Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
bröckeln.
»Wenn die Fingerabdrücke Ihres Sohnes aktenkundig sind und mit den gefundenen übereinstimmen, werde ich gerichtlich gegen ihn vorgehen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Sie glauben, das alles hier ist fürchterlich wichtig. Dabei gibt es andere und wichtigere Dinge, aber Sie sind viel zu stur, um sie zu sehen.«
Das war für Leonards Verhältnisse eine lange Rede – und ein weiteres Schuldeingeständnis.
»Wie zum Beispiel die Belohnung, die Ihr Sohn von Mark Grayson für meinen Kopf bekommt?«
Diane sah, wie Leonard unsicher wurde. Sie konnte seine Gedanken lesen, als sein Blick unstet hin und her ging. Er wusste nicht, was er tun sollte – seinen Sohn verteidigen oder schweigen, bis er neue Order bekam? Leonard konnte nur jemandem etwas nachplappern, er war nicht in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Sie vermutete, dass sein Sohn hinter allem steckte.
»Geben Sie mir nun meinen Scheck?«
»Ja, Leonard, das tue ich. Wir werden sehen, was die Prüfung der Fingerabdrücke ergibt. Und glauben Sie nicht, dass ich das nicht verfolgen werde.«
»Was wollen Sie?«
»Ich will wissen, warum ins Konservierungslabor eingebrochen wurde.«
»Das müssen Sie Mrs. Grayson fragen.«
»Signy Grayson?«
»Sie müssen sie fragen. Ich weiß nichts und mein Sohn auch nicht.«
»Und was ist mit dem versuchten Einbruch ins zoologische Labor gestern Nacht?«, fragte Chanell.
Jetzt war Diane überrascht – und Leonard offensichtlich auch.
»Was? Das können Sie mir nicht anhängen und meinem Sohn auch nicht. Darüber weiß ich nichts, wirklich nicht. Vielleicht weiß Mrs. Grayson etwas darüber.«
»Würden Sie mir bitte Ihre Hände und Arme zeigen?«, fragte Diane.
»Warum?« Leonard hielt instinktiv seine Hände auf den Rücken und wich zurück.
»Wer auch immer mich vor drei Tagen angegriffen hat, er wurde an den Händen und Armen erheblich verletzt. Darf ich bitte mal sehen?«
Leonard zog seine Hemdsärmel hoch und zeigte ihr seine Hände, die Innen- sowie die Außenflächen. »Ich habe mit keinem Angriff auf Sie zu tun.«
Er hatte weder einen geschwollenen Finger noch blaue Flecken oder Bisswunden auf seinem Arm, die ihr Angreifer haben musste. Diane gab ihm seinen Scheck.
»Chanell, bitte wechseln Sie alle Schlösser im Museum aus«, sagte sie, ohne Leonard Starns aus den Augen zu lassen, der sich abrupt umdrehte und den Raum verließ.
»Ich weiß, das wird eine große Aktion. Aber ich bin mir sicher, er hat Zweitschlüssel machen lassen. Ich möchte, dass Sie von jetzt an die Nachtschichten mit den Aufsehern abstimmen. Aber erledigen Sie erst mal Ihren Papierkram, damit Ihr nächster Scheck zum neuen Job passt.«
»Ich werde sofort alles in Ordnung bringen. Soll ich mich auch um das zoologische Labor kümmern?«
»Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
»Jemand hat versucht einzubrechen, doch Bernie hat ihn in die Flucht geschlagen.«
»Bernie?«, fragte Andie erstaunt. »Ich dachte immer, er würde sich vor anderen fürchten.«
»Bernie ist nicht so ängstlich, wie er aussieht. Er fürchtet sich nur vor Skeletten und Schlangen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wer es war?«
»Er hat ihn nicht richtig sehen können. Der Einbrecher hat Bernie niedergeschlagen und angefangen zu treten. Dann hat Bernie seine Pistole gezogen. Wer immer es war, er ist davongelaufen. Bernie sagt, er war schwarz gekleidet und trug eine Skimaske.«
»War es ein Weißer oder ein Schwarzer?«
»Bernie sagt, es war ein Weißer.«
»Haben Sie die Polizei gerufen?«
»Natürlich. Die Beamten haben seine Aussage aufgenommen und gesagt, sie würden sich wieder melden. Bernie wollte Sie anrufen, aber …«, sie zögerte, »es gab ja nichts mehr zu tun, und wir waren vor Ort. Sie haben schon genug am Hals. Ich wollte Ihren Schlaf nicht stören, und heute Morgen wollte ich ja sowieso zu Ihnen.«
»Sieht so aus, als hätten Sie und Bernie alles unter Kontrolle. Rufen Sie mal die Wachdienste an, die stundenweise arbeiten, und stellen Sie für die Nachtschicht Verstärkung ein.«
»Okay.«
»Ich habe Ihnen für Ihren ersten Tag als Sicherheitschefin eine Menge Arbeit aufgehalst.«
»Sie werden nicht enttäuscht sein.« Chanell ging lächelnd hinaus.
Andie stemmte die Hände in die Taille. »Ich habe das Gefühl, in diesem Museum passieren Dinge, von denen ich nichts weiß.«
»Das Gefühl habe ich auch«, sagte Diane. »Aber ich werde es herausfinden. Informieren Sie bitte alle Abteilungen, dass
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