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Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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gewesen. Menschen sollten nicht so früh sterben müssen.
    Diane schloss für einen Moment die Augen. Vor ihr tauchte das Bild schmutzbedeckter, wild durcheinander liegender Knochen auf. Schmutzige, zerlumpte Kleidchen, winzige Schuhe, zerbrochene Knochen und Schädel mit Einschusslöchern, alles zusammen in einem einzigen Massengrab. Wieder einmal überwältigte sie fast der Gedanke an dieses absolut Böse, obwohl sie dessen Wirken schon so oft hatte betrachten müssen.
    Sie öffnete die Augen und griff nach dem Telefon. Sie musste die Nummer bei der Auskunft erfragen und dabei den entsprechenden Namen einige Male buchstabieren. Schließlich bekam sie aber doch Ranjan Patel an den Apparat.
    »Ran, hier ist Diane Fallon.«
    »Diane Fallon, ja. Schön, von Ihnen zu hören. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie könnten mir einen Gefallen tun.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Ich habe hier einen Knochen, den ich einer stabilen Isotopenanalyse unterziehen möchte.«
    »Ich verstehe. Erzählen Sie mir von diesem Knochen.«
    Diane erklärte ihm, was es mit dem Knochen auf sich hatte, den Frank ihr gebracht hatte. »Ich weiß, das Ganze ist bislang reine Spekulation …«
    »Aber interessant. Ich helfe Ihnen gern bei der Lösung dieses Rätsels. Vielleicht fällt dabei ein wissenschaftlicher Aufsatz ab. Schicken Sie mir einfach eine Probe. Für den Test brauche ich nur zwei Gramm.«
    »Könnten Sie gleichzeitig auch die Sauerstoff- und Wasserstoffanteile bestimmen?«
    »Ich wollte Sie gerade fragen, ob Sie diese nicht auch haben wollen.«
    »Meinen Sie, das wäre hilfreich?«
    »Man sollte es zumindest versuchen. Schicken Sie mir ein weiteres Gramm.«
    »Wird gemacht. Danke, Ran.«
    »Wenn Sie den Rest von ihm finden, schicken Sie mir ein paar Zähne. Bisher gibt es gar nicht so viele Arbeiten auf dem Gebiet der Zahnanalyse. Eigentlich unglaublich, da sie ja sozusagen eine Art geschützte Umwelt im Skelett darstellen. Denken Sie daran?«
    »Versprochen. Ich hoffe, wir finden den Rest von ihm. Vielen Dank einstweilen.«
    Sie legte auf und setzte die Untersuchung des Knochens fort. Sie roch an ihm. Sie wusste, dass er nicht sehr alt sein konnte. Dafür war noch zu viel von seinem inneren Aufbau intakt. Sie griff nach ihrer Handlupe und schaute durch die Öffnung des Knochenschachts in die Markhöhle. Darin fiel ihr etwas auf, das überhaupt nicht wie die schwammartige Struktur der Spongiosa – des Schwammknochens, der das rote Knochenmark beherbergt – aussah. Mit einer langen Pinzette zog sie ganz sachte dieses seltsame Objekt heraus. Es erwies sich als ein hauchdünnes Knöchelchen. Sie legte es auf das weiße Papier auf ihrem Schreibtisch, wo es kaum noch zu erkennen war.
    Diane kramte in ihrer Schublade, bis sie ein Glasfläschchen fand. Sie bugsierte den winzigen Knochen hinein und verschloss es dann wieder. Sie nahm ihre Knochenproben und ihr Notizbuch und ging hinüber zum Zoologischen Labor, das direkt neben der zoologischen Abteilung lag. Dort gab es ein Präpariermikroskop und eine beachtliche Mustersammlung unterschiedlichster Arten von Tierskeletten.
    Der »Tiersaal«, wie die zoologische Ausstellungsabteilung im Museumsjargon hieß, war ein großer Raum, in dem zu den Zeiten, als das Gebäude noch Krankenhaus war, auf beiden Seiten eiserne Betten aufgestellt waren. An deren Stelle standen nun verglaste Dioramen mit Tieren, die im Südosten der Vereinigten Staaten heimisch waren. Zwei Kojoten in ihrem Waldhabitat bewachten die Tür, die zum Labor führte.
    Eine schlanke, athletische Frau in den Dreißigern in abgeschnittenen Jeans und T-Shirt, die ihr braunes Haar ohne große Umstände mit einer Klammer hochgesteckt hatte, stand vor dem Labor und blockierte dessen Eingang. »Entschuldigen Sie, aber wissen Sie, wer hier der Verantwortliche ist? Ich muss unbedingt mit ihm über mein Büro sprechen!«
    Diane erinnerte sich, dass Andie ihr bereits von den Klagen der Neuankömmlinge erzählt hatte. »Sind Sie unsere Geologin?«
    Die Frau ließ ihren Blick an den Tierskeletten entlanggleiten, die darauf warteten, neben ihre ausgestopften Artgenossen gestellt zu werden. »Nein.«
    Also nicht die Geologin. Noch jemand, der mit der Größe seines Büros nicht zufrieden war. Diane musterte ihr Gegenüber von Kopf bis Fuß. Dann sagte sie: »Willkommen. Ich bin Diane Fallon, die Direktorin. Sie müssen Dr. Mercer sein, die Zoologin.«
    »Ja. Dr. Sylvia Mercer. Also, wieso gibt man mir ein Büro so groß wie eine

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