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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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ich zuhause sein. Wir machen ‚Fernsehabend‘. Kommt doch auch!“, schlug sie vor. „Wir gucken ‚Madagascar‘.“
    Miriam sah ihren Vater fragend an.
    „Wenn es Elisabeth recht ist“, antwortete der zögernd.
    „Klar ist ihr das recht“, sagte Marlene. „Du kennst doch Mama.“
    Die drei gingen zum Gemeindehaus, hinauf in die Küsterwohnung.
    Als sie im Gemeindehaus verschwunden waren, öffnete sich auf dem Parkplatz eine Autotür und ein Mann mit schwarzem Ledermantel und blonden Haaren stieg aus. Er sah sich um. Dann ging er schnell zur Kirche und trat ein.
    –
    „Bist du noch ganz klar?“, schrie Schurig. Sie standen bei der Orgel. „Wem soll ich auf die Schnelle so eine Handschrift verkaufen? Ich bin nicht Scheiß-Sotheby’s!“
    „Beruhig dich, Jakob. Du hast doch Kontakte. Es gibt immer Verrückte, die für so was ein Mordsgeld bezahlen.“
    „Wer sagt mir denn, dass der Lappen überhaupt echt ist?“
    „Wir brauchen einen Schriftexperten. Oder jemanden, der feststellen kann, wie alt das Papier ist“, antwortete Torat. „Wenn das Ding echt ist, Jakob, dann sind 50 Riesen nichts dagegen. Und ich denke, es ist echt. Sonst hätte die alte Frau Heinemann nicht der einen Tochter das Haus und der anderen nur den Flügel vermacht. Das Ding war im Flügel versteckt. Die gute Sibylle weiß gar nicht, was sie da geerbt hat.“ Etwas kleinlauter fügte er hinzu: „Und wenn es nicht echt ist, kannst du dir den Wagen immer noch holen.“
    Schurig war jetzt still. Er schritt vor der Orgel hin und her, dachte nach. Er steckte so was von in der Scheiße. Er hatte Igors Leuten erzählen müssen, wohin er die Festplatten verkaufte, die hätten ihn sonst glatt in seinem eigenen Auto abgeschlachtet. Aber jetzt forderten die Polen die Festplatten von ihm, die er schon den Serben versprochen hatte. Er hatte zwei Mafia-Banden am Hals. Pest und Cholera. Aber wenn er diese Handschrift zu Geld machen könnte, gesetzt den Fall, sie brachte überhaupt was ein, dann könnte er vielleicht untertauchen. Jammerschade um seinen genialen Plan, aber besser als abzuwarten, welche der beiden Banden ihn zuerst erledigen würde.
    Plötzlich wurde die Kirchentür geöffnet. Schurig sah Torat fragend an. Der zuckte mit den Schultern. Schurig verzog sich schnell in den Zwischenraum hinter der Orgel.
    –
    Als Thomas, Samuel und Miriam mit zwei Tüten Chips in den Händen um zehn vor sieben am Pfarrhaus klingelten, waren die Vorbereitungen für den Fernsehabend voll im Gange. Elisabeth und Marlene schmierten in der Küche Schnittchen. Markus und Lukas deckten das Sofa mit einem Laken ab und stellten Teller und Gläser für alle hin.
    „Schön, dass ihr alle kommt!“, rief Elisabeth Thomas zu und drückte ihm zwei Schalen für die Chips in die Hand. Es war schön, dass die beiden sich wieder vertrugen.
    Miriam ging ins Wohnzimmer, um zu sehen, ob da noch etwas zu tun war. Markus blickte auf und sah sie mit großen Augen an.
    „Guckt ihr mit?“, fragte er wenig charmant.
    „Nee, ich sitze mit dem Rücken zum Fernseher und träume von Robert Pattinson“, sagte Miriam.
    Markus wurde rot, grinste aber trotzdem über beide Ohren.
    „He, hilf mal mit!“ Lukas versuchte, das „Kleckerlaken“ über das Sofa zu breiten, und knuffte ihn unsanft.
    Markus wandte sich von Miriam ab und packte mit an. Dann blieb er plötzlich stehen und fasste sich in die Hosentaschen. Was Miriam da gesagt hatte, erinnerte ihn an den Brief, den er am Sonntag vor zwei Wochen geschrieben hatte. Ach, aber da hatte er ja die andere Jeans angehabt, die ihm nach der Flucht aus der Kirche matschig geworden war. Wo war die nur jetzt? Markus rannte unvermittelt aus dem Wohnzimmer. Lukas sah ihm fragend nach und murmelte etwas von „arbeitsscheuem Gesindel“.
    Oben angekommen, entdeckte Markus die Jeans erleichtert auf der Heizung, wo sie eine ganze Woche lang gelegen haben musste. Gut, dass Mama ihre Zimmer nicht mehr aufräumte! Er nahm die Hose und schob die Hand in die eine Hosentasche, dann in die andere. Der Brief war nicht da. Markus wurde ganz heiß. Wo war der Brief? Er sah auf dem Fußboden nach, hinter der Heizung, im Zimmer. Nichts. Das war nicht gut. Was, wenn Lukas ihn in die Hände bekam? Vielleicht hatte er ihn längst. Aber dann hätte er es sich sicher nicht nehmen lassen, ihn damit aufzuziehen. Oder Marlene. Wenn Samuel ihn fand, würde er ihn Miriam zeigen? Er war nicht sicher. Markus setzte sich.
    Marlene kam von unten hochgerannt und

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