Sterne einer Sommernacht
existierte.
Er beendete den Kuss erst, als ihre Finger von seinem Handgelenk langsam abrutschten.
Als er den Kopf hob und seine Hände von ihrem Gesicht nahm, waren ihre Augen noch immer geschlossen.
„Cassie.”
Sie öffnete die Augen und schaute ihn an, ihr Blick war verhangen wie der einer Schlafwandlerin. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.” Nein, das stimmte ja gar nicht. Sie wusste es ganz genau.
„Möchtest du mich noch einmal küssen?”
Nur weil er durch die harte Schule einer zwölfjährigen Abstinenz gegangen war, konnte er sich jetzt davon zurückhalten, laut aufzustöhnen.
„Nicht jetzt”, sagte er seufzend und hielt sie sich auf Armeslänge vom Leib.
Wenn sie nur ein wenig näher käme, würde er nicht anders können, als sie sich über die Schulter zu werfen und sie hinter einem großen Felsen in das weiche Moos zu betten. „Ich denke, wir sollten es uns ein bisschen einteilen.”
„Noch nie in meinem Leben hat mich jemand so geküsst wie du. Und noch nie habe ich bei jemandem das gefühlt, was ich eben gefühlt habe.”
„Cassie.” Ihre Worte heizten sein Begehren an. Eilig versuchte er die Flammen auszutreten und nahm ihre Hand. „Komm, lass uns gehen. Ich …
ich habe noch nichts zu Mittag gegessen.”
„Oh, du musst ja am Verhungern sein.”
„Richtig.” Am liebsten hätte er lauthals über sich selbst gelacht, als er sie jetzt durch das Wäldchen zurück zur Wiese zog.
5. KAPITEL
„ I ch weiß es wirklich ungeheuer zu schätzen, Cassie.” Regan setzte den fröhlich vor sich hin brabbelnden Nate in seine Wippe, beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss, während er bereits zu schaukeln begann und einen Moment später vor Wonne krähte. „Normalerweise nehme ich ihn ja mit in den Laden, aber da ich heute Kunden von auswärts habe, die eingehend beraten werden möchten, bin ich heilfroh, beide Hände frei zu haben. Und Rafe muss heute auf zwei Baustellen.”
„Es macht mir doch überhaupt keine Mühe”, gab Cassie, die sich an der Spüle zu schaffen machte, zurück. „Ich wüsste nichts, was ich lieber täte, als mit einem Baby zu spielen.”
„Er ist ein toller Bursche, findest du nicht auch?”, fragte Regan. „Ich kann’s gar nicht glauben, dass er schon fünf Monate ist.” Sie bedachte ihren Sohn mit einem stolzen Blick. „Ich habe ihn erst vor einer Stunde gestillt, aber hier sind die Fläschchen, falls er doch wieder Hunger bekommt. Da drüben habe ich dir einen Stoß Windeln hingelegt und Strampelhöschen zum Wechseln, und …”
„Ich seh schon. Regan, mach dir bloß keine Gedanken. Ich weiß, wie man mit einem Baby umgehen muss.”
„Natürlich weißt du das.” Regan warf ihr Haar zurück. „Ich habe ja nur ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass du mit dem Inn sowieso schon genug am Hals hast.”
„Du und Rafe, ihr seid Sklaventreiber, das stimmt, aber ich bin wild entschlossen, meine Bürde in stiller Ergebung zu ertragen.”
Amüsiert und überrascht wandte Regan den Kopf und schaute Cassie forschend an. „Du bist so vergnügt, und ich könnte schwören, dass ich dich singen gehört habe, als ich zur Tür reinkam.”
„Ich bin glücklich”, erwiderte Cassie, damit beschäftigt, einen Stapel Frühstücksteller in die Spülmaschine zu stellen, schlicht. „Ich wusste gar nicht, dass ich so glücklich sein kann. Dieses Haus hier ist für mich das schönste Haus der Welt.”
Regan gab Nate einen Klapperring, der in allen Farben des Regenbogens schillerte. „Dann macht dich also die Arbeit hier glücklich?”
„Absolut. Nicht dass ich etwa für Ed ungern gearbeitet hätte, aber ich lebe einfach gern hier, Regan. Ich fühle mich hier geborgen.” Als ihr Blick nun zum Fenster hinaus in den Garten wanderte, begann sie zu strahlen. „Und den Kindern geht es nicht anders.”
„Und deshalb singst du?”
Cassie beugte sich ein bisschen tiefer über die Spülmaschine und beschäftigte sich angelegentlich mit den Tellern. „Na ja … es gibt auch noch einen anderen Grund. Aber ich glaube, du musst dich beeilen. Du musst doch deinen Laden aufmachen.”
„Ich kann mir ein paar Minuten Verspätung erlauben. Das ist eben einer der vielen Vorteile, wenn man selbstständig ist.”
Wenn es auf der Welt einen Menschen gab, dem sie sich anvertrauen konnte, dann war es Regan. Cassie richtete sich auf und holte tief Luft.
„Devin – es ist wegen Devin. Aber vielleicht mache ich mehr daraus, als es eigentlich ist. Oder es ist mehr,
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