Stern der Leidenschaft
großen, dunklen Gegenstand, der an einen unförmigen Felsbrocken erinnerte. »Die Androvia kann zur Tarnung alle möglichen Formen und Farben annehmen. Diese hier erschien mir für unseren Zweck am günstigsten. Es handelt sich um die – meiner Meinung nach – überaus gelungene Nachahmung eines Meteors. Ich glaube, ein paar eurer Zeitungen brachten nach unserer Ankunft sogar ein Bild davon.«
Brittany starrte die Computerkonsole an. Sie erinnerte sich an Jans Aufregung, als sie den Zeitungsartikel über einen Meteoriten, der um ein Haar Kalifornien verwüstet hätte, entdeckt hatte. »Letzte Woche gab es bei uns eine ganze Reihe von UFO-Sichtungen. Sie haben das Raumschiff wohl nicht von Anfang an im Meer versteckt?«
»Das waren nicht wir. Jorrans Kapitän ist ein Trottel. Er hat seine Blechkiste ein paar Mal in Sichtweite eures Planeten geparkt. Sieh jetzt auf den Monitor. Ich verpasse der Androvia für den Start das Aussehen einer Wolke. Das ist weit weniger Aufsehen erregend als ein Felsbrocken, der aus dem Meer in den Himmel schießt, anstatt, wie eigentlich üblich, aus dem All in den Ozean zu stürzen. Sollte uns jemand beobachten, so wird er glauben, sich getäuscht zu haben. Denn bereits nach einer Millisekunde verschwindet die dichte Wolke über dem Meer aus seinem Blickfeld.« Auf dem großen Bildschirm in der Mitte konnte Brittany beobachten, wie das Wasser abfloss, als sich das Schiff emporhob. Fast gleichzeitig sah sie auf einem kleineren Bildschirm eine Wolke über dem Pazifik schweben. Ein weiterer Monitor zeigte ihr den Blick vom Boden des Raumschiffes aus hinunter zur Erde. Innerhalb kürzester Zeit verwandelte sich der Ausblick auf das Meer zu einer Gesamtansicht des blauen Planeten, der immer kleiner wurde und sich bald anschickte, im Dunkel des Weltalls zu verschwinden. Dafür wurde der Mond auf dem mittleren Bildschirm nun immer größer. Brittany fehlten die Worte. Hatte sie soeben tatsächlich an Bord eines Raumschiffes Mutter Erde für alle Zeiten verlassen? Oder flimmerten vor ihren Augen lediglich raffinierte Trickaufnahmen über die Monitore, die ihr etwas vorgaukelten, das mit der Wirklichkeit nicht im Entferntesten etwas zu tun hatte?
Kapitel Drei ßig
Nimmt das denn nie ein Ende?«, stöhnte Martha gequält. Offensichtlich verriet Brittanys Gesichtsausdruck ihre Gedanken. »Wenn wir nicht gerade gestartet wären, stünde Dalden längst hier in der Kommandozentrale. Er hasst Raumschiffe im Allgemeinen, Starts im Besonderen und Reisen durch das Weltall sowieso. Wahrscheinlich sitzt er gerade ebenso angespannt irgendwo auf dem Schiff in einem Sessel wie du hier in der Kommandozentrale. Es dürfte dir nicht entgangen sein, dass Dalden nicht von einem hoch technisierten Planeten stammt. Doch seit sein Stern entdeckt wurde, musste man sich dort wohl oder übel mit dem Rest des Universums arrangieren und übernahm auch ein paar technische Neuerungen. Das geschah wohl vor allem deshalb, weil das ganze Universum die Gaali-Steine haben will. Gerade hast du alles geglaubt, was ich dir gesagt habe. Nun fang nicht wieder an zu denken, hier würde ein riesiger Schwindel veranstaltet.«
»Ich habe in meiner Teenagerzeit jede Menge Sciencefiction-Filme gesehen, Martha. Und ich weiß, mit welchen technischen Tricks man die Bilder echt wirken lässt.«
»Und ich habe immer geglaubt, Tedra sei stur«, knurrte Martha. Doch dann fragte sie plötzlich: »Hättest du Lust auf einen Spaziergang auf dem Mond?« »Haben Sie nun völlig den Verstand verloren?« Hin kurzes Lachen. »Du vergisst immer wieder, dass ich kein menschliches Wesen bin. Mich solltest du lieber fragen, ob mein Betriebssystem einen Schaden hat.« Martha kicherte leise. »Nein, wirklich. Wir landen gleich … Siehst du, wir sind schon da. Und hier in der Kommandozentrale gibt es einen Notausgang, den ich öffnen …«
»Halt! Warten Sie! Brauche ich denn keinen Raumanzug? Auf dem Mond gibt es keine Luft zum Atmen …« »Mach dir keine Sorgen, Kleines. Dieses Raumschiff kann überall landen und sorgt dann in seiner unmittelbaren Umgebung sofort für Atemluft. Um das Schiff entsteht automatisch eine Art Schild oder auch eine Kuppel, die das für menschliches Leben notwendige Gasgemisch enthält. Also los! Die Plattform an der geöffneten Tür funktioniert wie ein Lift und wird dich auf die Mondoberfläche bringen. Ich könnte sie ausfahren und bis zu dreißig Leute gleichzeitig hinunterbefördern. Aber im Augenblick ist das
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