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Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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daneben noch den Haushalt mit ihrem fünfjährigen Sohn. Und Timo Heiser ist auch absolut zuverlässig.“ Draußen dämmerte es bereits und die Flasche Wein war längst leer. Er war nicht sicher, ob sie ihm überhaupt noch zuhörte oder schon schlief, und sagte sehr leise: „Aber sie mögen mich nicht.“
    „Magst du sie denn?“, erwiderte sie.
    „Ich weiß nicht.“
    „Das glaube ich dir nicht.“
    „Ja, klar, irgendwie mag ich sie schon, aber ich versuche, keine persönliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Ich will einfach nicht … “, er hatte nicht weitersprechen können, etwas steckte ihm im Hals.
    „Was?“
    Als er auch nach einer kleinen Weile nicht geantwortet hatte, war Helene aufgestanden und hatte sich vor ihn gekniet.
    „Ich würde jetzt wahnsinnig gerne mit dir einschlafen.“
    „Hier?“
    „Nein, in meinem Bett, wenn du magst.“
    Er hatte gemocht. Und er hatte sich auch von ihr ausziehen und zudecken lassen. Erst als sie ihm über die Haare gestrichen und ihn zart auf die Stirn geküsst hatte, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Und hatte hemmungslos angefangen zu weinen.
    Noch immer spürte er ihren Körper, der ihn mit sanfter Bestimmtheit an sich gezogen hatte, ihre Hände, die vorsichtig seinen Rücken und seinen Nacken gestreichelt hatten, um ihn zu beruhigen, ihre wunderbare Stimme, die auf ihn einsprach, und ihre Lippen an seinem Hals, federleicht.
    Alles, was danach geschah, war leicht gewesen.
    Er konnte sie nicht fassen. Ihre Schönheit, ihre Sanftheit, ihre Unbeschwertheit, ihre Sensibilität und ihr Sexappeal. Sollte Erich Werle jemals an etwas wie eine Traumfrau gedacht haben, hier war sie.
    „Guten Morgen, Herr Kommissar.“
    „Hauptkommissar“, sagte er und hätte sich sofort dafür ohrfeigen können. Er konnte es einfach nicht lassen. Dabei hätte er ihr tausend andere Dinge sagen mögen.
    „Guten Morgen, Herr Kriminalhauptkommissar“, wiederholte sie schlaftrunken und öffnete die Augen.
    „Guten Morgen“, erwiderte er, und bevor er es sich anders überlegen konnte, fragte er sie: „Würdest du heute den Tag mit mir verbringen?“
    Sergej musste schnell handeln und vor allem musste er sich des Wagens entledigen, den er am Abend zuvor unter falschem Namen gemietet hatte. Bis die Polizei mögliche Zeugen befragt hätte, die ihn mit oder ohne Auto gesehen haben könnten, würden zwar einige Stunden verstreichen, aber es war besser, auf Nummer sicher zu gehen. Er parkte den silberfarbenen Ford mit Dürener Kennzeichen auf einem öffentlichen Parkplatz in der Nähe eines belebten Strandzuganges und ließ den Schlüssel in einen Gully fallen. Seine Erfahrung lehrte ihn, niemals von Plänen abzuweichen: Sollte es beim nächsten Schritt Komplikationen geben, wäre es ein Fehler, auf das Fahrzeug zurückzugreifen, mit dem er bis dahin gekommen war. Niemals zurück, immer nach vorne, das galt für Angriff ebenso wie für Verteidigung und Flucht. Unterwegs hatte er die Kleidung gewechselt; statt des maßgeschneiderten grauen Anzugs, eines weißen Hemdes und passender Lederschuhe – sorgfältig zusammengepackt in dem Rucksack, den er geschultert hatte – trug er jetzt helle Chinos, braune Segelschuhe und einen blauen Baumwollpulli mit V-Ausschnitt über einem weißen T-Shirt. Er sah nicht nur aus wie ein Tourist, er benahm sich auch so. Mietete für einen halben Tag ein Fahrrad, fotografierte die See und radelte durch die Ferienanlage.
    Um elf Uhr morgens war sein nächstes Opfer nicht zu Hause.
    Um zwölf Uhr war er einmal durch den Keller in das Haus eingedrungen, um sich zu vergewissern, dass sich daran nichts geändert hatte.
    Um ein Uhr war er zum dritten Mal in großem Bogen um das Grundstück herumgefahren, nur um festzustellen, dass sich nichts und niemand bewegt hatte.
    Danach beschloss er, die Aktion abzubrechen. Seine Auftraggeber hatten ihn falsch informiert, mit jeder Minute, die er länger hier blieb, wuchs sein persönliches Risiko.
    Der Mensch hatte keine Ahnung, dass er nur knapp einer Kugel entgangen war. Es war allein dem Zufall geschuldet, dass es ihn plötzlich nach Hamburg zog. Unerwartet hatte ihn eine große Sehnsucht überkommen, ein seltsames Begehren nach morgendlichem Leben in der Stadt, nach Brunch, nach Hafen, Champagner und Austern. In keiner anderen Stadt konnte er sich so gut unter Menschen verlieren und nirgends frühstückte er lieber als hier. Ein Vormittag mit leichtem Jazz, eine ansprechende Zeitung, vielleicht eine flüchtige

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