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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fenwick
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einfach nicht heilen wollte.
    Sie ging ins Esszimmer und hockte sich auf die Fensterbank. Trotz der vielen Papiere, die auf dem edlen Tisch ausgebreitet lagen, erschien ihr dieser Ort sehr friedlich. Maddie zog die langen Beine an, schlang die Arme darum und betrachtete den Baum draußen. Auf Augenhöhe rahmte eine der Fensterscheiben einen schön geformten Ast so ein, dass die Linie verzerrt wurde und die Konturen verschwammen. Die spezielle Mischung der Grüntöne ließ Maddie aufspringen und in den Stall hasten. Sie musste malen. Vergiss die Äpfel, vergiss das Haus, vergiss alles und male, dachte sie.
    Hannah sah Maddie in der Küche hantieren. Wenn sie sie noch weiter bemutterte, würde sie ihr eine Ohrfeige verpassen. Seit dem Zwischenfall am Strand fragte Maddie die ganze Zeit, wie es ihr gehe. Die Frau wirkte erschöpft, fast schlimmer als nach Dads Tod.
    »Brauchst du noch was?«, erkundigte sich Maddie.
    Hannah schüttelte den Kopf. Sie hielt das nicht mehr aus.
    »Was ist los mit dir?«
    »Alles in Ordnung, danke.«
    »Gut.« Hannah fand, dass sie aussah wie ein verschrecktes Kaninchen. »Dann geh aus oder mach irgendwas anderes. Ich verschwinde schon nicht an den Strand.«
    Es würde lange dauern, bevor Hannah auch nur wieder in die Nähe des Flusses wollte.
    »Hannah.«
    »Hör auf damit. Du hast mich schon oft allein zu Hause gelassen. Geh aus.«
    »Ich bin hier zufrieden.«
    »Bist du nicht. Du solltest nach London fahren. Vielleicht reicht auch das Pub. Aber gönn dir um Himmels willen ein bisschen Spaß!« Hannah biss in einen Apfel. »Ich rufe jetzt Tamsin an. Sie soll dich holen und heute Abend was mit dir unternehmen.«
    »Nicht nötig. Ich muss nicht ins Pub.«
    »Doch. Sonst verlierst du hier noch den Verstand.«
    »Unsinn. Ich bin nur ein bisschen niedergeschlagen. Das passiert manchmal.«
    »Wenn das alles ist, dann lass deine Chakren in Ordnung bringen. Aber ich glaube, das Pub würde mehr bringen. Gönn dir ein Glas Wein oder auch zwei oder drei. Genieß das Leben.«
    Hannah verließ die Küche und ging in ihr Zimmer. Sie hatte begonnen, eines der Dokumente aus der Schatulle abzuschreiben. Es ging verdammt langsam voran, doch mit dem verstauchten Knöchel hatte sie in den vergangenen Wochen sowieso nicht viel mehr machen können als die Schularbeiten.
    Sie setzte sich aufs Bett, holte ihren Block hervor und entrollte das Pergament. Die verschnörkelten Buchstaben darauf gefielen ihr, auch wenn sie schwer zu entziffern waren. Bisher hatte sie etwa zehn Wörter entschlüsselt, eines davon war »Penventon«. Eigentlich hätte sie die Sachen Maddie zeigen sollen, doch das wollte sie nicht, jedenfalls noch nicht. Schließlich war es ihr Fund.
    »Verrätst du mir, warum Hannah dich unbedingt loswerden wollte?«, fragte Tamsin, als sie vom Wagen zum Pub gingen.
    Maddie verdrehte die Augen. »Keine Ahnung.«
    »Sie sagt, du wärst aus der Fassung und bräuchtest einen Drink.« Tamsin öffnete die Tür zum New Inn.
    »Sagt sie das?«
    »Ja, und dazu vielleicht ein bisschen Sex, um deine Chakren in Ordnung zu bringen.«
    Maddie musste lachen. »Funktioniert das denn?«
    »Weiß nicht. Wäre jedenfalls ein Riesengeschäft, wenn’s tatsächlich klappt.« Tamsin trat an die Theke. »Rotwein?«
    Maddie nickte und stellte sich an das munter prasselnde Kaminfeuer. »Wie geht’s Mark?«
    Tamsin wandte sich ihr zu. »Wie üblich. Warum?«
    »Ich hab ihn länger nicht gesehen.«
    »So, so.« Tamsin lächelte.
    »Ach, hör auf. Kann man sich nicht nach jemandem erkundigen, ohne dass man gleich in die Zange genommen wird?«
    »Nein.« Tamsin reichte Maddie ein Glas. »Und jetzt runter mit dem Wein und raus mit der Sprache. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Immerhin bist du ehrlich.« Tamsin winkte einem Mann auf der anderen Seite des Raums zu, bevor sie sich an einen Tisch setzte. Dann klopfte sie auf den Sitz neben sich, und Maddie nahm ebenfalls Platz.
    »Ich bin niedergeschlagen und weiß nicht, ob der Umzug dran schuld ist oder was anderes.« Maddie betrachtete ihre Hände. Früher hatte sie immer alles im Griff gehabt; jetzt schien die Welt aus den Fugen geraten zu sein.
    »Hannah hat recht. Du brauchst tatsächlich einen Drink, einen Fick und noch was anderes, zum Beispiel eine kräftige Ohrfeige.« Tamsin hob die Hand.
    Maddie lachte. »Der erste Punkt lässt sich leicht bewerkstelligen, beim letzten ducke ich mich weg, und für den zweiten habe ich keinen geeigneten

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