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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Tremberg, als sie an einer Bar mit weiß getünchter Fassade und schwarz gestrichener Schwingtür vorbeikommen. Dahinter im Vorraum drängen sich ein halbes Dutzend Raucher zusammen und stampfen mit den Füßen, während sie sich Zigaretten drehen, den Verkehr beobachten und bis in den Rinnstein spucken.
    »Es brennt Licht«, sagt Tremberg und deutet auf ein Gebäude rechts, eingerahmt von einem Wohlfahrtsladen und einer Bäckerei. »Gutes Zeichen.«
    Sie bremst und lenkt den Wagen in eine Parklücke vor der Bar. Schließt eine Sekunde lang die Augen, bevor sie den Motor abstellt. Blickt auf und dreht langsam den Kopf. McAvoy starrt über ihre Schulter hinweg die geschlossene Eingangstür an.
    »Vielleicht ist sie gar nicht da«, meint McAvoy.
    »Nein.«
    »Könnte überall sein. Woanders etwas trinken. Vielleicht hat sie jemanden kennengelernt. Oder macht Weihnachtseinkäufe …«
    »Ja.«
    »Die Chance, dass sie gerade da drin ist …«
    »Gering.«
    »Beinahe nicht existent.«
    »Aber wenn wir schon hier sind, könnten wir doch wenigstens einen Schluck trinken …«
    »Ein Glas Bass?«
    »Ein Glas Bass, ja.«
    Sie wechseln einen Blick und versuchen sich selbst von ihren Lügen zu überzeugen. Dann nickt McAvoy.
    Der Wind reißt ihm die Autotür beinahe aus der Hand, während er sich aus dem arg kleinen Fahrzeug windet. Mühsam gelingt es ihm, sie wieder zu schließen. Als er es endlich geschafft hat, rüttelt Tremberg bereits an der Eingangstür und tritt mit dem Stiefel gegen die rostige Klinke.
    »Abgesperrt«, ruft sie atemlos und versucht, den Wind zu übertönen. Sie entdeckt einen Briefschlitz, stößt die Finger hinein und drückt ein Auge gegen den Spalt. Ein dünner Streifen gelben Lichts fällt heraus. »Polizei«, gellt sie. »Polizei.«
    Noch einmal späht sie durch den Briefschlitz. Hält ihr Ohr daran.
    »Hören Sie etwas?«, fragt McAvoy.
    Tremberg verzieht das Gesicht. »Weiß nicht genau. Schwer zu sagen.« Irritiert wedelt sie mit der Hand, als wollte sie dem Wind bedeuten, still zu sein. »Nein, ich kann nichts hören. Versuchen Sie es.«
    Sie rückt zur Seite, und McAvoy presst sein Ohr an die Öffnung. Er legt den Kopf schief und ruft: »Angela Martindale! Sind Sie da drin? Polizei. Machen Sie auf.«
    Der Laut, der ihm entgegenschallt, ist nicht zu verkennen. Er stammt von einem Menschen. Außer sich vor Angst. Ein gutturales, animalisches Brüllen, erfüllt von namenlosem, gestaltlosem Entsetzen.
    Tremberg hat es auch gehört, aber sie war abgelenkt von einem Geräusch weiter unten an der Straße. Die Raucher kommen aus dem Bear geströmt, angelockt von dem Drama wie Fliegen von einem Hundehaufen.
    Sie will McAvoy auffordern, die Tür aufzubrechen, aber er stürmt bereits mit gesenktem Kopf darauf zu.
    Die Tür bricht aus den Angeln und kracht in den Vorraum der Bar wie von einem Dampfhammer getroffen. McAvoy stolpert hinterher und stürzt. Seine Schulter schmerzt, seine Zähne klacken heftig aufeinander, und er schmeckt Blut, aber das ignoriert er und schüttelt den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Er stemmt sich von der aufgebrochenen Tür hoch und spürt, wie ein langer rauer Splitter sich unter seine Haut schiebt.
    »Sarge!«
    Tremberg packt ihn am Arm und zerrt ihn hoch. Sie sehen sich blinzelnd im grellen Licht um. In der Bar ist niemand. Ein paar Einkaufstüten liegen verlassen auf einem Tisch. Schmutzige Gläser stehen auf dem Tresen.
    »Hallo.«
    Das Wort klingt komisch in der Leere.
    Dann setzt das Schreien wieder ein.
    McAvoy wirbelt herum, sucht nach einer Tür. Sieht keine. Rennt zum hinteren Ende der Bar. Er packt den Messinghandlauf, der längs der lackierten Oberfläche verläuft. Ohne nachzudenken nimmt er ein schmutziges Glas vom Tresen. Prallt zurück, als er einen Körper reglos hinter der Bar liegen sieht.
    »Helen«, schreit er, als er endlich die Tür zur Toilette erspäht. »Hinter der Bar!«
    Ohne Atem zu holen platzt er durch die Schwingtür und knallt gegen eine verputzte Wand. Rechts von ihm liegen die Eingänge zu Damen- und Herrentoilette. Mit dem Glas in der rechten Hand tritt er die Tür zur Damentoilette auf und stürzt sich hinein.
    Der Raum ist in das blaue Neonlicht einer einzelnen Leuchtstoffröhre an der Decke getaucht. An der gegenüberliegenden Wand hängt ein gesprungener Spiegel, und die Türen zweier Kabinen stehen halb offen.
    Angela Martindale liegt auf dem Rücken und windet sich. Ihr Rock ist bis zur Hüfte

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