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Steirerherz

Steirerherz

Titel: Steirerherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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jungen
Frau, die reichlich verdattert am Spülbecken zurückblieb.
     
    Die Gittertür vor der Kellertreppe war erwartungsgemäß
versperrt gewesen. Ebenso die Tür, die vom Innenhof ins Haus führte. Sandra hatte
sich vom Hauswart die Schlüssel besorgt, mit denen sie zuerst das Gittertor, danach
den Hintereingang aufsperrte. Einen Reserveschlüssel für die Feuertür zu Volker
Neidhardts Kellerraum gab es angeblich nicht. Eilig nahmen die beiden Kriminalbeamten
die letzten Stufen, die sie der vermissten Kollegin näher bringen sollten. Sofern
Sandras Vermutung zutraf.
    Die angeforderte
Verstärkung war bereits unterwegs. Und sie hatten nun keine Zeit mehr zu verlieren.
Sandra fühlte das Adrenalin durch ihren Körper jagen. Sie war hellwach. Vor Volker
Neidhardts Kellertür schickte sie ein letztes Stoßgebet zum Himmel. Hoffentlich
war es für die Kollegin nicht schon zu spät. Mit einem Kopfnicken signalisierte
sie dem Chefinspektor, dass sie bereit für den Zugriff war. Bergmann gab ihr das
Einsatzzeichen, und Sandra drückte die Klinke hinunter. Die Kellertür war versperrt,
also klopfte sie mit der Faust dagegen. »Polizei! Herr Neidhardt! Öffnen Sie die
Tür!« Erst lauschte sie in die Stille, dann drosch sie erneut mehrmals mit der Faust
auf die Tür. »Herr Neidhardt! Öffnen Sie die Tür! Polizei!«, wiederholte sie laut.
Es war viel zu gefährlich, das Schloss mit der Dienstwaffe aufzuschießen, ohne dabei
Menschenleben aufs Spiel zu setzen, ging es ihr durch den Kopf. Die Tür nicht gleich
zu öffnen, konnte jedoch ebenso riskant sein – zumindest für Miriam, befürchtete
sie.
    »Geh zur Seite!«,
nahm Bergmann ihr die Entscheidung ab und trat unterhalb des Schlosses gegen die
stabile Tür, die keinen Millimeter nachgab. Nur sein Sportschuh hinterließ dort
einen bleibenden Eindruck. »Hol die Brechstange«, schickte er Sandra zum Auto. »Ich
halte hier so lange die Stellung.«
    Sandra rannte die Stiegen hinauf
und sprintete weiter durch den strömenden Regen bis zum Dienstwagen, den sie nur
einige Meter vom Eingang entfernt in der Grünen Zone geparkt hatte. Dort angekommen,
hörte sie die herannahenden Martinshörner heulen. Hastig griff sie sich die Brechstange
aus dem Kofferraum und lief die paar Schritte zur Hauseinfahrt zurück, um dort auf
die angeforderte Verstärkung zu warten und sie einzuweisen. Ihre Haare klebten klatschnass
an den Wangen, als sie die Einsatzfahrzeuge herbeiwinkte, denen sie schließlich
zu Fuß in den Hof folgte.
    Auf dem Weg ins Kellergeschoss berichtete
Sandra so knapp wie möglich, was die Männer der Einsatzgruppe schlimmstenfalls dort
zu erwarten hatten. Unten angelangt, übernahm Bergmann die weiteren Erläuterungen.
Sandra reichte das Werkzeug an einen der uniformierten Polizisten weiter. Mit seiner
schusssicheren Weste, Körperschutz und Helm war er deutlich besser ausgerüstet als
die beiden Kriminalbeamten in Zivil. In kurzen Worten erläuterte der Kommandant
der Sondereinheit die Zugriffstaktik. Danach lief alles sehr schnell und routiniert
ab. Während sich Sandra als Letzte an dem hohen Metallschrank, den sie schon von
ihrem ersten Kellerbesuch kannte, vorbeizwängte, war der vorderste Mann bereits
bei der Tür am Ende des Kellerraums angelangt. Wieder musste die Brechstange herhalten,
um ihnen Zutritt zum zweiten Raum zu verschaffen.
    Als Erstes nahm Sandra die lauten
Beats der House-Musik wahr, die den kleineren Kellerraum erfüllten. Von draußen
war davon nichts zu hören gewesen, was an den schwarzen Stoffbahnen lag, mit denen
Wände und Decke verkleidet waren. Vermutlich befanden sich dahinter Glasfasermatten,
die den Schall isolierten. Blitze zuckten durch den ansonsten spärlich beleuchteten
Raum und riefen Sandra unwillkürlich die Fotoshootings bei Charly Kramer ins Gedächtnis.
Dann sah sie ihn – nur wenige Schritte vor dem Himmelbett – in der anderen Ecke
des Kellers stehen. Seine Kamera zielte direkt auf die Frau, die langgestreckt vor
ihm lag. Der weiße, transparente Stoff des Baldachins umwehte den regungslosen Körper,
dessen schlanke Konturen sich verschwommen dahinter abzeichneten. Die langen Beine,
die zwischen den Stoffbahnen hervorblitzten, schienen endlos zu sein. Sandras Zuruf,
aufzugeben, ging im Lärm der Musik unter. Langsam schlichen die Männer näher heran,
die Waffen im Anschlag.
    Unbeeindruckt drückte Volker Neidhardt
auf den Auslöser, bis ihm zwei Polizisten die Kamera abnahmen. Er wehrte sich nicht,
ließ sich lächelnd

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