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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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untätig herumstehende und plaudernde Beamte zeigten, während der arme Kerl auf den kalten Fliesen der Arrestzelle in Queen’s Gardens seine letzten, rasselnden Atemzüge tat. Das Video war praktisch rund um die Uhr auf den Nachrichtenkanälen gelaufen.
    »Wir sitzen auf dem Präsentierteller«, schließt Pharaoh. »Wir müssen den Fall schnell aufklären, dürfen aber nie vergessen, dass das Auge der Öffentlichkeit auf uns ruht. Wir sprechen hier über landesweite Aufmerksamkeit. Die Menschen lassen sich nicht gerne das Weihnachtsfest durch einen Mord verderben, und nur wir können dafür sorgen, dass sie sich wieder sicher fühlen. Die Tat hat sich vor etwa neunzehn Stunden ereignet, und das gibt diesem mörderischen Arschloch einen guten Vorsprung. Um neun Uhr ergeht ein öffentlicher Fahndungsaufruf in den Nachrichten. Das heißt, dass einige von Ihnen das Vergnügen haben werden, die Anrufe entgegenzunehmen. Alle Telefonate werden in diesen Raum durchgestellt. Die Eierköpfe von der Technik verkabeln Sie in der nächsten halben Stunde. Es werden natürlich jede Menge Irre und Wichtigtuer anrufen, aber auch der kleinste Informationsfetzen kann entscheidend sein, Leute. Jeder Name muss überprüft werden.«
    Sie hält einen Augenblick inne und richtet den Blick auf McAvoy. Sie nickt ihm zu.
    »Mir ist natürlich klar, dass Sie alle Technikgenies sind, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand Hilfe braucht, wird McAvoy hier Ihnen jetzt demonstrieren, wie seine brandheiße neue Datenbank funktioniert.«
    Erneutes Stöhnen. Ein Chor von Verwünschungen.
    »Nicht jetzt, Kinder«, lächelt sie. »Ich war schon an Ermittlungen beteiligt, bei denen sich der Fußboden unter dem Papierkram durchgebogen hat. Wenn McAvoys System uns dabei hilft, den Überblick zu behalten, dann dürfen wir nicht darauf verzichten. Ich persönlich habe natürlich einen kleinen Vorsprung, schließlich bin ich bei Sonic the Hedgehog einmal bis Level drei gekommen. Aber der Rest von Ihnen braucht vielleicht einen Auffrischungskurs.«
    McAvoy stimmt in das Gelächter mit ein. Blickt auf und bekommt ein Grinsen und ein winziges Augenzwinkern von Pharaoh geschenkt.
    »Nicht vergessen«, fügt sie hinzu, »McAvoy hat diesen Typ gesehen. Er hätte selbst zum Opfer werden können, wenn er nicht mit der eigenen Stirn den Schlag abgeblockt hätte.«
    Weiteres Gelächter folgt, aber diesmal fühlt es sich irgendwie freundlicher an, schließt ihn mit ein, und McAvoy fühlt sich fast versucht, sich zu verneigen und selbst eine kleine geistreiche Bemerkung hinzuzufügen. Pharaoh verhindert es, indem sie weiterspricht.
    »Also gut, Sie wissen ja alle, was während der nächsten paar Stunden zu tun ist. Wir brauchen Zeugenaussagen. Wir brauchen Überwachungsaufnahmen von jedem Zentimeter des Platzes vor der Kirche. Wo ist der Täter hin, nachdem er die Kirche verlassen hat? Und am wichtigsten: Wir müssen alles über Daphne Cotton herausfinden. Wir müssen ihr Leben in seine Einzelteile zerlegen. Nach dem Mittagessen werden die Ergebnisse der Autopsie vorliegen, und die der Toxikologie heute Abend. Gebt einfach euer Bestes, Leute. Niemand von uns möchte in einer Stadt leben, wo man ein Mädchen in der Kirche abschlachten und damit durchkommen kann. Schließlich ist Weihnachten.«
    Sie schenkt ihrer Truppe ein Lächeln. Und dann rauscht sie schon wieder hinaus, ein Derwisch aus Parfüm und klimperndem Schmuck, während sie mit weichen Händen hier eine Schulter, dort einen Unterarm berührt und ihrem Team Vertrauen und Zuversicht einimpft.
    Einen Moment lang sitzen die Beamten schweigend da, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
    Endlich dreht sich DCI Colin Ray um und öffnet die Jalousien. Draußen herrscht pechschwarze Nacht, und in der Scheibe spiegelt sich ein unregelmäßiger Halbkreis von schief herumsitzenden, hingelümmelten, unorganisierten Männern und Frauen; sie kratzen sich am Kopf, blasen sich in die Hände.
    Ihr Spiegelbild liefert den Beamten eine scharf gezeichnete, unvermittelte Vision davon, wer und was sie sind. Jeder kann daraus die Wahrheit über sich selbst herauslesen: seine Unvollkommenheiten, seine eindimensionale, kalte, unübersichtliche Realität.
    Von all den Männern und Frauen, die sich selbst ins Gesicht starren, spürt nur Aector McAvoy nicht den Impuls, den Blick abzuwenden.
    Inzwischen haben sie bereits sechs Stunden lang Telefonanrufe entgegengenommen. Hinter den schmutzigen, verschmierten Fenstern hat

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