Sten 8 Tod eines Unsterblichen
wartete, war nicht nur eine schöne Überraschung, sondern ein ganz besonderer Bonus. Zwei Persönlichkeiten wie Sr. Ecu und Rykor an seiner Seite zu haben, gab ihm das Gefühl, als hätten sich die Gewichte schon etwas mehr zu seinen Gunsten verschoben. Seine Aussichten auf einen raschen, schrecklichen Tod lagen jetzt nur noch bei neunundneunzig Prozent.
Er nahm noch einen großen Schluck Stregg, und noch während er trank, durchzuckte ihn plötzlich ein Gedanke. "Sr. Ecu, ist es normal, daß Sie Stregg anbieten? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diplomatische Typen wirklich Lust auf dieses üble Bhor-Gesöff haben."
Noch mehr Fühlergewackel. "Nein. Der Vorrat wurde für Sie angelegt. Ausschließlich für Sie."
Sten war verwirrt. "Ich kann mir nicht vorstellen, warum Sie es gelagert haben. Als wir uns letztes Mal getroffen haben, lehnte ich Ihre Einladung ab.
Ich hatte damals verdammt klare Vorstellungen, was ich als nächstes tun würde. Nämlich so schnell wie möglich aus dem Einflußbereich des Imperators zu verschwinden, mich irgendwo zu vergraben und mich nur noch um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern."
Er bezog sich hier auf Sr. Ecus geheime Reise in den Altai-Cluster - mit Rykors Beweis in den Händen, daß der Imperator wahnsinnig geworden war. Der Manabi hatte ihn dringend um Hilfe gebeten, und Sten hatte mit einem
unmißverständlichen Nein geantwortet.
"Und ich sagte Ihnen, mein Vertrauen in Sie sei groß. Nach meiner Rückkehr habe ich sofort einen gewissen Streggvorrat angelegt."
"Ich befinde mich hier ausschließlich unter Wesen, die besser über meine nächsten Schritte unterrichtet sind als ich selbst."
Rykor schnaubte durch ihre Barthaare.
"Unlogisch. Aber unter den Umständen durchaus verständlich ... Oje. Jetzt bin ich schon wieder pedantisch ... Ich hoffe, der Gedanke bereitet dir kein Unbehagen."
"Nein. Ich kann nur hoffen, daß der Ewige Imperator mich weniger gut durchschaut."
Darauf erhielt er keine Antwort. Es herrschte einen Moment Schweigen, während jedes Wesen über seine eigenen Sünden nachdachte und ein Schlückchen von ihrem oder seinem Lieblingsgift zu sich nahm.
"Lassen Sie uns auf diesen Besuch
zurückkommen, Sr. Ecu", sagte Sten schließlich.
"Ich gehe davon aus, daß Sie bereits einen bestimmten Plan im Hinterkopf hatten, als Sie um meine Hilfe baten."
"Aah ... der illusorische Plan", blubberte Rykor.
Noch bevor Sten antworten konnte, fügte sie bereits hinzu: "Ein durchaus verständlicher Entwurf für Flüchtlinge wie uns."
Sie stemmte sich ein Stück aus ihrem Bassin heraus und winkte Sr. Ecu mit einer Flosse zu. "Sie haben doch einen Plan, oder etwa nicht, verehrter Freund? Ich finde die Vorstellung, den Rest meines Lebens auf der Flucht zu verbringen, ganz abscheulich. Jemandem mit meinen Ausmaßen fällt es nicht gerade leicht, sich zu verstecken."
Sten kämpfte das äußerst belustigende Bild einer Rykor nieder, die durch dunkle Alleen huschte und dabei ihr Bassin hinter sich herzog.
"Leider ist es so, daß ich keinen Plan habe", sagte Sr. Ecu. "Ich bin Diplomat, kein Soldat. Ich fürchte, die Situation erfordert zunächst einmal militärische Aktivitäten. Verhandelt wird erst später."
"Der Imperator verhandelt nicht", sagte Sten freiheraus. "Das hat er auch damals nicht, als er noch... äh..." Das Wort blieb ihm im Hals stecken.
"Noch normal war?" vervollständigte Rykor den Satz. "Wie kann ein Wesen, das offensichtlich unsterblich ist, normal sein? Nein. Er war schon immer wahnsinnig. Das habe ich erst jetzt verstanden. Sein Zustand hat sich nur
verschlechtert... ein schlimmes, endgültiges Wort, ich weiß. Aber ich glaube, es trifft zu."
"Und so sehe ich die Situation", sagte Sr. Ecu.
"Ich spreche jetzt für die Manabi; alle unsere Prognosen kommen zum gleichen Schluß. Das Imperium ist am Ende. Die Zukunft hält nichts anderes bereit als einen langsamen, traurigen Abstieg ins Chaos.
Wir sagen den blutigsten Krieg in der Geschichte des Universums voraus. Hunger und Seuchen in unvorstellbaren Ausmaßen. Einen totalen Zusammenbruch aller Gesellschaftsformen und Kulturen. Wir werden so enden, wie wir angefangen haben. Als Barbaren.
Alle Prognosen schreien förmlich nach einer einzigen Lösung. Der Imperator muß die Macht abgeben. Schnell. Denn alle Prognosen haben auch ermittelt, daß jede Verlängerung des jetzigen Zustandes zu den gleichen katastrophalen Ergebnissen führt.
Oder, um den diplomatischen Jargon ins Spiel
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