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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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langsam und beschließt, nicht mehr so verdammt liebenswürdig zu sein.
    »Aber er kam nie vor Gericht, nicht wahr? Wenn er jetzt diese Art von Gerechtigkeit zu spüren bekommen hat, dann nur deshalb, weil Sie nie Anklage erhoben haben. Sie waren nicht einmal nahe dran, soweit ich das sehen kann.«
    Linus muckt auf. Stößt sich von der Wand ab. »Jetzt aber mal halblang«, beginnt er, und die Zornesröte steigt ihm ins Gesicht. »Wir haben gründlich ermittelt. Wir konnten es ihm nur nicht nachweisen.«
    »Gründlich?« McAvoy verzerrt das Wort zu einem verächtlichen Knurren. »Die verdammte Hull Daily Mail hat gründlicher nach den Hintergründen recherchiert. Acht vorherige Feuer! Acht Brände an seinen früheren Adressen. Das kam Ihnen nicht irgendwie komisch vor?«
    »Wir wussten, dass es da ein paar Feuerchen gegeben hatte, hier und da«, sagt Linus und wischt den Vorwurf mit schwabbelnden Armen beiseite. »Aber er rief immer selbst die Feuerwehr, niemand hat die Polizei verständigt. Wir hatten nichts gegen ihn in der Hand, bis auf ein paar Verurteilungen wegen Betrugs aus seiner Jugend und einen tätlichen Angriff unter Alkoholeinfluss auf einen Polizeibeamten.«
    »Und dennoch sagen Sie, Sie hätten ihn von Anfang an für schuldig gehalten.«
    McAvoy wendet sich zu Tremberg. »Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, Detective Constable, aber wenn ich der Ansicht bin, dass jemand Frau und Kinder ermordet hat, dann lasse ich nicht locker, bis der Dreckskerl hinter Gittern ist.«
    Linus blickt zwischen ihnen hin und her, und seine multiplen Kinne schwabbeln in rechtschaffener Empörung.
    Er sackt ein wenig in sich zusammen. Wendet sich ab. »Hören Sie, ich habe nie behauptet, ich wäre ein gottverdammter Sherlock Holmes …«
    Sie schweigen wieder. Schließlich reibt sich McAvoy mit der Hand über das Gesicht und kneift sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Er spürt einen beginnenden Kopfschmerz aufsteigen. Es ist, als würde er vor einem Puzzle sitzen, bei dem mehr als die Hälfte der Teile noch mit der Bildseite nach unten liegt.
    »Ich verstehe, Sergeant«, meint er und hofft, dass sein Gesichtsausdruck ihn nicht verrät. »Wir haben alle solche Tage. Manchmal werden es sogar Wochen und Monate. Wir alle kennen Fälle, bei denen uns von Anfang an klar ist, dass alle Anstrengungen zu nichts führen werden. Es kann nicht leicht gewesen sein. Roper hat Ihnen den Fall aufgehalst. Er wusste natürlich, dass es schwer sein würde, eindeutige Beweise zu finden. Da hat er sich abgesetzt. Das war für Sie nicht gerade ein Ansporn, oder?«
    Linus atmet schwer, aber er stößt die Luft mit einem schiefen Lächeln aus. Er wirkt erleichtert, dass dieser schottische Mistkerl, der päpstlicher ist als der Papst, wenigstens begreift, wie es ist, wenn einem die halbe Welt im Nacken sitzt, während einfach nichts vorangeht. »Was hätte ich tun können? Im Bericht stand, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde und Brandbeschleuniger zum Einsatz kam. Na gut. Aber Jefferson behauptete, es wäre der älteste Junge gewesen. Dass er ihn schon früher dabei erwischt hätte, wie er mit Feuerzeugen herumspielte. Sein Wort stand gegen das eines Toten. Natürlich war Jefferson auch in die anderen verdächtigen Brände verwickelt, aber das galt genauso für den toten Jungen. Etwas zu wissen und es beweisen zu können sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Haben Sie ihn unter Druck gesetzt? So richtig?«
    »Aber klar. Wir haben ihn stundenlang verhört, ich und Pete May. Wir wechselten uns ab. Versuchten, ihm Schuldgefühle einzuflößen. Aber er saß einfach nur da, schüttelte den Kopf, bestand darauf, es wäre der Junge gewesen, und das war’s dann. Wir konnten keine Anklage erheben. Kein Richter hätte sie zugelassen.«
    »Aber die Presse hat Ihnen ziemlich zugesetzt, nicht wahr?«
    »Das machen die doch immer! Dieselben Zeitungen, die uns kritisiert hatten, weil wir einen armen, trauernden Vater Tag und Nacht verhörten, beschuldigten uns dann der Inkompetenz, als sie herausfanden, dass selbiger trauernder Vater in den vergangenen paar Jahren acht verflixte Feuer gemeldet hatte und die Nachbarn ihn für einen verdammten Pyromanen hielten. Da kann man keinen Blumentopf gewinnen. Es ist uns schwergefallen, ihn laufen zu lassen.«
    »Und die Nachbarn? Die Leute, die mit den Zeitungen gesprochen haben. Könnte einer von ihnen verbittert genug über Jeffersons Freilassung gewesen sein, um die Sache selbst in die Hand zu

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