Stern der Liebe ueber Kenia
kurz die Augen. "Ich bin nicht gefühllos oder hoffnungslos egoistisch, Shanna", sagte er müde.
Die Bemerkung überraschte sie. "Das habe ich auch nicht behauptet. "
"Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass du es denkst."
"Manchmal habe ich das Gefühl, du möchtest, dass ich es denke."
Rand wirkte überrascht. "Wieso?"
"Weil du Angst hast, ich könnte zu viel für dich empfinden." Dich zu sehr lieben, hätte Shanna am liebsten gesagt. "Du willst nicht, dass ich dir gefühlsmäßig zu nahe komme, und hältst mich bewusst auf Abstand." Es tat weh, es auszusprechen, weil sie selbst sich nichts mehr wünschte, als sich Rand zu öffnen, ihn an ihren geheimsten Gedanken und Regungen teilhaben zu lassen.
Als er nicht antwortete, sah sie ihn eindringlich an. "Es ist so, stimmt's?"
Er schloss die Augen, als würde es ihm schwer fallen, Shanna anzusehen. "Ich möchte, dass mein Leben einfach und unkompliziert ist."
"Und mit mir geht das nicht?"
"Das wollte ich damit nicht sagen. Mit deinen Fragen hast du mich durcheinander gebracht. Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen. "
"Schon gut."
Doch es war nicht gut. Ein Gefühl drohenden Unheils überkam Shanna. Hätte sie die dumme Frage doch bloß nicht gestellt!
Rand war geschäftlich nach Nyahururu gefahren und hatte beschlossen, in der Stadt noch zu Mittag zu essen. Dort hatte er unerwartet Antonia vor sich.
Von der Straße aus hatte sie ihn auf der Terrasse des Restaurants entdeckt und kam zu ihm an den Tisch. Sie trug eine eng sitzende schwarze Hose und ein lockeres weißes Hemd mit aufgekrempelt en Ärmeln, ihren Hals zierte ein kunstvolles äthiopisches Kreuz. Und wie stets schien sie zu allem bereit zu sein.
Leicht belustigt beobachtete Rand die Frau, die er sein Leben lang gekannt hatte. Vor Jahren hatte sie ihn leidenschaftlich und schamlos verfolgt, war dann jedoch vernünftig genug gewesen, die Jagd aufzugeben. Antonia war anstrengend, rastlos und fordernd, und er bewunderte ihren Mann.
"Ganz allein hier?" fragte Antonia neugierig. "Was gibt's Neues?"
"Nicht viel."
Prompt winkte sie einen Ober heran, bestellte sich Curryhuhn und ein Bier.
"Wie geht's Shanna? Hab sie eine ganze Weile nicht mehr gesehen. "
"Gut. Sie arbeitet immer noch an ihrem Buch. Inzwischen ist sie eine echte Buschfrau geworden. Sie schießt wie ein Profi."
Erstaunt zog Antonia die Brauen hoch. "Shanna mit einem Gewehr? Toll! Ich wusste, dass sie was draufhat. " Sie lächelte selbstbewusst und suchte Rands Blick. "Wirst du sie heiraten?"
Die Frage traf ihn unvorbereitet, obwohl er bei Antonia auf so etwas hätte gefasst sein müssen. "Nein", erwiderte er abweisend.
"Und warum nicht?" So leicht ließ Antonia sich nicht abwimmeln. Gespannt sah sie ihn an. "Shanna wäre die Richtige für dich", fügte sie hinzu. "Sie hat Geist, sprüht vor Leben und ist attraktiv. "
"Sie kehrt nach Boston zurück."
"Hat sie das gesagt?"
"Das ist so vereinbart." Rand trank einen Schluck Bier.
Antonia verdrehte die Augen und beugte sich zu ihm vor. "Vereinbart? Wer hat es vereinbart? Du oder sie? Hast du ihr einen Antrag gemacht?"
Diesmal stellte Rand sich ihrem Blick. "Antonia", sagte er beherrscht, "würdest du dich bitte um deine eigenen Angelegenheiten kümmern?"
"Nein", erwiderte sie bestimmt. "Sonst endest du wie dein Vater, dieser launische, streitsüchtige Kerl. Dann lebst du wie ein Einsiedler in dem großen Haus, und nur die Hunde halten's bei dir aus.“
"Ein hübsches Bild, das du mir da malst."
"Und eines Tages stapfst du allein durch den Busch, brichst dir ein Bein oder sonst was, und die Löwen finden dich. Die Hyänen beseitigen die Reste, wenn die Geier dich nicht erst entdecken, und kein Hahn kräht nach dir."
Ihre dramatische Darstellung brachte Rand zum Lächeln, und er tätschelte ihre Hand. "Nur du, Antonia. Du allein."
"Meine Güte, Rand, du brauchst eine Frau! Kinder! Eine Lebensaufgabe! Was hält dich davon ab?"
"Kein Interesse."
"Willst du wirklich wie dein Vater werden?"
"Du hast ihn nicht gemocht, stimmt's?" Das überraschte Rand nicht. Den meisten war es so ergangen.
"Nein. " Antonia sah ihn eindringlich an. "Er hat deiner Mutter das Leben zur Hölle gemacht."
Jetzt wurde Rand wütend. "Das reicht, Antonia.“
"Nein! Ich habe deine Mutter sehr gemocht. Alle mochten sie, aber das wolltest du nie hören. Ich weiß nicht, warum du sie so hasst. Sie war ein wunderbarer Mensch, und dein Vater hat sie vertrieben, genau wie du es inzwischen tust, Rand.
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