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Stephane Hessel - ein gluecklicher Rebell

Stephane Hessel - ein gluecklicher Rebell

Titel: Stephane Hessel - ein gluecklicher Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Fluegge
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ist. Eine gewisse Madame Monnier überbringt die Nachricht.
    Pierre lebt in Erinnerungen. Er hat wieder Schreibpläne.In welcher Perspektive soll er sein »europäisches Buch« schreiben, an das er nun denkt? Wie soll er vier Jahrzehnte mit Liebschaften aus vier Ländern in einem einzigen Roman zusammenfassen?
    Die Lektüre von Erich Kästners
Drei Männer im Schnee
erheitert ihn, er denkt dabei an Franz und seine »tiefe Qualität«. An einem Sonntag hält er einen Vortrag über seine Erinnerungen an die Länder, die er bereist hat, vor allem England; an einem anderen Sonntag redet er nur über Deutschland, über München und Berlin. Seine kleine Vortragsserie dient als Einstimmung ins Schreiben. Am 15. Dezember 1942 notiert er: »Ich habe mit Leidenschaft begonnen, die Geschichte meiner Freundschaft mit Franz niederzuschreiben.« Der erste Entwurf umfasst sechs Seiten und ist überschrieben mit: »Une amitié« (Eine Freundschaft). Es soll kein Roman über Helen werden.
    Anfang 1943 lernt Roché in Dieulefit einen inzwischen heimatlosen Maler aus Deutschland kennen, der sich Wols nennt (eigentlich Alfred Otto
Wol
fgang
S
chulze). Er lebt mit seiner Frau schon länger in Südfrankreich, war 1940 als »feindlicher Ausländer« in Les Milles interniert. Roché geht ihn nun öfter besuchen, seine kleinen Bilder gefallen ihm, und er kauft sie ihm ab, gibt dafür Geld, einige Lebensmittel, vor allem Rum, ohne den Wols nicht malen kann.
    Im August 1943 reist Roché nach Bastidette bei Marseille. Dort schreibt er die meisten Kapitel seines Romans, aus der Erinnerung, ohne die Tagebücher, die er aber früher oft wiedergelesen, resümiert und kommentiert hatte. Er filtert seine Erinnerung. Helen wird schließlich doch zur Romangestalt, es wird ein Roman über alle drei; ihr Name »Kathe« ist eine Abkürzung ihres zweiten Vornamens Katharina. Jules ist der Titel einer frühen Erzählung von Roché, ein etwas altmodisch klingender Name. Jim war Helens Kosename für Roché. Im September setzt er in Beauvallon den Roman fort, im Mai 1944 lässt er den Roman ruhen. Er gibtdas Manuskript Wols zu lesen, dem es gefällt, bis auf das Goethe-Zitat vom »Glück ohne Ruh«.
    Mitte Juni 1944 gibt es Kämpfe bei Dieulefit, die Zeit der Befreiung ist angebrochen. Roché ist bei der Wiederlektüre des Romans von Zweifeln befallen: Was genau ist seine Absicht? Dann weiß er wieder, warum er den Roman geschrieben hat: »Er heißt
Jules und Jim
und ist die Geschichte einer Freundschaft, die fortbesteht inmitten schwierigster Liebessituationen.« Am 12. Dezember notiert er plötzlich: »Ich verändere den Schluss des Romans: Kathe stürzt mit Jim in die Seine, vor Jules’ Augen, also doch eine Fiktion, aber es ist der einzig mögliche Schluss.« Bei Kriegsende ist Rochés Roman abgeschlossen. 1946 liegt das Manuskript bei Gaston Gallimard, der es ebenso wie sein Cheflektor Jean Paulhan befürwortet.
    Dennoch wird das Erscheinen hinausgezögert. Liegt es daran, dass die Zeit nach 1945 für eine deutsch-französische Liebesgeschichte noch nicht reif ist? Erst 1953, nach einer erneuten Textrevision durch Roché, bringt Gallimard den Roman heraus. Im Klappentext der ersten Auflage taucht das Wort »Allemagne« nicht auf, Jules stammt aus »Mitteleuropa«. Der 74-jährige Autor erhält für seinen Romanerstling den Prix Claire Bellon, gleichwohl wird es ein Misserfolg. Dennoch beginnt Roché, der nur im Liegen schreibt, einen zweiten Roman mit dem Titel
Die zwei Engländerinnen oder Die Liebe zum Kontinent
, einen Text, dem die Dichte und die lakonische Eleganz von
Jules und Jim
fehlen und der auf weite Strecken nur eine Kopie des Tagebuchs ist.
    Nach dem Ende der Arbeit an
Jules und Jim
hat Roché eine lebensgefährliche Krankheit zu überstehen. Dann aber lässt er sich wieder als Kunstspezialist in Paris nieder. Auch für die Bilder von Wols kann er noch einiges tun; der Maler selbst starb 1951.
     
    1955 kauft der junge Filmemacher François Truffaut bei einem Bouquinisten am Palais Royal ein Exemplar von
Jules et Jim
; der Roman begeistert ihn sofort. Er besucht den Autor und spricht mit ihm über Pläne zu einer Verfilmung. Erst 1959 hat Truffaut das Filmprojekt gesichert. Er hat auch schon die Hauptdarstellerin gefunden, Jeanne Moreau. Roché ist von ihren Fotos begeistert und will sie kennenlernen. Vier Tage vor dem vereinbarten Besuch stirbt Henri-Pierre Roché im April 1959.
    Im Januar 1962 kommt Truffauts Film heraus, der ein

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