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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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schmal.
    »Das ist nur fair, Mrs. Omeara. Sie hat uns die Krebse gefangen.«
    »Dann gib sie ihr und schick sie weg!«
    Er zögerte, sah von einer zur anderen. Dann ergriff er den Arm seiner Frau, um sie zu beruhigen, und strahlte sie an. Erleichtert sahen die Kinder, daß sich das Gewitter verzogen hatte.
    »Das geht nicht, da wäre nämlich noch etwas. Sie hat sich verlaufen, und ich hab’ ihr gesagt, daß meine liebe Frau gebildet ist und lesen und schreiben kann. Wenn jemand ihr helfen kann, dann du.«
    Die Kinder spürten förmlich, wie sich ihre Mutter entspannte. Sie war stolz auf ihre Bildung, konnte sie aber in ihrer ärmlichen Umgebung selten nutzen, außer wenn sie ihren Kindern mit Tafel, Kreide und Spucke Buchstaben und Zahlen einbleute.
    »Was kann ich ihr schon sagen?«
    »Laß uns erst mal reingehen, sonst komme ich wirklich noch zu spät zur Arbeit«, murmelte er und grinste vielsagend.
    Sie drängten sich in das Zweizimmerhäuschen mit dem Schindeldach.
    »Nicht so schnell«, fauchte Mrs. Omeara und schickte ihren Mann erst einmal auf den Hinterhof, um die Fische zu säubern und die Schalen der Flußkrebse zu entfernen. Die älteste Tochter feuerte den Herd an, wärmte den Haferschleim auf und wies ihre Schwester an, das von Rüsselkäfern wimmelnde Mehl und die Fettbüchse zu holen, um die Fische darin zu braten.
    Das dunkelhäutige Mädchen drückte sich an der Tür herum, als wolle es jeden Augenblick die Flucht ergreifen.
    »Nioka heißt du?« fragte Mrs. Omeara entschlossen. Sie nickte.
    »Sprichst du Englisch?«
    »Kleines bißchen«, flüsterte sie.
    »Immerhin etwas. Aber eins muß ich dir sagen: Hier bestimme ich, was getan wird. Und ich kann dich nicht in meinem Haus dulden, wenn du so stinkst wie jetzt. Komm mit.«
    Sie führte Nioka durch die Hintertür, vorbei an der Bank, wo ihr Mann mit Hilfe der beiden Söhne die Fische säuberte, hinein in die Waschküche. Sie schloß die klapprige Tür hinter ihnen.
    »Weißt du, was das ist?« fragte sie und deutete auf die große Blechbadewanne.
    »Ja, Missus.«
    »Gut. Denn du wirst dich jetzt von Kopf bis Fuß abschrubben.« Sie öffnete die Tür und rief einer ihrer Töchter zu: »Sheila, bring mir den Eimer und die Kernseife, und zwar schnell!«
    Allmählich ging Nioka dieses herrische Benehmen auf die Nerven. Sie war einsam, niedergeschlagen und sehr hungrig, besaß aber auch ihren Stolz. Ungerührt sah sie zu, wie die Badewanne einige Zentimeter tief mit Wasser gefüllt wurde. Dann schickte die Missus Sheila ins Haus, damit sie ihrem Vater sein Essen vorsetzte.
    »Steig hinein und wasch dich. Die Haare auch, verstanden?«
    Nioka richtete sich würdevoll auf und blickte auf die rundliche Frau hinunter. »Ich brauche ein Handtuch.«
    Die Frau sah sie erstaunt an. »Wie bitte? Ach so, ja, da hast du wohl recht. Warte, ich hole dir eins.«
    Nioka kannte nur die kuschelig weichen Handtücher aus der Wäscherei von Springfield und sah den erbärmlichen Stoffetzen, den ihr die Frau brachte, etwas befremdet an. Ohne ein Zeichen der Dankbarkeit nahm sie es entgegen.
     
    Im Haus knallte Mrs. Omeara die Teller der Kinder auf den Tisch.
    »Ganz schön hochnäsig, die junge Frau. Hält sich anscheinend für was Besseres.«
    Ihr Mann sah von seinem Essen auf. »Sie tut nur so. Sieh zu, ob du ihr helfen kannst.«
    »Was denkst du, daß ich die ganze Zeit tue? Ich kann sie übrigens nicht wieder in diese verdreckten Lumpen stecken, die sind nur noch zum Verbrennen gut. Was soll ich ihr zum Anziehen geben?«
    »Hinter deiner Schroffheit steckt doch ein gutes Herz. Du wirst schon etwas finden.«
    »Gott steh uns bei!«
    Zu ihrem Entsetzen besaß das Mädchen keine Unterhose, nur Rock und Bluse. Mrs. Omeara fand in ihrer Kleiderkiste eine rosa Unterhose, eine schwarze Strickjacke und einen verblichenen, braunen Rock, den sie eigentlich als Flicken verwenden wollte. Sie legte die Kleidungsstücke rasch auf den Hocker in der Waschküche und suchte die Augen von dem Mädchen in der Wanne abzuwenden. Zum ersten Mal hatte sie einen Blick auf den glänzenden, schwarzen Körper einer Aborigine-Frau erhascht. Sie errötete beim Hinausgehen, denn der kurze Moment hatte ihr eine geschmeidige Figur enthüllt, die beinahe schön zu nennen war.
    Als alle gegessen hatten, das Dutzend fetter Flußkrebse verschwunden und Mr. Omeara zur Arbeit gegangen war, stellte seine Frau die Lampe auf den frisch geschrubbten Tisch.
    »Nun, worum geht es denn eigentlich?«
    Nioka

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