Sterne ohne Namen
fertiggebracht, die Steuerung des Rettungsbootes so zu verändern, daß wir von Automatik auf Handbedienung umschalten konnten. Zudem hatte er geduldig mit mir geübt, bis ich das Boot beherrschte. Obwohl ich noch nie im Leben ein Raumschiff gesteuert hatte, kannte ich doch seit meiner Kindheit die kleineren Atmosphärenflugzeuge, und die Technik in einem Rettungsboot unterschied sich kaum von der eines Flugzeugs.
Eet hatte wieder einmal seine ursprüngliche Form angenommen und lag zusammengerollt auf der freien Koje, während ich das Bootnach unten steuerte. Als die Landschaft im Bildschirm deutlicher wurde, erkannte ich, daß der Bernsteinton von den riesigen zartgefiederten Bäumen herkam, deren schlanke Stämme sich im Wind zu bewegen schienen. Und sie waren so gleichmäßig verteilt, daß ich nirgends eine Landelücke entdecken konnte. Fast hatte ich mich entschlossen, die Suche aufzugeben und den zweiten Landeplatz anzusteuern, als die Bäume niedriger wurden und schließlich ganz zurückblieben. Ein roter Sandstreifen erstreckte sich unter uns, und dahinter schimmerte das Meer so grün wie ein makelloser Smaragd.
An einer Stelle war der Strand breiter, und dort sah ich eine glasartige geschmolzene Fläche, die zweifellos durch die Start- und Landedüsen von Schiffen entstanden war. Ich landete nicht direkt auf diesem Fleck, sondern lenkte das Boot am Waldrand entlang und setzte es dicht unter einem Gehölz ab, wo man es kaum von oben sehen konnte. Ich war stolz auf meine Geschicklichkeit.
Nun hoffte ich nur, daß die Landespuren nicht von einem zufällig vorbeikommenden Forschungsschiff stammten, sondern daß ich bald auf die Ausgrabungsstätte stoßen würde.
Die Atmosphäre war sanft und angenehm, und ich konnte den Helm abstreifen. Doch ich nahm eine Waffe mit, die Ryzk in seiner Freizeit gebaut hatte. Laser und Betäubungsstrahler waren verboten, und so hatte der frühere Handelsschiffer einen Nadler hergestellt. An den Pfeilen, die durch einen Federmechanismus ausgestoßen wurden, befanden sich Spitzen aus Zoran-Abfällen. Sie waren tödlich.
Ich kannte die Gefährlichkeit der Waffe, und nur der Gedanke, daß ich vielleicht Verbrechern gegenübertreten mußte, bewog mich, sie mitzunehmen.
Als ich mit Eet auf der Schulter in den Sonnenschein hinaustrat, hatte ich nicht das Gefühl, daß wir uns auf einer feindlichen Welt befanden. Die Brise, welche die zarten Baumwedel dauernd in Bewegung hielt, war sanft und trug einen Duft mit sich, der jeden Salarik entzückt hätte. Jetzt erst sah ich, daß die Stämme weiter unten große scharlochrote Blüten trugen, in deren goldenen Kelchen Scharen von Insekten summten.
Der Boden war ein Gemisch aus rotem Sand und dunkler brauner Erde, die vor allem in Innern des Waldes eine üppige Schicht bildete. Doch ich betrat den Wald vorerst nicht, sondern ging am Rande der Vegetation entlang bis zu dem verbrannten Fleck.
Und dort entdeckte ich etwas, das von oben nicht sichtbar gewesen war – einen Pfad, der ins Innere des Waldes führte. Vorsichtig folgte ich ihm. Die hohen Bäume waren zum Teil entfernt worden, doch die Kronen der übrigen Pflanzen hatten sich sofort wieder über dem Pfad geschlossen. Im Boden konnte ich die Spuren von Roboträgern erkennen. Und dann senkte sich der Weg mit einem Male. Da, wo die Roboter den lockeren Mulm weggeräumt hatten, zeigte sich ein Straßenpflaster. Es war uralt, das konnte man an den sonderbaren Ornamenten erkennen. Und ich schätzte, daß die zu beiden Seiten ansteigenden Wälle nichts anderes als Erdhügel waren, die man vor langer Zeit hier angelegt hatte.
Der Weg wurde steiler und enger, und die Baumkronen schlossen sich so dicht über ihm, daß er dunkel und kühl wirkte. Ich wurde immer langsamer und horchte, doch der Wind, der in den zarten Zweigen wehte, verwischte jedes Geräusch.
»Eet?« fragte ich mit einem unbehaglichen Gefühl.
»Nichts …« Er hatte den Kopf erhoben und wandte ihn prüfend von einer Seite auf die andere. »Es ist eine sehr alte Stätte. Und es waren Menschen hier …« Dann unterbrach er sich, und ich konnte spüren, wie sich sein kleiner Körper versteifte.
»Was ist?«
»Todesgeruch. Vor uns ist Tod.«
Ich hatte meine Waffe in der Hand. »Eine Gefahr für uns?«
»Nein, nicht im Moment. Aber der Tod ist hier …«
Der Weg führte jetzt in einen dunklen Tunnel. Ich trug eine Gürtellampe, aber ich wollte sie nicht einschalten, um jede Aufmerksamkeit zu vermeiden.
»Ist jemand
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