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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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Thomas, einige Kirchenvorsteher, Torat …“
    „Das waren alle“, sagte Henry. „Und von denen muss keiner nachts hierherkommen. Und selbst wenn einer von ihnen auf die Idee käme, hier nachts zu arbeiten, müssten sie sich nicht vor mir verstecken.“
    „Es sei denn, sie würden hier heimlich ihre Steuererklärung machen“, schlug Elisabeth vor.
    „Oder Pornos im Internet angucken“, sagte Paul.
    Sie schwiegen.
    „Da glaube ich eher an das Gespenst“, sagte Elisabeth schließlich.
    „Die Schlüssel, kann man die nachmachen?“, fragte Paul.
    „Nur mit der dazugehörigen Karte. Und die habe ich“, sagte Henry.
    „Es kann also keiner mit einem Nachschlüssel reingekommen sein. Es könnte also höchstens noch sein, dass der Einbrecher jemandem den Schlüssel geklaut hat“, sagte Paul. „Das erklärt dann aber nicht, dass er sich vor dir versteckt hat. Warum ist er nicht einfach zur Haustür rausspaziert, wenn er einen Schlüssel hatte?“
    „Es gibt ja noch mehr Möglichkeiten“, sagte Henry. „Er könnte schon am Tag hereingekommen sein, sich versteckt haben und sich einschließen lassen.“
    „Und wie ist er wieder rausgekommen?“, fragte Elisabeth. Der Zugang zum Gemeindebüro war abgeschlossen gewesen, das hatten sie überprüft. Die Heizung sprang mit einem gurgelnden Geräusch an und alle zuckten zusammen.
    „Gar nicht. Er ist noch hier.“
    „Die Kinder!“ Elisabeth sprang auf die Füße. „Ich muss nach den Kindern sehen.“
    „Okay, okay, langsam.“ Paul war auch aufgestanden. „Ihr guckt jetzt nach den Kindern und ich warte hier. Dann kämmen wir das Haus vom Keller bis zum Dach durch.“
    Marlene lag lächelnd auf einem Bett von Stofftieren und Barbies, von denen eine ihr mit dem überlangen Bein in den Rücken pikste, was Marlenes Schlaf nicht störte. Markus lag auf dem Bauch, Arme und Beine in alle Himmelsrichtungen gestreckt. Lukas hielt einen Hartgummidrachen in der Hand und murmelte im Schlaf, als Elisabeth und Henry nach den Jungen sahen. Soweit war alles in Ordnung. Dann gingen sie runter.
    „Ich bleibe hier im Flur stehen“, sagte Elisabeth.
    Henry öffnete die Kellertür und die Männer stiegen die Treppe hinunter. Im Keller war es kalt und feucht. Spinnenweben wehten in einem kühlen Luftzug. Es war niemand hier. Im Erdgeschoss gab es nur noch das Wohnzimmer und die Gästetoilette. Im ersten Stock die Kinderzimmer, das Elternschlafzimmer, Bäder. Im Dachgeschoss öffnete Henry sogar die beiden unbewohnten Kämmerchen, aber auch hier nichts als Spinnenweben. Sie stiegen die Treppen hinunter ins Erdgeschoss.
    „Okay. Ich glaube, jetzt können wir fürs Erste hier nichts mehr machen.“ Paul gähnte. „Vielleicht versucht ihr, noch ein bisschen zu schlafen.“
    „Danke, dass du gekommen bist“, sagte Elisabeth.
    „Nächstes Mal komme ich auch im Pyjama“, sagte Paul.
    Henry begleitete ihn hinaus.
    „Gibt’s bei euch denn überhaupt was zu holen?“, fragte Paul, als er schon vor der Tür stand.
    „Wenn du nicht auf Tauferinnerungskerzen stehst oder schon immer alle sechs Bände der ‚Religion in Geschichte und Gegenwart‘, 3. Auflage, haben wolltest, wüsste ich nicht, warum du hier einbrechen solltest. Die Kollekten werden gleich nach dem Kirchenkaffee in der Bank eingeworfen.“
    „Ich werd mal recherchieren, wie die Tauferinnerungskerzen auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden.“ Paul hob die Hand zum Abschied. Henry sah ihm nach, wie er über den Hof davonging. Dann schloss er die Tür ab und drehte den Schlüssel dreimal rum.
    „Komm, wir legen uns noch ein bisschen hin.“ Elisabeth stand schon am Fuß der Treppe.
    „Du glaubst mir auch nicht, oder?“ Henry kannte Elisabeth, er merkte, dass sie nicht überzeugt war.
    „Ich bin sicher, dass du das so gesehen hast“, sagte sie bedächtig. „Aber ich bin nicht sicher, ob das auch heißt, dass wirklich ein Einbrecher da war. Ich meine, wir sind alle ziemlich geschafft, mit Weihnachten und allem. Das Unterbewusste kann einem auch mal einen Streich spielen. Und es ist ja wirklich ein Rätsel, wie der Einbrecher rein- und rausgekommen sein soll.“
    „Hm. Kann sein.“ Henry stieg hinter ihr die Treppe hoch. Seine Beine fühlten sich schwer an, aber im Kopf war er wach. Sie legten sich wieder ins Bett. Elisabeth drehte sich zur Seite. Henry lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Es gab noch eine Möglichkeit. Der Einbrecher konnte ein Besucher des Gemeindebüros gewesen sein, der am Tag heimlich

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