Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
Vom Netzwerk:
er tun? Henry stand leise auf. Er schlich barfuß aus dem Schlafzimmer und so leichtfüßig er konnte die Treppe hinunter, die knarrenden Stufen, soweit er sie kannte, vermeidend. Unten angekommen, hielt er inne, um zu horchen. Es war ganz still im Haus. Hatte er sich doch geirrt? Sicherheitshalber blieb er stehen und lauschte. Er spürte, wie die Kälte des Linoleums in seine Füße kroch. Wenn er noch länger stehen bliebe, würden sie auch im Bett nicht wieder warm werden.
    Jetzt hörte er wieder etwas. Als würden Rollen auf dem Boden entlangfahren. Eine Diele knarrte. War Thomas im Gemeindebüro? Vielleicht konnte er nicht schlafen und nutzte die Zeit, um zu arbeiten? Henry schlich in sein Arbeitszimmer und blieb vor der Verbindungstür zum Gemeindebüro stehen. Durch die Ritzen der Tür drang kein Licht. Das sprach gegen Thomas. Es war aber auch nichts mehr zu hören. Henry drehte den Schlüssel und öffnete die Tür. Vor ihm lag das kleine Besprechungszimmer, die Tür war leicht angelehnt. Zur Linken der Flur, der ins größere Gemeindebüro führte. Durch die hohen Fenster fiel ein fahles Licht, das die Fensterkreuze in Mustern auf den Boden malte. Es war totenstill im Büro. Sollte er nach links gehen oder erst ins Besprechungszimmer? Henry entschied sich für das Büro. Dort stand der Schreibtisch, mit dem PC. Ein blaues kleines Licht leuchtete am schwarzen Monitor, Ilona hatte wohl den Standby-Modus nicht ausgeschaltet. Henry sah hinter den Schreibtisch und ging zum Windfang, der zum Ausgang führte. Im Klo war niemand. Er ging zurück und öffnete die Tür des Besprechungsraums. Hinter der Tür war nichts, nur der Shredder. Das Zimmer war übersichtlich. In der anderen Ecke der Schrank, vor dem sein Talar auf einem Bügel über einer Garderobenstange hing. Für diesen Anblick hatte er sich gewappnet, so dass er keinen Schreck bekam. Er horchte in die vollkommene Stille hinein. Dann drehte er sich um und ging zurück in sein Arbeitszimmer. Er verschloss die Tür und ging in die Küche, um etwas zu trinken. Er ließ den Wasserhahn eine Weile laufen und trank dann einige Schlucke kaltes Wasser. Vielleicht waren seine Nerven einfach überstrapaziert. Er stellte das Glas in die Spüle und ging die Treppe hoch. Elisabeth lag jetzt auf der anderen Seite und hatte sein Kissen zu sich gezogen. Er entwand es ihr vorsichtig und legte sich wieder hin. Als er die Augen schloss, fiel es ihm ein. Der Talar hatte Füße gehabt.
    –
    „Wo ist er?“
    Es war Paul, der draußen unter dem Küchenfenster stand. Henry war dankbar, dass sie Paul hergeschickt hatten und nicht irgendeinen Beamten. Er hatte im Schlafzimmer die 110 gerufen und war dann leise wieder nach unten geschlichen, Elisabeth hinterher. Am Küchenfenster hatten sie auf die Polizei gewartet. Paul war über das Hoftor geklettert und hatte sich ans Haus geschlichen.
    „Im Gemeindebüro, im Besprechungszimmer“, flüsterte Henry zurück. „Soll ich dich durch die Haustür reinlassen?“
    Paul nickte. Henry schlich zur Haustür und schloss Paul auf. Er erklärte Paul flüsternd, was er gesehen hatte. Sie gingen zur Verbindungstür.
    „Bleib hier stehen“, flüsterte Paul fast unhörbar und wies mit dem Finger auf die Stelle, auf der Henry stand. Dann zog er seine Pistole und öffnete die Tür. Er machte einen Schritt auf das Besprechungszimmer zu und knipste das Licht an. Er drehte sich zu der Ecke, in der der Talar hing und zielte mit der Pistole auf ihn.
    „Tja, vielleicht habt ihr ein Gespenst im Haus“, sagte Paul, als sie um den Küchentisch saßen. Elisabeth hatte Tee gekocht. Henry saß im Schlafanzug am Küchentisch und sah abwechselnd wütend und zerknirscht aus.
    „Ein verstorbener Kollege von dir, der aus dem Grab auferstanden ist, weil er nicht ertragen kann, wie du die Amtsgeschäfte führst“, schmückte Paul seine Idee aus.
    „Ich schwör dir, ich habe Geräusche gehört. Und dann habe ich die Füße gesehen. Also, ich habe es nicht sofort kapiert, aber ich habe sie gesehen.“
    Paul löffelte zwei Teelöffel voll Zucker in seinen Tee. „Gut, wenn wir zwar die schwierige Frage nicht klären können, wie dein Einbrecher hier überhaupt reingekommen ist, sag mir doch wenigstens schon mal, wie er wieder rausgekommen ist. Die Tür zum Gemeindebüro ist abgeschlossen und die Fenster sind auch alle zu. Es könnte also nur jemand mit Schlüssel gewesen sein.“
    „Von denen gibt’s ja auch nicht gerade wenige“, sagte Elisabeth. „Ilona,

Weitere Kostenlose Bücher