Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
Überfall –, würde er sich wieder erholen. Zum ersten Mal spürte sie ein gewisses Gefühl der Erleichterung.
Im Wartezimmer sah sie Cindy und Kevin mit zwei Männern und einer Frau zusammenstehen, die alle Frank ähnlich sahen. Seine Familie. Sie wollte eigentlich an ihnen vorbeihuschen, aber Cindy entdeckte sie und winkte sie herbei.
Seit ihrem kleinen Zusammenstoß im Museum war sie ausnehmend freundlich. Diane hatte ein etwas schlechtes Gewissen, weil sie sie damals doch etwas hart angegangen war.
»Das sind Franks Brüder und seine Schwester. Frank ist der Jüngste in der Familie. Diane Fallon ist die neue Direktorin des hiesigen Museums.«
»Frank hat ein bisschen was über Sie erzählt«, sagte einer der Brüder.
Diane erinnerte sich dunkel, dass er Henry hieß. Frank und Hank. Muss das ein Hallo in der Schule gewesen sein.
Er nahm ihre Hand und schüttelte sie. »Nur Gutes natürlich.«
»Wie wirkte Frank auf Sie?«, fragte seine Schwester Ava. Sie hatte die Hände auf Kevins Schulter gelegt. Beide schauten sie ängstlich und gespannt an.
»Er ist auf gutem Weg. Heute sah er wirklich besser aus. Seit gestern hat er große Fortschritte gemacht.«
Alle sahen erleichtert aus. Vor allem Kevin schien ein Stein vom Herzen zu fallen. »Aber er ist immer noch auf der Intensivstation«, sagte Ava.
»Das beweist nur, dass er eine gute Versicherung hat«, sagte Diane, und beide Brüder nickten zustimmend. »Aber ich glaube, sie verlegen ihn bald in ein normales Krankenzimmer.«
»Ich habe gehört, dass Sie auch überfallen wurden«, sagte Cindy.
»Was, Sie auch? Waren Sie dabei?«, fragte der andere Bruder, Linc. Frank, Hank und Linc. Diane musste beinahe lächeln, als ihr die drei Namen durch den Kopf gingen.
»Das hatte mit dem Angriff auf Frank nichts zu tun. Ich wurde vor meinem Apartment überfallen. Man hat mir die Tasche gestohlen«, fügte sie hinzu. Sie wollte auf keinen Fall, dass seine Familie etwas von ihrem Verdacht mitbekam.
»Mein Gott«, sagte Ava. »Das ist ja eine richtige Verbrechenswelle.«
»Einfach nur Pech«, sagte Diane. Sie bemerkte allerdings, dass die Brüder ihre Zweifel hatten. Wäre Kevin nicht dabei gewesen, hätten sie ihr sicherlich einige Fragen gestellt.
»Wie lange bleiben Sie hier in der Stadt?«, fragte sie.
»So lange, bis Frank wieder einigermaßen okay ist«, entgegnete Henry. »Mom und Dad sind beide nicht mehr reisefähig, deshalb dürfen wir erst heimkommen, wenn wir mit eigenen Augen gesehen haben, dass es ihm besser geht.«
»Kommen Sie doch mal im Museum vorbei. Es ist zwar noch nicht offiziell eröffnet, aber fast alle Ausstellungsabteilungen sind fertig eingerichtet. Sie sollten sich das einmal anschauen. Wir sind sehr stolz darauf.«
»Ja, das solltet ihr tun«, sagte Cindy. »Wir haben uns dort schon einmal umschauen können.«
»Das ist eine gute Idee.« Ava schaute Kevin an. »Vielleicht kommen wir später mal vorbei.« Kevin nickte.
»Der Kurator der Herpetologieabteilung hat gestern einige lebende Exponate mitgebracht. Das könnte dich interessieren, Kevin. Schlangen und Eidechsen«, fügte sie dann noch hinzu.
»Cool«, meinte Kevin.
»Hoffentlich«, sagte Diane, und alle lachten, auch wenn diese Bemerkung gar nicht so ungeheuer komisch gewesen sein mochte. Es war ein Lachen, das sie für ein paar Sekunden ihre Sorge und Anspannung vergessen ließ.
»Ich muss jetzt ins Museum. Es war nett, Sie alle mal kennen gelernt zu haben.« Sie hoffte, dadurch weiteren Fragen zu entgehen, aber Linc sagte sofort: »Ich bringe Sie zu Ihrem Auto.«
32
S o einfach war es also nicht, von Franks Familie loszukommen. Diane lächelte. Sie hoffte, es war ein freundliches Lächeln.
»Sind Sie in Ordnung?«, fragte Linc, als sie aus dem Krankenhaus traten. »Sie sind blass, und ich habe gemerkt, dass Sie hinken.«
»Hinken? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
»Beim Gehen legen Sie etwas mehr Gewicht auf Ihr rechtes Bein. Die anderen haben das wahrscheinlich gar nicht bemerkt.«
Diane fiel ein, dass einer von Franks Brüdern Sportmediziner war.
»Sind Sie der Arzt in der Familie?«
»Das bin ich.«
Sie schilderte kurz ihre Verletzungen, spielte allerdings ihre Schmerzen herunter und betonte noch einmal, dass es ihr gut gehe.
»Sie sollten sich zu Hause etwas ausruhen. Das meine ich ernst.«
»Das geht gerade nicht. Dazu habe ich im Moment zu viel zu tun.« Plötzlich fühlte sie sich abgespannt und müde, und dabei fing doch der Tag gerade
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