Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
Melissa.«
Diane seufzte. Sie bedauerte zutiefst, da auch noch hineingezogen zu werden. »Das geht mich nichts an. Ich hätte mich von Anfang an nicht einmischen dürfen.«
»Vielleicht«, sagte Dylan. »Vielleicht auch nicht. Ich will nur, dass Sie über Alix Bescheid wissen. Sie würde es Ihnen nie selbst erzählen.«
Diane wartete.
»Ich weiß, das hört sich alles seltsam an.« Er schüttelte den Kopf. »Und ich weiß auch, dass Lacy und Emily Ihnen ihre Version erzählt haben. Vielleicht glauben Sie ja, was sie sagen, vielleicht auch nicht. Ehrlich gesagt, ich kenne sie nicht so gut.«
Diane hoffte, er würde endlich zur Sache kommen, sagte aber nichts, sondern wartete, während sie unbewusst mit ihrem Kugelschreiber spielte.
»Emily und Lacy sind Freunde, so wie Alix und Melissa. Die vier kennen sich seit ewigen Zeiten, aber sie halten Abstand. Emily und Lacy scheinen eifersüchtig zu sein.«
»Eifersüchtig?«
»Wie eben Mädchen – Frauen – manchmal sind. Jedenfalls kann ich mir keinen anderen Grund vorstellen, aus dem sie Ihnen Lügen über Alix erzählt haben. Alix misshandelt Melissa nicht. Das tut Melissa sich selbst an.«
»Was?«
»Haben Sie mal Melissas Eltern kennen gelernt? Die haben seit ihrer Geburt ihr ganzes Leben geplant. Eltern wissen oft gar nicht, was sie für einen unerträglichen Druck auf ihr Kind ausüben. Mein Vater ist prima und stolz auf mich, aber auch dieser Stolz ist manchmal schwer zu ertragen. Melissas Eltern erwarteten von ihr überall und ständig Perfektion. Sie waren sehr dominierend, und Melissa reagierte mit Selbstzerstörung. Sie schlägt sich, sie schneidet sich, und manchmal beißt sie sich sogar. Dann kann man den Abdruck ihrer Zähne sehen. Sie hat sich selbst die Haare abgeschnitten, und Alix hat nur versucht, daraus eine Art Haarschnitt zu machen, damit es nicht so schlimm aussah. Mehr wollte sie nicht. Sie hat Melissa immer beschützt, und sie ist sehr gekränkt, weil Sie jetzt glauben, dass sie Melissa verletzt.«
»Im Augenblick denke ich gar nichts«, sagte Diane. »Das alles ist viel zu verwirrend für mich.«
»Für mich auch.«
»Man hat mir gesagt, dass Alix Sie geschlagen hat.«
»Nein. Haben Lacy und Emily das behauptet?«
Diane antwortete nicht.
»Alix hat es nicht getan, und ich weiß nicht, warum sie so was herumerzählen. Vielleicht dachten sie, sie könnten Mike schützen. Ich weiß, dass Sie geglaubt haben, dass er es war.«
»Er glaubt, es war ihr Vater.«
»Ich weiß. Melissa braucht Hilfe. Ich glaube, sie weiß nicht, wie viele Menschen sie in diese Geschichte verwickelt. Alix hat jedenfalls Angst, Sie könnten ihr kündigen.«
»Solange sie ihre Arbeit tut, habe ich keinen Grund, ihr zu kündigen. Ich habe schon Mike zu Unrecht verdächtigt und will die Sache nicht noch schlimmer machen. Ich will mich da raushalten.«
»Alix wird erleichtert sein. Sie braucht den Job zwar nicht unbedingt, aber sie ist gern hier. Ihre Kindheit war auch kein Zuckerlecken. Ihre Eltern waren nie da und viel zu beschäftigt, um sie zu erziehen. Die Haushälterinnen haben sich um sie gekümmert, oder sie war bei Melissa. Ich nehme an, deswegen stehen die beiden sich so nah.«
»Sag ihr, sie braucht sich keine Sorgen zu machen.«
»Gern. Ich sehe, Sie benutzen den neuen Computer. Wie finden Sie ihn?«
»Bis jetzt gut. Aber ich habe noch nicht viel damit gemacht. Es ist wirklich ein schönes Modell.«
»Finde ich auch. Auch wenn der Name nicht so toll ist, ist es ein super Gerät. Man kann es gefahrlos aus einem Meter Höhe fallen lassen.«
»Das wird bei Außenarbeiten sehr praktisch sein.«
Er stand auf. »Ich habe versprochen, nicht über Computer zu reden, und gehe jetzt lieber. Ich wollte nur ein Wort für Alix einlegen.«
»Danke, dass Sie gekommen sind.«
Diane sah ihm kopfschüttelnd nach. Was war das jetzt? Die dritte Geschichte? Man sollte sich nicht überall einmischen. Das immerhin hatte sie jetzt bei dem ganzen Durcheinander gelernt.
Sie schob den neuen Computer zur Seite und sah sich die Berichte an, die Ben Florian gebracht hatte. Ihre Theorie war richtig. Der Kunststoff stammte von einer Wasserflasche, die offensichtlich als Schalldämpfer benutzt worden war. Daher die Schmauchspuren. Frank würde sich freuen, das zu hören.
Sie verglich die Ergebnisse der Blutanalyse mit denen der Autopsien. Nur Blut von George und Louise. Schade. Sie hätte gern etwas für eine DNA-Probe gehabt. Sie verglich die Blutflecken an der Wand
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