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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Mann im Zimmer. Er war etwas älter als Sven; sein braunes Haar war über den Ohren und im Nacken etwas länger, und seine Haut war für diese Jahreszeit zu hell, was darauf schließen ließ, dass er nicht viel Zeit im Freien verbrachte.
    »Ah, da bist du ja.« Daum sah von seiner Schublade auf. »Na, das ging aber schnell.« Er deutete mit dem Kopf über seine rechte Schulter. »Das ist Dr. Bremer, der Leiter des kriminaltechnischen Labors in Mainz«, stellte er den Mann vor und schob die Schublade zu.
    Sven nickte Bremer knapp zu. »Was genau haben Sie herausgefunden?«, kam er ohne Umschweife zur Sache. Er war viel zu aufgeregt, um sich zu fragen, weshalb ein Laborleiter sich die Mühe machte, in der Hauptverkehrszeit von Mainz nach Koblenz zu fahren, um ihnen die Ergebnisse einiger simpler Routinetests persönlich mitzuteilen. Das hätte er ebenso gut per Fax tun können.
    »Vielleicht sollten wir auf Rößner warten«, schlug Daum vor, bevor sein Gast etwas sagen konnte. »Ich habe ihn dazugebeten, weil ich der Meinung bin, er soll das auch erfahren. Er hat zwar gesagt, er hätte wenig Zeit, aber ich denke, wenn er hört, was Dr. Bremer zu berichten hat, wird er sich die Zeit schon nehmen.«
    Einige endlose Minuten später stieß Rößner endlich zu ihnen. Auch er wurde Bremer vorgestellt, woraufhin Rößner den Laborchef sofort anwies, auf das übliche Drumherum zu verzichten, da er gleich wieder zu einer Besprechung müsse. Bremer öffnete seine Aktentasche und zog eine Mappe hervor. Während er sie aufschlug, fiel sein Blick erneut auf Rößner, der bereits auf die Uhr schaute, und er blätterte drei Seiten weiter. Anscheinend hatte er sich auf eine lange Eröffnung eingestellt und schien enttäuscht.
    »Nun ja«, begann er verhalten, »wie Sie sich sicher denken können, hat mein Erscheinen hier etwas mit der Probe zu tun, die der Kollege Daum ans LKA geschickt hat.« Seine Stimme war kräftig und dominant. »Sicher ist«, fuhr er fort, »dass es sich beim Inhalt dieser Probe um Blut handelt, und zwar um menschliches. Wir haben also die üblichen Routineuntersuchungen durchgeführt, die aber zunächst nichts Ungewöhnliches ergeben haben. Keinerlei toxische oder anorganische Rückstände.«
    Rößner räusperte sich ungeduldig. »Sie haben uns doch bestimmt nicht persönlich aufgesucht, um uns mitzuteilen, dass nichts Ungewöhnliches gefunden wurde, oder?«, fragte er mit gespielt geduldigem Lächeln.
    »Das ist richtig«, antwortete Bremer, der durch diese Unterbrechung endgültig den Faden verloren hatte. »Äh, ja, also zunächst schien wie gesagt alles völlig normal zu sein. Erst bei der mikroskopischen Analyse haben wir drastische Abweichungen festgestellt.«
    »Und was genau heißt das im Klartext?«, brummte Rößner.
    »Die Anzahl der weißen Blutkörperchen war ungewöhnlich hoch.«
    »Und das wiederum bedeutet?« Rößner wurde immer ungeduldiger. Unterredungen wie diese waren ihm zuwider. Er war ein Mann der klaren Worte.
    »Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen«, sagte Bremer verärgert. Diese Ergebnisse waren nicht alltäglich und gehörten daher in einen gewissen Rahmen. Schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass er bei einem Mordfall mit solchen Ergebnissen aufwarten konnte. Zwar war die moderne Gerichtsmedizin in den meisten Fällen maßgeblich an der Aufklärung von Kapitalverbrechen beteiligt, doch Leute wie er arbeiteten im Schatten der Ermittler. Daher genoss er die Abhängigkeit dieser Helden, die ohne seine Hilfe auf dem Trockenen saßen. Er hatte sich gründlich mit den Fakten vertraut gemacht und war fast hundert Kilometer gefahren, um sie zu erörtern. Und jetzt würden sie ihm verdammt noch mal zuhören.
    »Hierbei handelt es sich um eine ganz bestimmte Art von weißen Blutkörperchen«, erläuterte er. »Sie gehören den sogenannten T-Zellen an, die für die Regelung des menschlichen Immunsystems zuständig sind. Im Allgemeinen besteht ihre Aufgabe darin, fremde Bakterien oder Viren, die in den Blutkreislauf eingedrungen sind, zu identifizieren und zu bekämpfen.«
    »Sie sagen, es handelt sich um eine ganz bestimmte Form weißer Blutkörperchen?«, fragte Sven hellhörig. »Sie meinen damit nicht zufällig sogenannte CD 8-Zellen?«
    Bremer sah ihn erstaunt an. »Ja, das ist richtig. Aber woher …«
    »Ich habe einen guten Hausarzt«, sagte Sven lächelnd.
    »Ja … sicher.« Bremer ließ sich nicht noch einmal aus dem Konzept bringen. »Wie gesagt«, setzte er

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