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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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zur Polizei. Du kommst nie damit durch.“
    Da kam plötzlich eine weitere Gestalt hinter der Orgel hervor. Sibylle schrie erschrocken auf. Torat rief: „Die Tür hinter dir an der Wand. Mach sie auf.“
    Der Mann drehte sich um und öffnete die Tür zum Glockenturm. Sibylle warf sich hin und her und versuchte, Torats Umklammerung zu entkommen.
    „Was hast du vor, Johannes?“, schrie sie. „Bist du verrückt geworden? Willst du mich hier einsperren?“
    Torat antwortete nicht. Gemeinsam mit dem Mann zerrte er Sibylle durch den Zwischenraum und die Treppe nach oben.
    „Wir müssen sie fesseln“, stellte der Mann fest und sah sich suchend um.
    „Ich hole was aus dem Gemeindebüro“, sagte Torat. „Bleib du mit ihr hier.“
    „Wer sind Sie?“, fragte Sibylle den Mann, der sie inzwischen losgelassen hatte.
    „Was redest du da?“ Er sah sie verständnislos an.
    „Warum tun Sie das? Bitte lassen Sie mich gehen!“, bat Sibylle.
    Der Mann antwortete nicht. Sibylle holte Luft und stürzte zur Treppe. Er reagierte sofort und packte sie mit beiden Händen. Sibylle versuchte verzweifelt, sich zu befreien, aber sein Griff war eisern.
    Torat kam zurück. Bevor Sibylle irgendetwas sagen konnte, hatte er ihr ein Klebeband über den Mund geklebt. Sie machte verzweifelte Geräusche und versuchte wieder, sich aus dem Griff des fremden Mannes zu winden. Die Männer zerrten sie jetzt an das Geländer der steilen Treppe, die zum nächsthöheren Raum führte. Am Ansatz der Treppe zwangen sie sie, sich auf den Boden zu setzen. Dann rissen sie ihr die Arme auf den Rücken und begannen, Klebeband um ihre Arme und das Treppengeländer zu wickeln.
    Die wollen mich wirklich hier einsperren, dachte Sibylle verzweifelt. Als sie mit den Armen fertig waren, wickelten sie Klebeband um ihre Füße. Der Mann vergewisserte sich, dass das Klebeband auf ihrem Mund fest saß. Torat wickelte eine große alte braune Decke um sie, die Sibylle als die Decke erkannte, auf der die Hirten beim Krippenspiel immer saßen, um auf dem kalten Kirchenboden nicht zu frieren. Irgendwie war die Decke fast schlimmer als das Klebeband, denn Sibylle wurde jetzt klar, dass Torat Vorkehrung dafür traf, sie die ganze Nacht hier allein zu lassen. Er sah sie einen Moment an und sie meinte, sogar so etwas wie Bedauern in seinem Blick zu sehen. Was für ein Scheiß-Arschloch, dachte Sibylle ohnmächtig und verzweifelt.
    Von der Treppe sagte der Fremde: „Los, komm!“
    Torat drehte sich um und stieg hinter ihm die Treppe herab. Sibylle hörte, wie die Tür zum Glockenturm geschlossen wurde. Sie war allein.
    –
    Torat und Schurig schlängelten sich durch den Zwischenraum hinter der Orgel auf die Empore zurück. Sie sahen in den Kirchenraum hinunter. Es war niemand zu sehen. Sie lauschten einen Moment. Nichts. Gott sei Dank, dachte Torat, ohne sich der Ironie dieses Gedankens bewusst zu werden.
    „Was jetzt, Mastermind?“, fragte Schurig schneidend.
    Torat sah auf die Uhr. Viertel nach sieben. Seit fünfzehn Minuten wurde er im Poseidon erwartet, der griechischen Gaststätte in Sulzbach. Stephanie würde da sein.
    „Verdammt!“ Torat zwang sich, tief durchzuatmen. „Ich muss jetzt zur KV-Weihnachtsfeier. Die Leute würden sich wundern, wenn ich nicht komme. Außerdem wird ihre Schwester da sein. Was, wenn sie nachher nach Hause geht und Sibylle ist nicht da? Auch wenn sie Zoff wegen dem Erbe hatten, sie wird sie vermissen.“
    „Du hast uns in eine verdammte Scheiße reingeritten“, stellte Schurig fest. „Aber die Kleine ist da oben erst mal sicher. Ich muss jetzt ein paar Telefonate machen. Du kümmerst dich um die Schwester. Vielleicht kriegst du das hin, ohne wieder alles zu vermasseln.“
    Torat nickte nur. Schurig verließ die Kirche. Torat setzte sich. Denk, verdammt noch mal! Sibylle würde heute nicht nach Hause kommen, so viel war schon mal klar. Stephanie durfte keinen Verdacht schöpfen. Er musste Zeit gewinnen. Er durfte nicht in Verdacht geraten. Also musste er zur Weihnachtsfeier gehen. Er musste sich um Stephanie kümmern. Und dann? Was sollte er mit Sibylle machen? Morgen um zehn sollte sie an der Orgel sitzen. Panik überfiel ihn. Eins nach dem anderen, dachte er. Er versuchte, die Panik in den Griff zu bekommen. Dann stand er auf. Er würde improvisieren müssen. Er nahm seine Tasche, schaltete die Orgel aus und schritt die Empore entlang zum Ausgang.
    –
    Von der anderen Seite der Tür war nichts mehr zu hören. Sibylle sank auf den

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