Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
dreidimensionales bewegliches Bild des gesamten Tatorts erstellen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie ein vorläufiges Bild fertig stellen, bevor Frank eintraf.
»Was ist das denn?« Frank deutete auf ein an der Wand lehnendes Korkbrett, an das zwei Reihen dreidimensionaler Computerbilder vom Tatort gepinnt waren.
»Das ist ein Ablaufplan der Ereignisse am Tatort. Ich finde es hilfreich, die Abfolge der Ereignisse Bild für Bild verfolgen zu können und dadurch auch herauszufinden, was noch fehlt.« Sie schaute auf die Tüten in seiner Hand. »Glaubst du, wir können das alles aufessen?«
»Man weiß nie, wer noch hereinschneien könnte. Vielleicht wieder ein Mordverdächtiger auf der Flucht. Außerdem sind es außer dem Hauptgang nur noch ein paar Appetithäppchen.«
»Ich dachte, wir könnten auf der Terrasse essen und dann hierher zurückkommen.«
»Ist mir recht.« Er schaute noch einmal auf die Pinnwand, bevor er ihr nach draußen folgte.
Die Terrasse war ein offener Patio an der Rückseite des Museums mit einem schönen Blick auf den Naturlehrpfad. Sie breiteten das Essen auf einem schmiedeeisernen Tisch aus. Draußen war es heißer, als sie es sich vorgestellt hatte, aber die Sonne ging gerade unter, und der Tisch stand im Schatten. Die Luft war vom süßen, intensiven Duft eines ganz bestimmten Strauchs erfüllt. Sie nahm sich vor, dessen Namen herauszufinden. Hier auf der Rückseite des Museums war es ruhig. Der Straßenlärm schien so weit entfernt, dass man sich wie auf einer Waldwiese vorkam.
Keiner von beiden sprach über Morde oder Autopsieberichte. Diane erzählte Frank nichts von dem Einbruch, ihrem Gespräch mit dem Bürgermeister oder ihren Zweifeln über seinen Freund Izzy Wallace. Stattdessen schauten sie hinaus auf den Naturlehrpfad, und sie erzählte ihm von den verschiedenen Pflanzen, die es hier gab, und vom Teich mit seiner Schwanenfamilie. Er lachte, als sie ihm von Jonas Briggs, der Affenarchäologie und der Elefantenkunst berichtete.
»Elefanten machen wirklich Musik?«
»Anscheinend. Jonas will es nachprüfen. Apropos Musik, was ist eigentlich mit dieser Karaoke-Bar, in die Andie und du geht? Du singst dort Schnulzen?«
»Letztes Mal. Beim nächsten Mal bin ich vielleicht Elvis. Es ist nur ein gelegentlicher Spaß. Andie ist wohl tatsächlich ein großer Karaoke-Fan. Du solltest mal mitkommen. Singst du?«
»Nicht für alles Geld der Welt.«
»Oh, wir kriegen auch kein Geld dafür.«
Diane lachte und schaute hinaus in den Wald. Es wurde dunkel – und spät – und sie hasste die Vorstellung, in ihr Büro zurückgehen zu müssen, um dort eine Morduntersuchung fortzusetzen. Andererseits wollte sie es auch hinter sich bringen.
»Ich glaube, mehr kann ich nicht essen.« Sie schüttelte den Kopf über die Riesenmenge an Essen, die noch übrig war. »Wie viele Einkaufswagen machst du eigentlich voll, wenn du deine Lebensmitteleinkäufe erledigst? Warum kaufst du immer so viel Essen ein?«
»Tatsächlich habe ich nicht viele Vorräte im Haus – außer wenn Kevin vorbeikommt. Ich bin die meiste Zeit in Atlanta bei der Arbeit. Übrigens muss ich in ein paar Tagen wieder hin.«
Diane glaubte, dass ihm die Rückkehr zu seinem Job gut tun werde. Es war wahrscheinlich schon hart genug für ihn, das Begräbnis seiner Freunde zu arrangieren. Doch jetzt musste er sich auch noch mit den ganzen Einzelheiten des Verbrechens beschäftigen.
Frank half ihr, die Reste einzupacken und den Abfall wegzubringen. »Hast du eine Idee, was wir mit den Resten anfangen könnten?«, fragte er sie.
»Wir legen sie in den Kühlschrank im Mitarbeiterzimmer. Dann kannst du sie mitnehmen, wenn du nach Hause gehst.«
Zurück in Dianes Büro überreichte ihr Frank den Umschlag mit dem Autopsiebericht. Sie öffnete ihn widerwillig und holte den Inhalt nur sehr langsam heraus, so als ob dieser Kelch an ihr vorübergehen werde, wenn sie nur lange genug abwartete. Aber da waren sie, die Autopsieberichte des jungen Jay und seiner Eltern.
Auf Jay wurde nur einmal geschossen. Die Kugel durchschlug seine Wirbelsäule und blieb im Herz stecken. Auf seiner Kleidung gab es keine Pulverrückstände. In der Wunde hatte man geschmolzenes Plastik gefunden. Diane hörte einen Moment zu lesen auf und dachte an die Plastikreste, die sie im Gras gefunden hatte. Es war so, wie sie vermutet hatte. An Jays Autopsiebericht war eine Auflistung anderer Plastikteile angeheftet, die man in seiner Umgebung gefunden hatte. Auf
Weitere Kostenlose Bücher