Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
den Raum betrat.
Maddie erstarrte. Hannah hatte auch etwas gehört? Maddie hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass sie sich die Geräusche einbildete.
»Was für Viecher?«, hakte Maddie nach.
»Die weinenden«, antwortete Hannah.
»Hätte vielleicht sogar funktioniert, aber dabei wäre das Haus in Flammen aufgegangen«, sagte Mark.
Maddie zuckte mit den Achseln.
»Wegen des warmen Wetters nisten die Dohlen dieses Jahr früh, und als Nistplatz haben sie sich ausgerechnet euren Kamin ausgesucht«, erklärte Mark.
»Hab ich ihre Jungen umgebracht?«, fragte Hannah entsetzt.
»Ich glaube nicht, dass sie schon welche hatten.«
»Was machen Sie überhaupt hier?«, fragte Hannah Mark.
»So viel zum Thema Dankbarkeit.« Er lachte. »Ich wollte euch sagen, dass Tom morgen nach Hause darf. Ich habe eine Pflegerin organisiert.«
»Prima. Was meint der Arzt?«, wollte Hannah wissen.
»Der Krebs hat gestreut, aber mit einem neuartigen Medikamentencocktail könnte es gelingen, ihn unter Kontrolle zu halten. Tom wird die Pflegerin etwa eine Woche lang brauchen, dann dürfte er allein zurechtkommen, vorausgesetzt, wir besuchen ihn alle weiter regelmäßig. Dir haben wir es zu verdanken, dass er noch lebt, Hannah.«
Hannah nickte nur kurz.
Maddie schüttelte den Kopf. Was ging in Hannahs Kopf vor? In den vergangenen Tagen war sie vor Sorge um Tom außer sich gewesen, und nun tat sie diese Nachricht mit einem Achselzucken ab.
»Hannah, ich fahre zu ihm. Willst du mitkommen?«, fragte Mark.
»Ja«, antwortete Hannah, die dabei war, den Raum zu verlassen.
»Dir scheint’s besser zu gehen«, sagte Mark zu Maddie. »Da siehst du, was passiert, wenn du dich mit anderen Männern rumtreibst«, fügte er spöttisch hinzu.
»Das wird mir eine Lehre sein. Ich versuche, mich zu bessern«, versprach Maddie. »Ein Mensch in der Küche hat zwanzig Gäste angesteckt.«
»Darfst du wirklich schon wieder aufstehen? Du siehst noch ziemlich mitgenommen aus.«
»Danke fürs Kompliment.« Maddie strich sich die Haare aus der Stirn. »Und für die Rettung aus der Not.«
Mark lachte. »Du scheinst ziemlich oft gerettet werden zu müssen.«
»Du wolltest mir nur die Schau stehlen.«
»Brauchst du irgendwas aus Truro?«
Dich! , rief ihr Herz im selben Augenblick aus, als ihr wieder übel wurde. Offenbar hatte die Aufregung ihren Magen erneut in Aufruhr gebracht. Sie hob den Besen in der Hoffnung vom Boden auf, dass die Übelkeit verschwinden würde. »Nein, danke.«
»Dann bis später.«
Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Wir müssen reden.«
»Ja.«
Da rief Hannah Mark zu, dass er sich beeilen solle.
»Lieben Sie Maddie?« Hannah sah Mark an. Im Profil hatte er große Ähnlichkeit mit Will.
»Das ist aber eine ganz schön direkte Frage.«
»Ja und?« Sie zuckte mit den Achseln.
»Warum möchtest du das wissen?«
»Mich würde interessieren, was Sie von ihr wollen.«
»Wieso?«
»Was sollen die Gegenfragen?«
»Du hast damit angefangen.«
»Stimmt.« Hannah seufzte.
»Sag mir, warum du das wissen möchtest, dann gebe ich dir eine ehrliche Antwort.«
»Werden Sie sie genauso im Stich lassen wie Ihre Frau?«
»Du redest nicht um den heißen Brei rum, was?«
»Nein, warum sollte ich?«
Er lenkte den Wagen in einen Kreisverkehr. »Nein, ich habe nicht vor, sie im Stich zu lassen. Beantwortet das deine Frage?«
»Nicht wirklich. Sie lieben sie doch, oder?«
»Ja, genau wie du.«
»Quatsch.« Sie biss sich auf die Unterlippe.
»Warum sollte es dich sonst interessieren, ob ich sie liebe?«
»Manchmal ist sie ganz okay, und ich habe ja sonst niemanden.« Sie betrachtete ihre Hände. »Jetzt ist auch noch OT krank. Wie lange, glauben Sie, hat er noch zu leben?«
»Die Ärzte wissen es nicht. Hängt davon ab, wie gut die Medikamente anschlagen. Er ist nicht mehr jung.«
»Manchmal ist das Leben echt scheiße.«
»Ja«, pflichtete er ihr mit leiser Stimme bei.
»Mein Dad war nicht alt.« Zweiundvierzig, nicht mehr der Jüngste, aber noch nicht richtig alt.
»Claire auch nicht.«
»Ihre Frau?« Sie drehte sich zu ihm.
»Ja.«
»Lieben Sie Maddie mehr?«
»Anders.«
»Warum anders?«
»Bei Claire war ich sehr jung. Ich hatte gerade meine Mutter verloren, und sie hat mir beigestanden.«
»Warum ist das jetzt anders?« Hannah schaute zum Fenster hinaus. Wie konnte es unterschiedliche Arten der Liebe geben? Entweder man liebte jemanden, oder man tat es nicht.
»Wir waren in vielerlei Hinsicht zu jung zum
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