Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
seinen Augen eine Frau aus dem Teich kletterte. Als sie fertig war, saß Frank mit offenem Mund da.
»Diane. Verdammt. Ich hatte keine Ahnung. Ich dachte, es wäre wie neulich Abend gewesen – aber das hier ist ein starkes Stück. Du hast die ganze Nacht im Wasser verbracht? Du musst ja schreckliche Angst gehabt haben.«
»Die Angst hat mein Herz am Schlagen gehalten.«
Frank schüttelte verwundert den Kopf.
»Ich wollte einfach nicht getötet werden.«
Er streichelte mit dem Daumen ihre Hand. »Dann ging es also um die Knochen.«
»Zweifellos. Sie wollen sie unbedingt haben.«
»Hast du schon mit der Polizei darüber gesprochen?«
Diane verdrehte die Augen. »Tut mir Leid, Frank, aber ich bin es leid, mir anzuhören, dass sie nichts tun können.«
»Du musst ihnen von diesem Vorfall erzählen. Hier geht es um tätlichen Angriff und Entführung.«
»Ich glaube, das Krankenhaus hat sie informiert. In ein paar Stunden oder auch Tagen wird irgendjemand meine Aussage aufnehmen – und das war es dann.«
»Nein. Ich werde dafür sorgen, dass es nicht so ist. Hast du deine Familie benachrichtigt?«
»Nein.«
»Soll ich das für dich tun?«
»Nein. Meine Familie ist nicht wie deine. Wir reden im Moment nicht miteinander.«
»Das tut mir Leid, aber es geht dir bestimmt besser, wenn sie wissen, dass du verletzt im Krankenhaus liegst.«
»Das glaube ich nicht. Mein Vater würde so was sagen wie ›Was konnte man schon anderes erwarten‹, und meine Mutter ist wie Crystal McFarland.«
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass es zwei von dieser Sorte gibt.«
»Mutter ist etwas rücksichtsvoller, aber sie fühlt und denkt genauso. Als ich ihr erzählte, dass ich Ariel adoptieren wollte, war ihr einziger Kommentar: ›Meinst du, das ist vernünftig?‹ Als ich später erzählte, dass Ariel gestorben war, meinte meine Schwester Susan, das sei vielleicht besser so. Sie konnte nicht verstehen, dass ich Ariel liebte. Für Susan war sie eine streunende Katze, die ich am Straßenrand aufgelesen hatte und die nur Schwierigkeiten machen würde. Also meine Familie ist mir keine Hilfe. Sie würde nicht für mich da sein wie deine Brüder für dich.«
»Das tut mir Leid.«
»Mir auch. Ich finde nämlich die Familienidee nicht schlecht.«
Frank lachte, aber sie konnte sehen, dass es ihm wehtat. »Meine Brüder sind toll – aber gewöhnlich sind sie auch nicht so aufmerksam.«
Diane sagte nichts. Er würde sie wahrscheinlich nach Hause schicken, wenn er wüsste, dass sie die beiden gebeten hatte, zu bleiben und auf ihn aufzupassen. Andererseits konnte sie sich kaum vorstellen, dass sie dann einfach abhauen würden. Sie beneidete Frank um seine Familie.
»Wie geht es dir? Ich meine, wie geht es dir wirklich?«, fragte sie.
»Ich habe Glück gehabt. Es hätte schlimmer kommen können, denn beide Kugeln haben wichtige Nerven und Organe nur knapp verfehlt – nur leider meine Lunge nicht. Die Ärzte haben sie zwar zusammengeflickt, aber es wird eine Weile dauern, bis alles verheilt ist. Trotzdem wäre ich schneller draußen, wenn diese Lungenentzündung nicht wäre. Aber auch die ist jetzt unter Kontrolle.«
Frank blieb bei ihr sitzen, bis eine Krankenschwester ihn in sein Bett zurückscheuchte.
»Ich besuche dich nachher noch«, rief Diane hinter ihm her.
»Ruhe dich erst mal aus«, erwiderte er.
Diane hatte etwa eine Stunde geschlafen, als Andie mit Einkaufstüten beladen hereinkam. Sie brachte Schlafanzüge und einen Bademantel, Kleidung zum Wechseln, Kosmetika und ein paar andere Kleinigkeiten, ihren neuen Laptop, ein neues Handy und Blumen.
»Ach Andie, Sie sind jeden Cent wert, der Ihnen gezahlt wird, und vermutlich noch viel mehr.«
Andie räumte alles in Schränke und Schubladen, während Diane duschte und dann Nachthemd und Bademantel anzog. Das neue pfirsichfarbene Nachthemd war schicker als ihre sonstigen, weich und vor allem hinten geschlossen.
»Ich fühle mich schon wesentlich wohler. Jetzt kann ich wenigstens rumlaufen, ohne dass mein Hintern hervorguckt.«
»Wie geht es Frank?«
»Es geht ihm gut. Er liegt im Zimmer gegenüber. Sie können ja bei ihm vorbeischauen.«
»Das ist echt bequem. Da können Sie ja mitternächtliche Dates verabreden.«
»Seine Brüder lassen ihn nicht aus den Augen.«
»Er hat Brüder? Haben sie seine Augen? Sind sie verheiratet?«
»Ja, ja und ja. Und Kinder haben sie auch.«
»Zu schade.«
»Wie läuft es im Museum?«
»Sie sind das Thema des Tages. Donald ist
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