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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Augenlinie und Finne, plazierte.

    Vielleicht war das der schwierigste Teil des Unternehmens. Renkel wartete, bis die Walkuh ihre Geschwindigkeit ein wenig drosselte, was sie nicht oft tat, löste sich blitzschnell von der Finne und glitt über den Rücken des Tieres nach vorn; er mußte für einen Moment schneller sein als der Wal. Aber auch das gelang. Der Adapter saß, und Renkel spreizte den Daumen der rechten Hand ab zum Zeichen, daß seine Mission erfolgreich verlaufen war.
    Als er wieder an Bord kam und die Schleuse verließ, verschwanden die letzten Wale eben in der blaugrünen Ferne des Meeres. „Hoffen wir, daß sie an Tonga denken", sagte Renkel und klemmte sich hinter die Tonträger.
    Mehr zu sagen war nicht notwendig, nicht zum erstenmal zapften sie das Bewußtsein der Wale an. Mit diesem orakelhaften Ausspruch drückte Renkel lediglich die Hoffnung aus, die Wale würden ihnen verraten, weshalb sie ihr Reservat bei Tonga eher verlassen hatten, obwohl ihre Jagdgründe im Norden jetzt nur einen Bruchteil der notwendigen Nahrung boten.
     
    Mehr als eine Stunde lang fuhren sie parallel zu den schnell ziehenden Tieren. Die Helme hatten sie übergestült, sobald die ersten Schatten weit vor ihnen aus dem Dämmer aufgetaucht waren. Aber ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
    Die beiden Elektroden an den Schläfen begannen bereits unangenehm zu drücken, als die ersten Empfindungen endlich klar genug hereinkamen.
    Casabella wußte spätestens dann, daß sie Kontakt hatten, als sich seine Umgebung merklich abzukühlen begann. Zugleich spürte er Sorge. Es würde noch kälter werden, je weiter sie zogen. Jedesmal war das so gewesen. Nur diesmal hatten sie schon aufbrechen müssen, als es dort, woher sie kamen, noch sehr warm gewesen war. Zu einer Zeit, als sie sich meist in größeren Tiefen aufhielten und nur selten nach oben stiegen, um ihren Atemvorrat zu ergänzen.
    Vor allem die jungen Wale würden es schwer haben. Sie vertrugen die Kälte weniger gut als die Älteren, wogegen sie wieder besser mit der zu erwartenden Futterknappheit zurechtkommen würden. 
    „Dieser Kontakt ist mir viel zu konkret", murmelte Renkel, und Casabella glaubte dessen Zähne klappern zu hören. 
    „Man müßte die Tiere beeinflussen können", sagte er, „sie beeinflussen ..."
    Er wußte auch, ohne sich umzublicken, daß Renkel ein Gesicht zog, als wolle er sich gleich an die Stirn tippen. Nicht daß Renkel Fortschritte auf dem Gebiet des Psychokontaktes ablehnen zu müssen glaubte, nein, aber er war ernstlich der Auffassung, die Grenze sei bereits erreicht, und bei zweiseitigem Kontakt beginne nicht nur die Beeinflussung, sondern auch die Manipulation der Tiere und damit das Ende des animalischen Daseins.
    „Noch mal das Ganze von vorn", brummte Renkel. 
    Erneut stellte Casabella den Kontakt her. Zu der Kälte und der Sorge kam eine zunächst unbestimmte Furcht vor einem Ereignis, das zur Flucht geführt hatte, das es fraglich machte, ob die Wale ihr Reservat im nächsten Jahr wieder aufsuchen würden.
    Es mußte ein Ereignis gewesen sein, daß sich tief in das Bewußtsein der Tiere gegraben hatte, etwas nie Dagewesenes, nie Erlebtes, eine Katastrophe, groß genug, um sie von ihren angestammten Plätzen nach Norden zu treiben.
    Minuten später schon realisierte Casabella eine Erinnerung. Dumpf und beunruhigend zuerst, dann aber schnell und deutlich an die Oberfläche des Bewußtseins drängend, furchterregend, die Erinnerung an ein Licht, an unbekannte Helligkeit tief unten im Meer, an Kaskaden von Dampf, an glühendheiße Steine, die leuchtend in der See versanken, an Kadaver und stürzende Felswände, antreibende Korallenäste und fliehende Fische.
    „Ein Vulkanausbruch am Grunde des Tongagrabens!" Renkel stöhnte. 
    „Wie konnte das geschehen!"
    Wie es zu diesem Vulkanausbruch kommen konnte, vermochte auch Casabella nicht zu erklären; von keiner der tektonischen Warten war eine Warnung erfolgt, aber gerade deshalb reimte er sich einiges zusammen, als man ihn und Renkel anderentags mit einem Hubschrauber des Rates von der „Santana" abholte und nach Providenija, dem nächsten Raketenterminal, flog.
    In der Hauptstadt gab es viele Fragen, und die Vertreter zeigten sich nicht gerade erfreut, daß Casabella und Renkel nichts über die Ursachen des Vulkanausbruches zu sagen vermochten. Aber aus den Fragen glaubte Casabella entnehmen zu können, daß die Vertreter im Rat bereits eine Theorie über die Ursachen

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