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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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hochgeschoben. Die Leggings bis zu den Knöcheln heruntergerollt. In dem unnatürlichen Licht sieht die blutige Schweinerei in ihrer Schamgegend schwarz wie Teer aus und beginnt bereits zu gerinnen. Sie hält sich die Hand vors Gesicht, und keuchende Schluchzer dringen zwischen ihren Fingern hervor.
    McAvoy bleibt stocksteif stehen. Die Szene wirkt irreal. Als würde all das einem anderen zustoßen. Plötzlich fühlt er sich kalt und klamm, als wäre er gerade schweißgebadet aus einem Alptraum erwacht.
    »Da … drinnen …«
    Angela Martindale hebt einen blutüberströmten Finger, makaber und gespenstisch, und zeigt damit auf die Tür der nächstgelegenen Kabine.
    Instinktiv beugt McAvoy sich vor, um sie besser verstehen zu können.
    Eine Gestalt setzt über die Tür der Kabine, ganz in Schwarz gekleidet, eine Balaklava über den Kopf gestreift, tief geduckt und ein Bein gerade vor sich ausgestreckt, wie ein Hürdenläufer mitten im Lauf. McAvoy hebt den Blick. Spürt, wie die Welt sich verlangsamt, fokussiert und zu diesem einen Augenblick gerinnt. Dem Hier und Jetzt. Dem Stiefel mit Panzerkettenprofil, der auf sein Gesicht zuschießt.
    Im letzten möglichen Augenblick reißt er den Kopf zurück. Der Stiefel saust an seinem Kiefer vorbei, doch der massigen Gestalt hinter dem Tritt kann er nicht ausweichen. McAvoy fühlt, wie es ihm alle Luft aus den Lungen presst, als der Mann auf ihn prallt und ihn gegen die Wand wirft.
    Es ist ein gewaltiger, wuchtiger Aufschlag, und einen Moment lang fürchtet McAvoy, in der schwarzen Molasse der Bewusstlosigkeit zu versinken. Das Glas gleitet ihm aus der Hand. Es zerschellt auf den Fliesen. McAvoys Ohren klingeln. Er riecht Blut. Explodierende Lichter tanzen vor seinen Augen.
    Erst dann begreift er, dass seine Arme eine Gestalt eisern umschlungen halten. Der ganz in Schwarz gekleidete Mann tritt um sich, rammt ihm die Ellbogen in die Rippen und versucht, ihn gegen die Schienbeine zu treten, um sich aus der tödlichen Umklammerung zu lösen, in der McAvoy ihn unwillkürlich gefangen hält.
    Im Moment des Begreifens, als er wieder in seine Haut schlüpft, lockert sich kurz sein Griff, und sofort spürt er, wie ein kräftiger Unterarm ihm den Kopf zurückschleudert und gegen die Wand rammt, während eine Faust sich in seine Rippen bohrt. McAvoy lässt die Hände sinken, Schmerz schießt seine Wirbelsäule empor und blüht in seinem Kopf auf. Gerade noch rechtzeitig kann er die Hände wieder hochreißen, um die nächste Rechte abzuwehren, so dass sie seinen Wangenknochen nur streift.
    Es ist zu eng zum Kämpfen. Er kann nicht ausholen, um einen richtigen Treffer zu landen. Kann keinen Schritt nach vorne tun aus Angst, auf Angie Martindale zu treten.
    Er steckt einen weiteren Schlag gegen den Brustkorb ein.
    Tritt selbst mit dem Stiefel zu. Daneben. Seine rechte Faust fährt ins Leere, genau an der Stelle, wo der Kopf seines Angreifers sich noch einen Augenblick zuvor befunden hat.
    Herrgott!, denkt er schmerzbenebelt. Der Kerl kann kämpfen.
    Plötzlich wird er wütend. Ist außer sich vor Zorn. Eine grausame und rohe Raserei steigt in ihm hoch.
    Er stemmt einen Stiefel nach hinten gegen die Wand und stößt sich ab, so dass es ihm gelingt, die herumfuchtelnden Arme seines Gegners zu packen. Ineinander verkrallt schlittern sie über die vom Blut glitschigen Fliesen, und McAvoy spürt, wie der Mann mit einem befriedigenden Rumms rücklings gegen die Kabinentür kracht. McAvoy grunzt und rammt ihn ein zweites Mal gegen die scharfe Holzkante. Er fühlt die Kräfte seines Gegners nachlassen. Packt den Kopf des Mannes mit beiden Händen. Spürt die Wolle der Balaklava. Donnert ihm den Kopf gegen die Tür. Packt ihn mit der linken Hand an der Kehle und drischt ihm die Rechte in den Magen. Der Mann klappt zusammen. McAvoy holt mit der rechten Hand aus, um ihm mit einem vernichtenden Hieb von oben den Rest zu geben.
    Die Tür springt auf.
    Helen Tremberg steht in der Türöffnung. Sie hält ihren ausziehbaren Knüppel mit der linken Hand gepackt. Die Rechte reckt sie in die Höhe, als wollte sie den Verkehr regeln.
    Sie öffnet den Mund. Um dem schwarz gekleideten Mann zu sagen, dass es vorbei ist? Um Angie Martindale zu sagen, dass sie überleben wird? Die Worte erreichen nie ihre Lippen.
    In einer einzigen, fließenden Bewegung zieht der Mann mit der Balaklava ein Messer. Ob er es in der Tasche oder im Ärmel hatte, kann McAvoy später nicht mehr sagen. Gerade noch krümmt sich der

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