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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Reichelt.
    »Ja, danke. Ich hatte bloß zu wenig Schlaf«, erzählte Sandra der Kollegin nur die halbe Wahrheit. Besonders gut hatte sie in den vergangenen beiden Nächten wirklich nicht geschlafen. Der Grund für ihre Durchschlafprobleme ging aber weder Miriam noch Christiane etwas an.
    »Du solltest mal Urlaub machen. Mindestens drei Wochen lang, besser vier, damit du dich richtig erholst. Du hast dir noch nicht mal nach deiner Fehlgeburt einen Urlaub gegönnt.«
    Sandra schluckte. Der Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, war denkbar ungünstig.
    »Nichts für ungut, Christiane. Aber ich muss mich jetzt über unseren neuen Fall hermachen«, sagte sie und goss heißes Wasser über den Teebeutel in ihrem Häferl.
    »Ein neuer Mordfall? Gibt es für mich auch was zu tun?«, zeigte sich Christiane Reichelt interessiert.
    »Lässt sich noch nicht abschätzen, ob wir eine operative Fallanalyse brauchen. Aber wenn, erfährst du es wie immer als Erste.« Sandra zwinkerte der renommierten Fallanalytikerin zu und verabschiedete sich mit ihrem dampfenden Teehäferl aus der Küche. Sie schätzte die überaus kompetente Kollegin sehr, aber sich in die Arbeit zu stürzen half ihr gegenwärtig mehr als eine Therapiestunde zwischen Tür und Angel.
     
    *
    »Und? Was meint die Gerichtsmedizinerin? Haben wir es mit einem Mord zu tun? Oder vielleicht doch mit einer Selbsttötung?«, fragte Sandra, nachdem auch Bergmann im Büro eingetroffen war.
    »Jutta schließt einen Suizid definitiv aus. Wir können also loslegen.«
    »Zuerst die Witwe?«, fragte Sandra.
    Bergmann nickte.
    »Miriam, du besorgst uns die Akte von der Fahndung. Such alle relevanten Informationen heraus und fass sie für mich zusammen. Ich möchte wissen, was Roman Wintersberger vor seinem Verschwinden getan hat. Was waren seine Aufgaben beim ÖSV? Mit wem hatte er berufliche Kontakte? Mit wem private? Gab es familiäre Probleme? Hatte er Schulden, Vermögen? Et cetera pp. Ach ja, dann check uns noch einen Termin beim ÖSV. Muss ja nicht gleich der Schröcksnadel sein.«
    Miriam schien kaum erleichtert zu sein, dass der Chefinspektor nicht darauf bestand, den Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes höchstpersönlich zu befragen.
    »Du weißt aber schon, dass heute die Alpine Ski-WM in Schladming beginnt«, gab sie zu bedenken.
    »Na und? Das ist doch genau unsere Richtung. Besser geht’s quasi gar nicht …«, meinte Bergmann, den Blick auf seinen Monitor geheftet, um wie gewöhnlich als Erstes seine E-Mails zu checken.
    »Ich meinte ja nur …« Miriam seufzte.
    Sandra wusste genau, dass die junge Kollegin lieber mit ihnen Außendienst verrichtet hätte, aber im Büro gab es eben jede Menge zu tun. Der Witwe von Wintersberger einen Besuch abzustatten, war schließlich auch kein Honigschlecken.
    Bergmann erhob sich.
    »Können wir fahren, Sandra?«
    »Nach Schladming?«, fragte sie und stand ebenfalls auf.
    »Zuerst einmal nach Ramsau am Dachstein. Ich hab die Adresse von der Wintersberger.« Bergmann setzte seine Sonnenbrille auf.
    Die klassische Pilotenform stand ihm gut zu Gesicht, musste Sandra insgeheim zugeben. In Kombination mit dem üblichen Drei- bis Fünftagebart und den dichten, leicht zerzausten Haaren, die an den Schläfen schon ein wenig grau wurden, sah er ziemlich cool aus. Was er ja meistens auch war. Außer, wenn er etwas partout nicht machen wollte. Wie Schneekettenanlegen zum Beispiel. Oder, wenn es um seine Tochter ging. Dann konnte er so richtig zickig werden.
    »Soll ich meinen Laptop mitnehmen?«, fragte sie.
    »Sicher. Und vergiss die Zahnbürste nicht«, säuselte er.
    »Ich?«, fragte Sandra erbost.
    Miriam warf beiden Kollegen fragende Blicke zu.
    »Bleibts ihr leicht über Nacht weg?«
    »Nein. Nur ein blöder Scherz. Erklär ich dir ein andermal«, erwiderte Sandra und verabschiedete sich von der Kollegin.
    »Kein Scherz, Sandra. Das war mein voller Ernst. Miriam, buch uns bitte zwei Zimmer. Vorerst mal für eine Nacht, nicht allzu weit entfernt von Schladming.«
    Miriam sah Bergmann ungläubig an.
    Auch Sandra war perplex, dass er heute nicht mehr nach Graz zurückkehren wollte. Bei einer Wegstrecke von etwa zwei Stunden pro Richtung war das zwar nachvollziehbar, aber fragen hätte er sie zumindest vorher können.
    »Aber … die Ski-WM! Alle Hotels in der Region werden restlos ausgebucht sein«, warnte Miriam.
    »Du checkst das schon.« Bergmann winkte ihr lächelnd zu und schob Sandra zur Tür hinaus.
     
    *
     
    Im Auto

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