Steirerherz
doch wenigstens Sex haben müssen, was seit gut fünf Monaten nicht mehr der Fall
gewesen war. »Unsinn!«, dementierte sie. »Das liegt ausschließlich an diesem Mord.
Mein Magen scheint dagegen zu rebellieren. Also: Engelbert Hausner hatte nicht nur
die Gelegenheit, Valentina zu töten, er hatte auch noch ein starkes Motiv.«
»So ist es. Möglicherweise wollte
er um jeden Preis verhindern, dass er unter diesen Umständen noch einmal Vater wird.
Vielleicht hat sie den Alten ja auch erpresst. Das würde auch das ominöse letzte
Telefongespräch zwischen den beiden erklären.«
»So wie ihr Bruder sie beschrieben
hat, hätte das zu ihr gepasst. Die Kohle des Alten war ihr jedenfalls wichtig. Aber
auf ihrem Konto ist davon nichts zu bemerken«, sagte Sandra.
»So was lässt sich doch auch mit
Bargeld regeln. Oder Valentina Trimmel hat gerade erst begonnen, ihre Forderungen
zu stellen, und deshalb ist noch kein Geld geflossen.«
»Aber wozu hat Hausner sie dann
gepfählt?«, fragte sich Sandra laut.
»Vielleicht ist er wahnsinniger,
als wir bisher dachten, und kaschiert das hinter seinem Dauerlächeln. Oder er wollte
nur den Eindruck erwecken, dass ein Irrer diese Tat begangen hat.«
»Um den Verdacht von sich selbst
auf wen auch immer zu lenken? Und der alte Wagen, mit dem er sie zum Acker gebracht
hat? Ich weiß nicht … Das erscheint
mir sehr weit hergeholt.«
»Aber nicht unmöglich.« Damit hatte
Bergmann recht. Solange sie nicht ausschließen konnten, dass Engelbert Hausner der
Täter war, mussten sie auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Selbst wenn sie
noch so absurd erscheinen mochte. »Ich besorge uns einen richterlichen Beschluss.
Den genetischen Fingerabdruck von Engelbert Hausner werden wir auf alle Fälle für
die Gegenprobe brauchen – um sicherzugehen, dass er es war, der Valentina Trimmel
geschwängert hat«, meinte Sandra.
»Miriam hat sich schon darum gekümmert.
Wir sollten den Wisch spätestens am Montag bekommen.«
Wie aufs Stichwort
betrat Miriam mit frisch geföhnter Blondmähne das Büro. Ob sie schon einen Termin
für ihr Fotoshooting vereinbart hatte?, fragte sich Sandra.
»Schönen guten Morgen!«, zwitscherte
Miriam gut gelaunt und reichte ihr den Pfefferminztee. »Geht’s dir schon besser?«,
erkundigte sie sich.
»Danke, Miriam. Sascha hat wieder
einmal ordentlich übertrieben.«
»Ach so. Den Termin mit Engelbert
Hausner könnt ihr ab heute Nachmittag fixieren. Den Beschluss für den Mundhöhlenabstrich
bekommen wir spätestens zu Mittag.«
»Das ging aber flott«, lobte Sandra
sie. In diesem Mordfall legten ausnahmsweise alle Beteiligten ein Tempo vor, von
dem sie üblicherweise nur träumen konnte. Wenn das so weiterging, würden sie demnächst
vielleicht schon Engelbert Hausner als Täter überführen können. Ob er nur der Vergewaltigung
oder tatsächlich auch des Mordes und der Störung der Totenruhe angeklagt werden
würde, stand noch in den Sternen.
Kapitel 6
Samstag, 3. September
Endlich hatte Sandra wieder einmal ausschlafen und in aller Seelenruhe
frühstücken können. Nach der zweiten Tasse Oolong-Tee läutete ihr Handy. Sie prüfte
die Anzeige auf dem Display, ehe sie die Mittagsnachrichten im Fernsehen auf stumm
schaltete. Andreas Anruf nahm sie wie immer gern entgegen. Vor allem, wenn wie heute
ein entspannter Abend mit Freunden bevorstand, die Andrea zu sich nach Hause eingeladen
hatte. Der Wetterdienst prognostizierte einen sonnigen Spätsommernachmittag und
eine klare Nacht, sodass einem Grillabend auf Andreas Terrasse nichts im Weg stand.
»Ich hab dir doch von diesem Reinhard
aus Wien erzählt, der einen privaten Radiosender betreibt«, sagte die Freundin am
anderen Ende der Leitung.
»Mit dem du mal vor Jahren was hattest?«
»Nur ganz kurz. Wir sind aber noch
immer ganz gut befreundet, skypen ab und zu miteinander. Rein zufällig ist er heute
in der Stadt und wird uns am Abend beehren. Seinen Grazer Freund bringt er auch
mit.«
»Okay.«
»Reinhard freut sich schon sehr,
dich endlich kennenzulernen. Ich hab dich wohl ein paar Mal erwähnt …«
»Ach ja?«
»Schließlich bist du meine beste
Freundin.«
»Du willst uns aber nicht rein zufällig
verkuppeln?«
»Niemals würde ich es wagen.« Sandra
konnte Andreas Grinsen förmlich hören. »Ich sorge nur dafür, dass du wieder mal
ein bisschen Spaß hast.«
»Ausgerechnet mit deinem abgelegten
Liebhaber?«
»Warum denn nicht? Das ist doch
Ewigkeiten her. Außerdem hat er
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