-Sofa wieder, um dort ungestört mit ihm weiterzuflirten, während sich die
anderen am Esstisch unterhielten. Irgendwann spürte Sandra seine Hand über ihren
Nacken streicheln. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die vage Idee, mit diesem
Mann schlafen zu wollen, zum konkreten Wunsch. Gerade überlegte sie, ihn zu küssen,
als Nelly und Martin sich von ihnen verabschiedeten. Sie müssten noch mit ihrem
betagten, daheim gebliebenen Cockerspaniel Gassi gehen, entschuldigten sich die
beiden.
    Sandra sah von der Uhr des

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