Sterne einer Sommernacht
losgegangen?”
Connor, der mittlerweile ruhiger geworden war, zog seine Knie an den Körper und stützte das Kinn darauf. „Ich dachte, Sheriff MacKade kommt so oft, weil er mich mag.”
„Sicher mag er dich.”
„Blödsinn. Er kommt wegen meiner Mutter, das hast du selbst gesagt.”
Bryan zuckte hilflos die Schultern. „Na ja, wenn er doch verrückt nach ihr ist …”
„Mir gefällt alles so, wie es jetzt ist, verstehst du? Ich will nicht, dass sich irgendwas ändert. Wir haben eine schöne Wohnung, Mama ist glücklich, und er sitzt im Gefängnis. Und wenn sie den Sheriff heiratet, ist bestimmt alles wieder im Eimer.”
„Warum denn? Devin ist doch cool.”
„Ich will aber keinen Vater mehr. Ich hab die Schnauze voll von Vätern.”
Die Augen standen groß und dunkel in Connors schmutzigem, von Tränenspuren gezeichnetem Gesicht. „Er wird das Kommando übernehmen, und alle müssen nach seiner Pfeife tanzen. Und irgendwann wird auch er anfangen mit der Sauferei und rumbrüllen und prügeln, und alles geht dann wieder von vorn los.”
„Quatsch, Devin doch nicht.”
„Doch, ich weiß es genau.” Connor wollte sich nicht überzeugen lassen.
„Alles wird sich nur noch um ihn drehen, und jeder muss machen, was er will. Und wenn nicht, dann rastet er bestimmt aus und schlägt meine Mom, und dann weint sie wieder.” Plötzlich fiel ihm Devins Versprechen ein, aber er wollte sich nicht daran erinnern und schob das Bild, das in ihm aufstieg, beiseite. „Väter sind eben so.”
„Meiner nicht”, gab Bryan im Brustton der Überzeugung zurück. „Er hat meine Mom noch nie geschlagen. Manchmal brüllt er zwar, das stimmt, aber sie brüllt zurück. Und ab und zu brüllt sie zuerst.”
„Wenn er sie noch nicht geschlagen hat, hat sie ihn wahrscheinlich einfach nur noch nicht genug geärgert.”
„Oh, sie ärgert ihn sogar ziemlich oft. Einmal war er so wütend, dass ich geglaubt habe, dass gleich seine Ohren anfangen würden zu qualmen, wie in den Comics. Da hat er sie aber nur hochgehoben und sich über die Schulter geworfen.”
„Sag ich doch.”
Bryan schüttelte den Kopf. „Er hat ihr nicht wehgetan. Sie haben sich auf dem Rasen gewälzt und miteinander gerungen. Sie hat ihn angeschrien und verflucht. Und dann haben sie sich plötzlich geküsst.” Bryan rollte die Augen. „Mann, war das peinlich.”
„Wenn er wirklich wütend gewesen wäre …”
„Ich sag dir doch, dass er wütend war. Er war fuchsteufelswild.”
„Hast du Angst gehabt?”
„Quatsch. Hör zu, Con, du musst echt endlich begreifen, dass Devin nicht Joe Dolin ist, verstehst du?”
„Er kämpft aber auch.”
„Ja, aber doch nicht mit Mädchen oder Kindern.”
„Wo ist der Unterschied?”
Connor war der hellste Kopf, den Bryan kannte, und doch schien er in diesem Punkt völlig vernagelt. „Willst du mich für dumm verkaufen? Würdest du denn jetzt nach Hause gehen und dich mit Emma prügeln?”
„Spinnst du? Ich würde nie im Leben … das ist doch was anderes.” Er unterbrach sich und brütete einige Zeit schweigend vor sich hin. „Na ja, vielleicht gibt es ja wirklich einen Unterschied. Ich muss darüber nachdenken.”
„Cool.” Zufrieden rieb sich Bryan seine schmerzenden Rippen. „Komm, trinken wir noch ‘ne Limo, und du erzählst mir eine Gruselstory. Aber eine richtig schön horrormäßige.”
Devin war schon früh wach und fütterte gerade die Schweine, als er die beiden Jungen mit ihrem Marschgepäck aus den Wäldern kommen sah. Als er die Schrammen, die blauen Flecke und die zerrissenen T-Shirts bemerkte, hob er eine Augenbraue.
„Na, muss ja eine ziemlich wilde Nacht gewesen sein”, sagte er milde.
„Seid ihr unter die Wölfe gefallen?”
Bryan kicherte und beugte sich nach unten, um Ethel und Fred zu begrüßen, die überschwänglich mit den Schwänzen wedelten. „Nö, Bären.”
„Hm-hm …” Devin musterte Connors aufgeplatzte Lippe. „Sieht mir eher nach einem gepflegten Boxkampf aus.”
„Unser Ball ist in eine Dornenhecke geflogen”, erklärte Connor beiläufig.
„Wir sind beim Rausholen aneinandergeraten, und ich bin ausgerutscht.”
„Deine Mutter wird dir das vielleicht abkaufen”, sagte Devin zu Bryan, „aber dein Vater bestimmt nicht. Na egal, wie war’s sonst?”
„Spitzenklasse.” Bryan kletterte den Zaun ein Stückchen hoch, um die Schweine besser beim Fressen beobachten zu können. „Wir haben uns Würstchen und Marshmallows gegrillt und uns
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