Stern der Leidenschaft
sehr von den Bussen, die Brittany von zu Hause kannte. Man nehme die Räder ab, gestalte die Vorderfront stromlinienförmig anstatt flach, gebe dem Fahrzeug die doppelte Länge, und voilà, fertig war das Weltraumfahrzeug. Direkt hinter dem Piloten befanden sich ein paar gepolsterte Sitze. Dahinter erstreckte sich die gewaltige Ladefläche. Angeblich benutzte man die Transporter, um Handelsgüter von den Raumschiffen in die Städte zu schaffen, doch sie sollten unauffällig sein. Sie verkehrten daher nur auf vorgeschriebenen Routen über den Wolken, sodass man sie vom Boden aus nicht bemerkte. Am Steuer saß ein Pilot, der anstatt aus einem Fenster auf einen großen Monitor blickte. Fenster gab es nirgends. Als Erklärung dafür hörte Brittany, dass ein Krieger, der aus irgendeinem Grund zum Besucherzentrum musste, lieber nicht daran erinnert werden wollte, dass er dorthin flog. Ohne Fenster blieb ihm der Anblick der Wolken, die unter ihm vorbeizogen, erspart, und er gelangte an seinen Bestimmungsort, ohne das mulmige Gefühl beim Fliegen ertragen zu müssen. Auch Geräusche und Bewegungen fehlten beinahe völlig. Es gab kein Motorengeräusch und keinen steilen Startwinkel, nur ein leises, monotones Summen. Die Landeplätze der Airobusse nannte man Stationen. Diese lagen ebenfalls so weit außerhalb der Städte, dass sich deren Bewohner dadurch nicht beeinträchtigt fühlten. Erst als sie an der Endstation ausstiegen, sah Brittany, was das bedeutete.
In erster Linie nämlich Aussicht. Eine unglaublich weit reichende Aussicht, die man nur überwältigend nennen konnte. Die Station befand sich am Fuß eines Berges namens Mount Raik, dessen Gipfel so hoch in den Himmel ragte, dass dort oben, trotz des allgemein tropischen Klimas, ein Schneefeld schimmerte. Der Berg war von nahezu völlig flachem Land umgeben, auf dem offenbar Getreide und Gemüse angebaut wurden. In der Ferne erspähte Brittany Wälder. Dort gab es Bäume in den verschiedensten Farben. Rot, grün, gelb und blau – ja, wirklich blau – leuchteten sie herüber. Alle Farben tauchten in jeder erdenklichen Schattierung auf. Am Horizont entdeckte sie violette Schatten – Gebirge vielleicht. Doch sie waren zu weit entfernt, um sie genau auszumachen. Vor ihr im Tal lag ein kleiner See inmitten einer Wiese voll herrlicher Blumen. Telegrafenmasten, Stromleitungen, große Straßen, Gebäude oder Flugzeuge suchte sie umsonst. Nichts störte den Eindruck eines perfekten Paradieses. Und die Luft war tatsächlich unvorstellbar frisch und rein. Nicht die kleinste Rauchwolke und nicht der Hauch einer abgasschweren Dunstglocke war zu entdecken. Wo auf der Welt fand man heutzutage noch einen solchen Ort? Dann sah Brittany die drei Airobusse, die noch auf der Landebahn standen, und dahinter eine kurvige Straße, die den Berg hinaufführte. Angeblich waren sie zu nahe am Berg, um die Stadt Sha-Ka-Ra sehen zu können, die auf halber Höhe an seiner Flanke lag. »Gehen wir zu Fuß?«, fragte sie. »Mein Vater hat für Transportmittel gesorgt.« »Wo sind sie denn?«
Dalden nahm Brittany an der Hand und führte sie von den Airobussen weg, die die Sicht auf die Straße teilweise verstellten. Nun entdeckte auch sie die kleine Herde von Hataaris, etwa vierzig an der Zahl, die geduldig am Rand der Landebahn standen. Einige der Krieger schwangen sich bereits auf ihre Rücken. Die Männer vermittelten Brittany eine Vorstellung von der Größe dieser Tiere, denn deren Rücken lag etwa auf Augenhöhe der Krieger. Das Fell der Tiere war zottelig und zumeist schwarz. Es gab einige braune und ein gelblich gefärbtes, aber alle hatten buschige, weiße Mähnen und lange weiße Schweife, die beinahe den Boden berührten. Auf erstaunlich dünnen Beinen ruhten auffallend breite Körper – viel zu breit für ein Pferd. Hatten prähistorische Pferde vielleicht so ausgesehen? Das war wohl übertrieben. Diese Tiere ähnelten zwar Pferden, doch sie waren eindeutig keine. Mit ihrem langen Zottelfell und den dünnen Beinen sahen sie ziemlich komisch aus, sodass Brittany lachen musste. Wie hatte man das nun wieder arrangiert? Gab es nicht ein paar schwere Pferderassen, die tatsächlich so groß wurden? Dem Erfinder der Kostüme für diese armen Kreaturen war die Fantasie allerdings ein wenig durchgegangen. Die dick gepolsterten Körper ließen die Tiere ziemlich lächerlich wirken. »Was amüsiert dich denn so?«, fragte Dalden. Er hatte Brittany zu einem der Hataare geführt und sie mit einem
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