Stern der Leidenschaft
seiner Lebensgefährtin schien Dalden wirklich sehr am Herzen zu liegen. Brittany beschloss, die Raubkatze einfach nicht mehr zu beachten. Ganz gleich, wie sie entstanden war, sie war wohl tatsächlich ein zahmes Haustier. Martha fuhr fort: »Es gibt noch einige andere Fembairs hier im Schloss. Tedra und Challen besitzen beide welche. Du wirst ihnen also noch öfter begegnen. Versuch aber nicht immer gleich die Flucht zu ergreifen, wenn du eine siehst.«
»Warum?«, erkundigte Brittany sich besorgt. »Werden sie dann aggressiv? Erwacht in ihnen dann der Jagdinstinkt?« Martha kicherte. »Nein, aber ich dachte, dir liegt vielleicht daran, dass nicht jeder gleich merkt, was für ein Feigling du bist.«
Brittany versuchte, ihren Ärger zu unterdrücken. »Sind wir nun auf der Stufe der Beleidigungen angelangt?«, fragte sie betont ruhig.
»Habe ich denn nicht Recht?«, entgegnete Martha. »Du fürchtest dich vor der Wahrheit, was aus meiner Sicht bereits eine unnachahmliche Dummheit darstellt. Du befindest dich hier in einer schönen, neuen Welt. Sie mag ein wenig barbarisch sein, aber sie bietet auch viele Annehmlichkeiten.«
Brittany war etwas besänftigt. Das war typisch für Martha. Mit einer Provokation brachte sie einen zunächst auf die Palme und dann zum Nachdenken. Am Ende kam meist ein ganz vernünftiges Gespräch dabei heraus. Eigentlich müsste sie sich inzwischen daran gewöhnt haben.
»Nenne mir eine dieser Annehmlichkeiten – aber reine Luft lasse ich nicht gelten. Die findet man fast überall im Gebirge.«
»Wie wäre es mit einem angenehmen Klima – und zwar auf dem gesamten Planeten? Hier gibt es keine Jahreszeiten, wie du sie kennst. Das Wetter bleibt das ganze Jahr über in etwa gleich. Im Norden ist es etwas wärmer-, im Süden etwas kälter, aber größere Abweichungen gibt es nicht.«
»Gemäßigte Zonen gibt es auch bei uns auf der Erde«, protestierte Brittany.
»Hier bekommt man keine Krankheiten. Das liegt möglicherweise tatsächlich an der sauberen Luft, von der du nichts hören willst«, erklärte Martha trocken.
Eine Welt ohne Krankheiten wäre wirklich eine Sensation – wenn es stimmen würde. »Macht die Luft wirklich so viel aus?«, fragte Brittany. »Ich weiß es nicht«, gab Martha zu. »Das ist noch nie untersucht worden. Es könnte auch einfach an der Konstitution der Sha-Ka’ani liegen. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir haben einen Meditechniker im Schloss, falls dir einmal etwas fehlen sollte.«
»Du flunkerst mir etwas vor, das weiß ich genau. Ich bedaure ja schon beinahe, keine Erkältung oder nicht wenigstens einen kleinen Schnupfen zu haben, um damit eure so genannte Meditechnik für alle Zeiten als Scharlatanerie zu entlarven.«
»Wenn du möchtest, kann ich dir einen Virus besorgen. Es wird allerdings ein paar Wochen dauern, bis er hier eintrifft.«
»Sehr lustig. Wirklich. Aber bisher sind deine Überzeugungsversuche reine Zeitverschwendung.« »Na gut. Versuchen wir es einmal mit Treue.« »Treue?«
»Das wird dich vielleicht interessieren: Ein Krieger, der sich für eine Lebensgefährtin entschieden hat, bleibt seiner Auserwählten bis ans Ende seiner Tage treu. Das müsste dich doch beeindrucken, denn in den meisten Kulturen – deine mit eingeschlossen – gibt es nichts Vergleichbares.«
»Ist ihre Liebe denn so tief und unverwüstlich?« Martha lachte. »Du vergisst, dass die Krieger fast ununterbrochen behaupten, so etwas wie Liebe nicht empfinden zu können.«
»Du sagtest aber, es gäbe Ausnahmen.« »Stimmt. Es gibt ein paar. Aber alle Krieger sind ihren Lebensgefährtinnen treu. Das gehört für sie einfach genauso mit dazu, wie die Frau zu beschützen. Diese Verpflichtung nehmen sie sehr ernst. Sie halten, soweit es in ihrer Macht steht, nicht nur körperlichen Schaden, sondern auch belastende Gefühle von ihrer Lebensgefährtin fern. Dazu gehört vor allem Angst. Wie oft hast du Dalden schon sagen gehört, er lasse nicht zu, dass du dich fürchtest?«
»Als ob er darauf einen Einfluss hätte!«, knurrte Brittany.
»Mach dir doch nichts vor. Er kann und wird dir dabei helfen, deine Ängste zu überwinden. Die Methoden, die er dabei anwendet, mögen dir ungewöhnlich erscheinen, doch sie sind wirkungsvoll. Krieger halten viel vom Lernen an Beispielen. Das hinterlässt einen viel tieferen Eindruck, als Worte es vermögen. Darum nimmt man hier auch die Bestrafung von Verstößen sehr ernst.«
»Erfahre ich nun endlich etwas
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