Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
mir erzählt, dass Sie immer noch nach dem Schädel suchen. Ich verstehe schon, dass die Identifizierung ohne ihn verdammt schwierig ist.«
»Es wäre jedenfalls schön, ihn zu haben.«
»Ein weiteres Problem besteht darin, dass in den fraglichen Jahren mehrere Schweine präpariert wurden: einige von Jägern erlegte Wildschweine und einige Haustiere.«
»Schweine als Haustiere? Und dann noch ausgestopft?«
»Ich konnte es auch kaum glauben. Erst in der vergangenen Woche hat ein Paar sein Hängebauchschwein präparieren lassen. Whit hat gesagt, er und sein Dad haben das öfter getan. Einige stammen also aus unserem Zeitrahmen. Leider hat Luther nur Schwein oder Hirsch oder was anderes notiert und dazu den Namen des Kunden, das Datum der Präparierung und den Preis, den er berechnet hat. In seinen Unterlagen sind aber weder Geschlecht noch Unterart der Tiere verzeichnet.« Sylvia schien das für eine unverständliche Nachlässigkeit zu halten. »Und er hat natürlich auch nicht vermerkt, wo er die Kadaver entsorgt hat.«
»Was haben Sie also gemacht?«
»Ich bin mit Whit auf Reisen gegangen.« Sie grinste. »Erst habe ich die Unterart der Wildschweinknochen bestimmt. Dafür musste ich sie in die zoologische Sammlung der Universität bringen. Dort gibt es mehr Vergleichsstücke. In unserem Labor hätte ich übrigens auch gern ein paar Referenzskelette.«
»Das halte ich für eine gute Idee.«
»Jedenfalls konnte ich herausfinden, dass unser Schwein ein Hängebauchschwein war. Also haben wir alle Leute auf der Liste aufgesucht, die ein Hängebauchschwein haben präparieren lassen. Von den Schweinen, die Jäger erlegt hatten, wurden nur die Köpfe präpariert. Die Haustierbesitzer ließen sich das ganze Tier ausstopfen. Wir hatten jedenfalls viel Spaß bei unserer Detektivarbeit. Nur zwei auf der Liste hatten ein ausgestopftes Hängebauchschwein. Das eine war deutlich größer als das unsere. Das andere scheint zu passen: Es stammt vom 1. März 1998.« Triumphierend sah Sylvie von ihren Notizen hoch.
»Ausgezeichnet«, meinte Diane. »Ich bin beeindruckt.«
»Jonas sagt, Ihr Skelett sei jung, so um die zwanzig Jahre alt?« Diane nickte. »Da fällt mir ein, zwischen März und Juni haben viele Schulen Frühjahrsferien. Unsere übrigens auch.«
»Verdammt, Sylvia. Sie haben Recht. Ein guter Gedanke. Sie scheinen die geborene Detektivin zu sein.«
»Vielleicht. Ich kombiniere gern.«
Sylvia gab Diane ihre Notizen und ließ auch einen Beutel mit Beweisstücken zurück, die Jonas ihr mitgegeben hatte. Es waren Querschnitte der Baumwurzeln, die erst durch das Wolfsskelett, dann durch das menschliche Skelett gewachsen waren und sich im weiteren Verlauf um die Schweineknochen gewickelt hatten. Diane nahm sie heraus und betrachtete die Ringe – vier Jahre. Ein weiterer Hinweis. Die Skelette lagen dort länger als vier Jahre, sonst wären die Wurzeln nicht durch ihre Rippen hindurch gewachsen.
Sie besaß jetzt ein ziemlich genaues Datum. Nachdem sie Franks Partner Ben den Zeitrahmen durchgegeben hatte, brachte sie die Beweisstücke ins Konservierungslabor und legte sie in die Kiste zu den Knochen. In nur wenigen Tagen hatte sie schon so viel über das Skelett herausgefunden, sie zweifelte nicht daran, dass sie bald wissen würde, um wen es sich handelte. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, kurz vor der Lösung zu stehen.
»Ist Korey da?«, fragte sie seine Mitarbeiter, als sie schon auf dem Weg nach draußen war.
»Ja. Er muss irgendwo sein. Er hat sich den ganzen Tag eigenartig verhalten«, sagte Barbara.
»Er hat den ganzen Tag telefoniert und mit vielen Leuten gesprochen«, sagte ein anderer Assistent.
»Ich hoffe, es ist alles in Ordnung. Sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn gesucht habe.«
»Wird gemacht.«
Diane ging ins Erdgeschoss. In der Haupthalle beschloss sie, bei ihrem Herpetologen vorbeizuschauen, um sich nach dem Verbleib der Schlange zu erkundigen. Die Vorstellung, dass sie irgendwann einmal einen Schrank öffnen würde und die Schlange käme ihr entgegen, ließ sie erschaudern.
Auf dem Weg zum Westflügel blieb sie kurz am Museumsshop stehen, um die neuen Inhaber zu begrüßen und sich zu vergewissern, dass sie termingerecht öffnen konnten. Die beiden besaßen in der Stadt einen Laden mit Geschenkartikeln und waren damit beschäftigt, ihre Ware in die Regale zu räumen: ein breites Sortiment an Büchern, Dinosaurierfiguren, Museumsartikeln und T-Shirts sowie Spielzeug. Diane liebte ihr
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