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Sterben: Roman (German Edition)

Sterben: Roman (German Edition)

Titel: Sterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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nicht den Hauch einer Chance, dass aus uns etwas werden könnte, wir wären nicht einmal fähig gewesen, auf einer Klassenfete aufzutreten, aber obwohl es so war, erkannten wir es nie. Im Gegenteil, das war es, was unserem Leben einen Sinn gab. Es war nicht meine Musik, sondern Jan Vidars, und sie widersprach allem, woran ich glaubte, trotzdem hatte ich volles Vertrauen zu ihr. Das Intro zu Smoke on the Water , diese Inkarnation der Dummheit, diese Antithese des Coolen, übte ich 1983 in der Schule von Ve ein: erst das Gitarrenriff, dann die Hi-Hat, tschikka-tschikka, tschikka-tschikka, tschikka-tschikka, tschikka-tschikka, dann die Bassdrum, bumm, bumm, bumm, dann die Snare-drum, tick, tick, tick, gefolgt von diesem dämlichen Basslauf, bei dem wir uns oft ansahen und grinsten, während wir mit den Köpfen nickten und den Beinen wippten, sobald die vollkommen asynchron dargebotene Strophe begann. Einen Sänger hatten wir nicht. Als Jan Vidar in die Berufsschule kam, hörte er jedoch von einem Schlagzeuger in Hånes, der zwar erst in die achte Klasse ging, aber warum nicht, alles war möglich, außerdem stand ihm da draußen ein Probenraum mit einem Schlagzeug und einer PA und allem zur Verfügung, und so landeten wir dort: Ich, in der ersten Klasse des Gymnasiums, von einem Leben in der Indieszene träumend, aber unmusikalisch, spielte Rhythmusgitarre, Jan Vidar, der angehende Konditor, der oft genug übte, um ein Yngwie Malmsteen, ein Eddi van Halen oder ein Ritchie Blackmore zu werden, sich aber nicht von seinen Fingerübungen losreißen konnte, spielte Sologitarre, Jan Henrik, mit dem wir außerhalb der Band am liebsten nichts zu tun haben wollten, spielte Bass, und Øyvind, ein stämmiger und fröhlicher Junge aus Hånes, der keinerlei Ambitionen hatte, spielte Schlagzeug. Smoke on the Water, Paranoid, Black Magic Woman, So Lonely, und später Ziggy Stardust und Hang on to Yourself des frühen Bowie, deren Griffe mir einmal mehr Yngve beigebracht hatte. Kein Gesang, nur Begleitung. Jedes Wochenende. Gitarrenkoffer im Bus, lange Gespräche über Musik und Instrumente am Strand, auf den Bänken vor dem Geschäft, in Jan Vidars Zimmer, im Flughafencafé, in der Stadt, schließlich Aufnahmen von den Proben, die wir in unseren vergeblichen und von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuchen, die Band auf das Niveau zu heben, auf dem wir uns in unseren Köpfen befanden, sorgsam durchgingen.
    Einmal hatte ich eine dieser Kassetten von unseren Proben in die Schule mitgenommen. In der Pause stand ich mit aufgesetztem Kopfhörer herum und hörte unsere Stücke, während ich darüber nachdachte, wem ich das Band vorspielen könnte. Bassen hatte den gleichen Musikgeschmack wie ich, er kam folglich nicht in Frage, denn das hier war ja etwas anderes, für ihn unverständliches. Hanne, vielleicht? Sie sang doch, und außerdem hatte ich sie wirklich gern. Aber das Risiko wäre zu groß gewesen. Sie wusste, dass ich in einer Band spielte, was eine große, fast erhabene Sache war, die vielleicht in einer Bruchlandung enden würde, wenn sie hörte, was wir da eigentlich spielten. Pål? Ja, er konnte es sich anhören. Er spielte selbst in einer Band, sie nannten sich Vampire, spielten schnell, waren von Metallica inspiriert. Pål, der normalerweise schüchtern, sensibel und zart, ja nahezu feminin war, aber in schwarzen Lederklamotten herumlief, Bass spielte und auf der Bühne schrie wie der Teufel persönlich, würde verstehen, was wir machten. In der nächsten Pause ging ich deshalb zu ihm und erzählte ihm, dass wir letztes Wochenende ein paar Stücke eingespielt hatten, wollte er mal reinhören und mir sagen, was er davon hielt? Na klar. Er zog den Kopfhörer auf und drückte auf Play, während ich gespannt sein Gesicht beobachtete. Er lächelte und starrte mich fragend an. Nach einer Minute begann er zu lachen und zog den Kopfhörer ab.
    »Aber das ist doch Schrott, Karl Ove«, sagte er. »Das ist Schrott, nicht? Was laberst du denn da, warum soll ich mir das anhören? Willst du mich verarschen?«
    »Schrott? Wie meinst du das?«
    »Ihr könnt doch nicht spielen. Und ihr singt nicht. Das ist Schrott!«
    Er breitete die Arme aus.
    »Wir können bestimmt noch besser werden«, meinte ich.
    »Vergiss es«, erwiderte er.
    Meinst du etwa, deine Band ist so verdammt gut, hätte ich gerne gesagt, tat es aber nicht.
    »Ja, ja«, entgegnete ich stattdessen. »Trotzdem danke.«
    Er lachte erneut und sah mich fragend an. Aus Pål

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