Stella Blomkvist
beinahe mit Händen zu greifen.
»Um was ging es in eurem Streit?«
»Ich will darüber nicht sprechen.«
»Warum nicht?«
»Das spielt keine Rolle mehr.«
»Natürlich spielt das eine Rolle.
Mach dir klar, dass ich in dieser Geschichte auf deiner
Seite bin. Lass hören!«
»Sie war mir noch was schuldig.«
»Für was?«
»Das hat mit der Sache nichts mehr
zu tun.«
»Du hast sie verdammtes Miststück
und diebische Hure genannt, nur weil sie dir Geld
schuldete?«
»Wer sagt das?«
»Du hast ja nicht gerade
geflüstert.«
»Das spielt doch keine Rolle mehr«,
wiederholt er, lehnt sich im Stuhl zurück und
verschränkt die Arme vor der Brust.
»Was hast du vor mir zu verbergen?«
»Nichts.«
»Dann erzähl’s mir doch!«
Die schokoladenbraunen Augen starren
zur Decke.
»Hören die hier nicht alles ab?«,
fragt er.
»Natürlich nicht.«
»Bist du sicher?«
»Mach dir mal klar, dass das hier
die Realität ist. Du bist in einem Gefängnis in Island.
Und nicht in irgendeinem idiotischen amerikanischen
Streifen.«
Er leckt sich die Lippen. »Ich wurde
einfach so wütend, als sie gesagt hat, dass sie
es für einen anderen gebraucht hat.«
»Dein Geld?«
»Das, was sie mir schuldete.«
»Deine Andeutungen sind so
undurchsichtig, ich kapier immer noch nicht, worum es geht.«
»Sie hat gesagt, dass sie meinen
Stoff jemand anderem spendiert hat.«
»Es war ihr doch nicht verboten, mit
anderen zusammen zu sein?«
»Nein, natürlich nicht. Aber sie
sollte meinen Stoff nicht für andere Typen verwenden.«
Stoff?
Na klar! Wer hat denn behauptet,
dass der alte Dealer nicht mehr seinem Geschäft nachginge?
Ich blicke ihn scharf an: »Hast du
Halla Drogen gegeben?«
Er verschränkt wieder seine Arme und
schaut mich schweigend an.
»Verkaufst du vielleicht immer
noch?«
»Man kann hier drin einfach nicht
solche Sachen besprechen.«
Er geht mir immer mehr auf die
Nerven. »Ich kann einfach nicht arbeiten, wenn ich im Dunklen tappe. Ich muss
alles wissen, was sie über dich haben.«
Saemi leckt sich die Lippen und
vermeidet es, mich anzusehen.
»Bist du jetzt auf einmal auf den
Mund gefallen oder was?«
»Ich rede nicht weiter darüber«,
wiederholt er, »Okay. Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass das deine
Beerdigung ist, nicht meine. Ich kann hier rausgehn, wann immer ich will.«
Er schweigt.
»Du warst also eifersüchtig?«, frage
ich schließlich, um die Stille zu durchbrechen.
»Nein, nein, sie hat das nur so
gesagt, und dann wurde ich wütend.«
»Damit haben die Goldjungs ein
klares Motiv.«
»Manchmal hat sie mich extra
aufgeregt. Mich wütend gemacht. Dann hat sie nur gelacht, wenn ich ausgerastet
bin.«
»Ach.«
»Aber wir haben uns immer wieder
versöhnt.«
»Am Freitag wohl kaum?«
Er tut so, als hätte er die Frage
nicht gehört. »Sie hat’s genossen.«
»Was?«
»Mich so wütend zu machen. Damit wir
uns dann wieder versöhnen konnten.« Der alte Frauenheld bekommt kurz glänzende
Augen. »Das waren Versöhnungen, die haben vor Sex nur so gesprüht!«
Dieser Gesichtsausdruck geht mir
tierisch auf die Nerven. »Warst du ansonsten einer von Hallas vielen
Gespielen?«
Das Grinsen verschwindet.
»Ich hab dir das schon vorhin
gesagt«, antwortet er genervt. »Wir haben nicht zusammen gewohnt oder so was.
Wir haben nur ab und zu unseren Spaß miteinander gehabt. Das war alles!« Er
hebt die Hand wie zu weiteren Erklärungen. »Politik ist nicht gerade mein
Ding.«
»Was ist denn dein Ding?«
Er rasselt herunter: »Dealen, einen
draufmachen und das Leben genießen, so lang man kann. Okay?«
Ich stehe auf und nehme meine
Aktentasche: »Okay. Tschüss!«
8
In pecunia Veritas.
Ich liebe Geld. Und zwar eine ganz
besondere Spezies von Geld. Sammelt sich hauptsächlich bei denen an, wo es
nichts zu suchen hat. Die tun immer so, als ob sie noch nie welches
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