Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
völlig aufgebracht. Seltsam. So habe ich ihn noch nie erlebt. Glauben Sie, er hat etwas damit zu tun?«
»Ich wüsste nicht, was. Es ging um das Skelett.«
Andie erschrak. »Oh.«
»Und die Museumsgeschäfte?«
»Korey ist zum Flughafen gefahren, um einen geheimnisvollen Gast abzuholen. Ich habe Jonas beim Ausgraben angerufen und ihm erzählt, was passiert ist. Er ist sehr betroffen.«
»Ich fürchte, wir spielen unsere Schachpartie nie zu Ende. Er hat nicht zufällig den Schädel erwähnt?«
»Nein. Immer noch keine Spur von ihm. Glauben Sie, der Mörder hat ihn abgetrennt?«
»Nein. Ich glaube, er wurde von irgendeinem Tier davongetragen. Er kann irgendwo in den Wäldern liegen.«
Andie schüttelte sich. »Wie gruselig.«
»Korey soll mich anrufen, wenn er was weiß.«
»Was genau soll er wissen?«
Diane lächelte. »Das wird für alle eine große Überraschung sein. Eine, die uns die Graysons vom Halse schafft.«
»Okay. Jetzt bin ich wirklich neugierig.«
»Miss Fallon, ich muss mit Ihnen über Ihre Entführung reden.«
In der Tür stand Janice Warrick. Sie hatte ihr Haar auf dieselbe Art zusammengebunden wie bei ihrem letzten Treffen, sah aber in ihrer weißer Bluse, dem blauen Blazer und dem blauen Rock etwas weniger streng aus. Ihre Gesichtszüge erschienen weicher und drückten weniger Ärger aus. Dennoch merkte man ihr an, dass sie nur ungern mit Diane reden wollte, genauso ungern, wie Diane sie bat hereinzukommen.
45
D iane stellte sich innerlich auf ein weiteres unerfreuliches Gespräch ein.
»Könnten wir bitte unter vier Augen reden?«, fragte Detective Warrick mit Blick auf Andie.
»Dies ist Andie Layne, meine Assistentin. Sie haben Sie bereits in meinem Büro kennen gelernt. Ich vertraue ihr im Museum die wichtigsten Angelegenheiten an. Ich vertraue ihr auch hier.«
Andie machte nicht die geringsten Anstalten zu gehen. Diane wusste, dass sie nicht gehen würde. Andie konnte genauso stur sein wie sie selbst, und nach dem vorgeschobenen Kinn zu urteilen, hatte sie soeben auf vollkommen stur geschaltet.
»Nun gut. Wir kümmern uns natürlich um die Überfälle auf Sie. Aber Ihre Hartnäckigkeit, die Angriffe mit den Boone-Morden in Verbindung zu bringen, hilft uns bei unseren Ermittlungen überhaupt nicht. Dadurch entsteht bei den Leuten ein falscher Eindruck, und wer auch immer die Schläger sind, die Sie angreifen, sie machen Ihre Theorien nicht glaubwürdiger.«
Diane beobachtete Detective Warrick, wie sie beim Sprechen mal sie, dann Andie, dann wieder sie ansah, bevor sie auf ihre teuren italienischen Schuhe hinunterblickte. Sie war unsicher. Sie untersuchte ihren ersten Mordfall, und das war gleich einer von der Sorte, über die ganze Bücher geschrieben werden. Sie konnte sich mit diesem Fall für immer als Stümperin ins Abseits stellen oder als Heldin daraus hervorgehen.
Diane hörte Lachen über den Flur schallen. Jake Houser besuchte Frank, und es tat ihr gut, Frank lachen zu hören.
»Ist Jake Houser mit seinen Ermittlungen weitergekommen? Weiß er, wer auf Frank Duncan geschossen hat?«
»Ich bespreche keine laufenden Ermittlungen mit Außenstehenden.«
Also nicht, dachte Diane. »Dann waren die Angriffe auf mich für Sie auch reiner Zufall?«
»Ja. Es sieht so aus.«
»Dann ist es aber seltsam, dass die Entführer von mir das Skelett verlangten, das wir auf der Abercrombie-Farm gefunden haben. Sie haben mich entführt, um es mit mir aus dem Museum zu holen.«
Erwischt. Diane beobachtete, wie Janice Warrick vergeblich versuchte, ihren desinteressierten Gesichtsausdruck beizubehalten, um erst ihre Überraschung und dann ihr Unbehagen zu verbergen.
Bevor Detective Warrick sich äußern konnte, kam Jake aus Franks Zimmer zu Diane herüber.
»Dr. Fallon«, sagte er. »Das tut mir wirklich Leid. Ich habe ein so schlechtes Gewissen. Wenn ich im Museum gewesen wäre, dann wäre das vielleicht nicht passiert.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Dianes Bett.
»Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte sie. »Es fing hier auf dem Parkplatz an, nicht am Museum.«
»Hier? Und Sie landeten im Museum? Heißt das, Sie wurden ergriffen und woanders hingeschafft?«
»Genau das heißt es.«
Jake runzelte die Stirn. »Das ist ernster zu nehmen, als Sie dachten, nicht wahr, Janice?«, sagte er.
»Ja. Das sehe ich auch so. Wir können nicht untätig zusehen, wie Leute auf Parkplätzen entführt werden. Erzählen Sie uns bitte, was passiert ist. Ich verspreche, wir
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